Alle Artikel mit dem Schlagwort: Review

Was tun, wenn sich der eigene Sohn als zutiefst diabolisch herausstellt? Szenenfoto aus „Her only living son“. Koch Film

„XX“: Die feminine Seite des Horrors

Grusel-Kurzfilme von vier Regisseurinnen fürs Heimkino publiziert Grausen muss nicht männlich sein: Mit „XX“ hat Koch Media eine faszinierende Heimkino-Kollektion vorgelegt, in der sich vier Regisseurinnen im Horror-Genre austoben. Und die setzen nicht nur auf subtile Gruselei, sondern gelegentlich auch auf Splatter-Effekte. Ein besonderes Schmankerl sind die surrealen Zwischensequenzen in Stop-Motion-Technik, in denen eine bizarre Puppen-Homunkulus-Geschichte erzählen.

Hubschrauber-Oberst Kilgore (Robert Duvall) liebt den Geruch von Napalm am Morgen. Szenenfoto aus: Apocalypse now, Studiocanal

Krieg – der „Vater aller Dinge“

In ihrem jüngsten Buch analysiert die kanadisch-britische Historikerin Margaret MacMillan „Wie Konflikte die Menschheit prägten“ „Der Krieg bleibt, was er immer war: eines der größten Mysterien der Menschheit.“ Diesen Satz hatte die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch in ihrem Buch „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ geprägt. 2015 bekam sie den Nobelpreis für Literatur. Die kanadisch-britische Historikerin Margaret MacMillan hat diese Sentenz aufgegriffen und ihrem eigenen Buch „Krieg. Wie Konflikte die Menschheit prägten“ vorangestellt.

Aufstieg und Fall des Mikroelektronik-Pioniers Werner Hartmann

Biografie erzählt, warum der parteilose „Spezialist“ in der DDR erst als Star hofiert und dann verfemt wurde Dresden. Er gilt als Vater der ostdeutschen Mikroelektronik, arbeitete an der sowjetischen Atombombe mit, war DDR-Nationalpreisträger 2. Klasse – nur um wenig später in Ungnade zu fallen. Den Rest seines Lebens fristete er verfemt und abgeschoben auf einem drittrangigen Posten in einem Erzgebirgstal. Die Rede ist vom Physiker Werner Hartmann (1912-1988), der vor 110 Jahren in Berlin geboren wurde und kurz vor der Wende in Dresden starb. Aus diesem Anlass hat Gerhard Barkleit eine Biografie des DDR-Halbleiterpioniers verfasst und nun veröffentlicht.

Die Steckenpferd-Lilienmilch-Seife war ein Verkaufsschlager, die Nachfrage kaum zu befriedigen. Repro (hw)) aus: H. Pfeil: Welch ein reichtum!

Per „Steckenpferd-Kampagne“ Valuta für die Staatskasse

Im Buch „Welch ein Reichtum!“ skizziert Hartmut Pfeil die Radebeuler Industriegeschichte Radebeul. Gummistiefelweitwurf, Luftgitarrespielen, Frauentragen – die Finnen haben einige bizarre Sportarten erfunden, die sie mit aller Leidenschaft betreiben. Neueste Innovation: Steckenpferdreiten, was heißt, dass die Pferde, mit denen man bei Meisterschaften einen Hindernisparcours bewältigt, aus Holz, Stoff und Wolle bestehen. Deutlich prosaischer waren die Beweggründe, weshalb zu DDR-Zeiten eine „Steckenpferd“-Kampagne ins Leben gerufen wurde. Um Überseehandel zu treiben, fehlte es an Schiffen, denn was man in den eigenen Werften an der Ostsee produzierte, ging als Reparation in die Sowjetunion. Also wurde 1957 ein „Valuta- und DM-Fond“ gegründet, um gebrauchte Handelsschiffe aus dem Westen ankaufen zu können, die allerdings nur für Devisen zu haben waren. Erster Ansprechpartner des Außenhandelsministeriums der DDR war der VEB Steckenpferd aus Radebeul.

Kommandantin Marina Barnett (Toni Collette, Mitte), Biologe David (Daniel Dae Kim, links) und Medizinerin Zoe (Anna Kendrick) ahnen beim Start nicht, wie desaströs sich ihre Mission entwickeln wird. Szenenfoto aus "Stowaway": Eurovideo

Science-Fiction „Stowaway“: Dramatische Marsmission ohne Happy-End

Werfen wir den blinden Passagier durch die Luftschleuse? Um ethische Dilemmata im All rotiert das Raumschiff MTS42 auf seiner Reise zum Mars: Ist es moralisch vertretbar, in einer womöglich ausweglosen Lage einen Menschen über Bord ins eisige All zu werfen, wenn das den Rest der Mannschaft rettet? Regisseur Joe Penna hat diese Konstellation als Science-Fiction-Drama „Stowaway“ verarbeitet, in Deutschland gedreht und nun auch fürs deutsche Heimkino veröffentlicht.

