Alle Artikel mit dem Schlagwort: Pogrom

Ausschreitungen gegen Juden vor der Synagoge in Dresden im November 1938. Foto: Heiko Weckbrodt

Der gedemütigte Tempeldiener, der Nazi und das Kind

Datenbank über Pogrome 1938 in Sachsen freigeschaltet Dresden, 2. November 2018. Sie wurden gedemütigt, in KZs verschleppt, ihre Wohnungen und Synagogen zerstört: Die gewalttätigen Ausschreitungen gegen Juden in Sachsen jähren sich in wenigen Tagen zum 80. Mal. Damit nicht vergessen wird, wie sehr sich ein selbsternanntes Kulturvolk an seinen Mitmenschen verging, hat der Dresdner Historiker Daniel Ristau nun in der „Sächsischen Landes- und Uni-Bibliothek“ (SLUB) eine Internet-Datenbank freigeschaltet. Deren „Bruch|Stücke“ beleuchten die Judenverfolgungen im November 1938 in Sachsen.

Suchen Stärke: Stefan (Jonas Nay) und Jennie: Saskia Rosendahl). Foto: Zorro

„Wir sind jung. Wir sind stark“: Sind die Zigeuner erst mal weg, wird alles gut

23 Jahre danach: Kraftvolle filmische Obduktion der ausländerfeindlichen Krawalle von Rostock-Lichtenhagen Rohe Steine auf der Straße, leere Flaschen, Trümmer. Eine Bürgerkriegs-Stadtlandschaft in Graustufen. Ein Einkaufswagen rattert ins Bild. Kinder sammeln das Leergut auf. Wahrscheinlich, um sich ein paar Kröten Taschengeld zu verdienen. Oder? Ein paar Schritt weiter gammelt eine Clique gelangweilt in einem alten Barkas. Sandro (David Schütter) kommt dazu. Straff weggekämmte Haare, Bomberjacke, ganz der Hilfsnazi. „Morgen um die selbe Zeit ist Rostock ausländerfrei“, tönt er in den Transporter. Der halbwüchsige Stefan (Jonas Nay) ist sich nicht so sicher, ob er da mitmachen will. Doch am Ende verkettet sich alles in der Clique zu einem Gedanken: „Wir sind Jung. Wir sind stark“. In seinem gleichnamigen Spielfilm verarbeitet Regisseur Burhan Qurbani jene ausländerfeindlichen Krawalle in Rostock-Lichtenhagen, deren Bilder 1992 um die Welt gingen: von brennenden Asylheimen in der Platte und dem Mob, der dazu jubelt.