Umschlag von Jussi Adler Olsen: "Natriumchlorid". Abb.: dtv

„Natriumchlorid“: Neuer „Dezernat Q“-Thriller von Jussi Adler-Olsen

Selbsternannter Racheengel meuchelt sich durch die Dekaden Durch Zufall und Corona gerät das eigentlich für Uralt-Kriminalfälle zuständige „Dezernat Q“ der Kripo Kopenhagen an eine Reihe von nichtnatürlichen Todesfällen, die auf den ersten Blick kaum etwas miteinander zu tun haben und teils wie Suizide oder Unglücksfälle wirken. Doch auf den zweiten Blick entdecken Carl Mørk und sein Team doch einen gemeinsamen Nenner: kleine Salzhäufchen am Ort des Geschehens. Und als sie tiefer graben, graben sie auf einen selbst ernannten Racheengel und eine ganze Serie fast perfekt getarnter Ritualmorde, die bis zu einem Blitzschlag in den 80er Jahren zurückführt. All dies erzählt der dänische Starautor Jussi Adler-Olsen in seinem neuesten Krimi „Natriumchlorid“, der nun auch in Deutschland erschienen ist.

Umschlagbild von: Carl Achleitner: „Das Geheimnis eines guten Lebens, Abb.: Edition a

Trauerredner verrät Rezept für glückliches Leben

Nach über 2900 Begräbnissen hat Carl Achleitner aufgeschrieben, was wirklich zählt Wo könnte man mehr über ein glückliches Leben erfahren als bei den Hedonisten, den lebensfrohen Genießern, mag man im ersten Moment denken. Viel mehr können wir aber von den Toten lernen, findet der Trauerredner und Schauspieler Carl Achleitner. Der Österreicher lässt uns in seinem Buch „Das Geheimnis eines guten Lebens – Erkenntnisse eines Trauerredners“ an seinen Befunden teilhaben. Darin verarbeitet er seine Erlebnisse bei über 2900 Begräbnissen, reflektiert seine Vor- und Nachgespräche mit den Hinterbliebenen und formuliert auf 224 Seiten seine Quintessenz zur Frage, warum über manche Verstorbene nur in den höchsten Tönen gesprochen wird – und andere als Ekel in Erinnerung bleiben.

Wenn Fäuste, messer und Pistolen nicht mehr reichen, greift "H" (Jason Staham) auch mal gern zum Sturmgewehr. Das Finale von "Cash Truck" erinnert etwas an "Heat". Szenenfoto: Studiocanal

„Cash Truck“: Knackiger Rache-Thriller von Guy Ritchie

Statt Gentleman-Kämpfer ist Jason Statham diesmal ein erbarmungsloser Bestrafer Mit „Cash Truck“ hat Guy Ritchie („Snatch“, „Sherlock Holmes„) einen seiner düstersten Filme seit Jahren abgeliefert. Der britische Starregisseur setzt hier auf seine einstige Entdeckung Jason Statham („Crank“, „Redemption„), der in diesem Thriller nur noch wenig Gentleman-Artiges an sich hat, sondern hart und nahezu erbarmungslos nach Rache giert. Erschienen ist der gekonnt inszenierte Streifen nun fürs deutsche Heimkino.

Etwas ahistorisch, aber steampunkisch anzusehen: Miniraketenwerfer auf dem Spielzeug-Schlachfeld des I. Weltkriegs. Bildschirmfoto (hw) aus: "Toy Soldiers"

„Toy Soldiers HD“: Turmverteidigung gegen Spielzeugsoldaten

KI bietet das Militärspielzeug des I. Weltkriegs gegen uns auf Mit „Toy Soldiers HD“ hat „Accelerate Games“ nun ein Turmverteidigungs-Spiel der besonderen Art veröffentlicht: Statt klassische Feuerwerfer, Bogenschützen- oder Kanonentürme wie in so vielen klassischen „Tower Defence“-Titeln platzieren und steuern wir hier Spielzeugsoldaten und –Kanonen. Die sind im Stil der Propaganda-Spielzeuge des I. Weltkriegs gehalten. Viele werden es wissen: Als sich Europa in den ersten großen Maschinenkrieg stürzte, war Kriegsspielzeug noch nicht so verpönt wie heute – die Propagandisten und national gesinnten Unternehmer auf beiden Seiten bestückten massenhaft Kinderzimmer mit derartigen Dingen.

Da hat Papi mit seinem Scharfschützengewehr in letzter Sekunde geholfen: Zoe (Isabel May) ist inzwischen etwas mit den Nerven runter. Szenenfoto (Koch Media) aus: "Run Hide Fight"

„Run Hide Fight“: Die Gedemütigten laufen Amok

Selbstjustiz-Thriller aus den USA kommt ins Heimkino In „Run Hide Fight“ wirft US-Regisseur Kyle Rankin die Frage aus, was erlebte Gewalt aus jungen Menschen macht – und wie dünn die Grenzen zwischen Täter und Opfer manchmal sein können. Sein Teenager-Actionfilm stellt dabei einen Amoklauf an einer Oberschule in den Fokus und ist nach dem „Stirb Langsam“-Konzept gestrickt, allerdings mit reflektiven Untertönen. Statt eines John McClane im Feinripp-Unterhemd räumt bei ihm allerdings ein Mädchen in zerrissenen Jeans mit den Bösewichten auf.

Viele junge Frauen und Männer in der DDR wollten Flugbegleiterinnen oder Piloten bei der Interflug werden. Foto: Interflug Abteilung Werbung, Repro (hw): aus: S. Schmitz: Interflug

„Interflug“-Buch über Aufstieg und Absturz der DDR-Airline

Ostdeutsche Fluggesellschaft stand für den Traum von der Ferne – agierte aber auch als Billigflieger für Westberliner und Billigflieger für Westberliner Die war die Vorzugs-Airlines des Sandmännchens, transportierte Waffen ebenso wie Küken, beförderte, Preisfüchse aus dem Westen und besprühte Felder in der ganzen DDR, unter ihren Farben agierten aber auch die Stasi und die Leibflugzeuge der SED-Oberen: die Interflug. Der westdeutsche Stewart und Autor Sebastian Schmitz hat der staatlichen Fluggesellschaft der DDR ein ausführliches Buch gewidmet, das nun unter dem Titel „INTERFLUG – Die Fluglinie der DDR“ in den Stuttgarter Paul-Pietsch-Verlagen erschienen ist.

Rose Corley (Lindsey Morgan) in Kampfpose. Bildschirmfoto (Eurovideo) aus: "Skylin3s"

„Skylin3s“: Wild-wirre Alienkämpfe

Sci-Fi-Action fürs deutsche Heimkino Und wieder eine Alien-Invasion auf Erden, und wieder sind es die Frauen, die die Monster zurückschlagen: Mit „Skylin3s“ finalisiert Regisseur Liam O’Donnell seine Science-Fiction-Trilogie. Eurovideo hat das mehr action- als sinnhaltige Werk nun fürs deutsche Heimkino veröffentlicht.

Karl-Hans Janke, Weltall-Kugel-Trajekt „Terra Venussa“, undatiert, Bleistift, Kugelschreiber, Farbstifte, 30 x 84 cm, Museum Karl-Hans Janke, Rosengarten e. V. Wermsdorf, Bildrechte: VG BILD-KUNST Bonn, 2021 (via Städtische Galerie Dresden)

Prototypen von Faustkeil bis Fleischformel

Städtische Galerie Dresden assoziiert 35 Bilder, Skulpturen, Installationen, Vasen und andere Prototypen aus Kunst und Technologiegeschichte Dresden, 18. September 2021. „Prototypen“ assoziieren die Meisten sicher mit technologischen Dingen: Das mag ein erstes Auto unter Millionen sein oder die erste – womöglich noch etwas unbeholfene – Formwerdung einer wissenschaftlich-technischen Erfindung. Im ursprünglichen altgriechischen Wortsinn ist der Prototyp der erste Hammerschlag, der erste Abdruck, den der Schmied auf einem neuen Schwert oder Hufeisen hinterlässt. Von dort ist der Bückenschlag zur Kunst nicht mehr weit: Auch der erste Linolschnitt kann ein Prototyp sein – und das Bild etwas Prototypisches zeigen. So ist es auch mit der neuen Ausstellung „Prototypen – Muster und Vision“, die ab 18. September 2021 in der „Städtischen Galerie Dresden“ zu sehen ist.

Ein Mann und eine Frau gucken angestrengt auf einen Endlospapier-Ausdruck und versuchen, dabei einen kompetenten Eindruck zu machen. Abb.: Sperry Univac, Repro aus: Systemabsturz

Thriller „Systemabsturz“: Nerds enthüllen Analog-Starwars der Nasa

Die IT-Forensiker Schröder und Harriets ermitteln ein letztes Mal Ein Feuerball stürzt in Kurtschatow im Süden Russlands ab, genau dort, wo rund 70 Jahre zuvor sowjetische Wissenschaftler Stalins Atombombe entwickelt hatten. Ein Zufall? Wohl kaum, stellen Nerd Schröder und seine Lieblings-IT-Forensikerin Harriet rasch und leidvoll fest: Bewaffnete Agenten der „U. S. Space Force“ entführen die beiden Retrotechnik-Experten, damit sie das Betriebssystem eines alten Spionagesatelliten entschlüsseln, der aus unerfindlichen Grünen aus seinem Orbit auf die Erde zu stürzen gilt. Zeitgleich entdeckt ihr Kumpel und Ex-Nasa-Eierkopf Jesko von Neumann im Nachlass eines Kollegen Hinweise auf völkerrechtswidrige Uralt-Projekte seines früheren Arbeitgebers…