Alle Artikel mit dem Schlagwort: MfS

Die Schauvitrine zeigt die Infrarot-Detektoren, die einst die Stasi-Zentrale an der Bautzner Straße sicherten, Foto; Heiko Weckbrodt

Umbau in Dresdner Stasi-Zentrale teurer als gedacht

Gedenkstätten-Sanierung kostet über 2,7 Millionen Euro Dresden, 30. November 2014: Die Sanierung und der Umbau der ehemaligen Dresdner Stasi-Bezirkszentrale an der Bautzner Straße wird teurer als geplant: Statt 2,3 Millionen hat das Projekt über 2,7 Millionen Euro gekostet. Das hat eine Neukalkulation des Finanzdezernats im Rathaus ergeben. Am Montag wird der Finanzausschuss in erster Lesung darüber beraten, woher die fehlenden 430.000 Euro kommen sollen.

Zu DDR-Zeiten entwickelten und fertigten zahlreiche VEBs in und um Dresden Rüstungsprodukte: Feuerleitrechner, Sturmgewehre und dergleichen mehr. Montage: Heiko Weckbrodt

Special: Die geheimen DDR-Rüstungsschmieden in Dresden

Besonders in den 1980ern stiegen auf Druck der Russen viele VEBs im Raum Dresden in die „spezielle Produktion“ ein Dresden, 2. November 2014: Dresden und Sachsen gehörten zwar nie zu den ganz großen deutschen Rüstungs-Hochburgen wie etwa die Panzerstahlschmieden im Ruhrpott oder die U-Boot-Werften an der Nordsee. Aber auch hier gab es seit jeher wichtige Produktionskerne für die Kriegsmaschinerie, die sich bis in die Kaiserzeit zurückverfolgen lassen – man denke etwa an die Kamerawerke von Ernemann (später: Pentacon) oder das Sachsenwerk. Die feinmechanischen, optischen, elektronischen und anderen Technologieindustrien, die im Raum Dresden konzentriert waren, lieferten sowohl im I. wie auch im II. Weltkrieg für Heer, Marine und Luftwaffe Komponenten zu. Und was vielen Sachsen auch heute, 25 Jahre nach der politischen Wende, nicht bewusst ist: Unter strenger Geheimhaltung wurde diese Tradition auch unter SED-Regie fortgesetzt.

Der Zusammenbruch der DDR verhinderte letztlich eine Massenproduktion in Ostdeutschland: Die "Wieger 940" wurde im Erzgebirge für den Westexport entwickelt - frei von sowjetischen Lizenzrechten, damit die DDR damit Devisen verdienen konnte, so der Plan. Foto: Tom Raulien, Wikipedia, Public Domain

DDR-Rüstung gegen Reagans Sternenkrieg

Erzgebirgler entwickelten Sturmgewehr „Wieger“ für Westexport Dresden, 2. November 2014: Wenn Sie heute im Internet mal über Werbung für das automatische Sturmgewehr „Wieger 940“ stolpern, schauen Sie mal etwas genauer hin: Nicht, um sich zu bewaffnen, sondern weil dieses tödliche Instrument zwar in Bulgarien gefertigt und in den USA bis heute für 200 bis 250 Dollar vertickt wird. Aber entwickelt wurde es von der erzgebirgischen Rüstungsschmiede VEB Geräte- und Werkzeugbau Wiesa (daher auch „Wieger“, zusammengesetzt aus „Wiesa“ und „Germany“), einem Betrieb des Kombinats Spezialtechnik Dresden.

Er liebte uns alle: Erich Mielke, von 1957 bis 1989 Stasi-Minister. Abb.: R. Mittelstädt, BA, Wikipedia

„Zur politisch-operativen Sicherung der Geheimnisträger befehle ich“

DDR-Rüstungsproduktion wurde von Stasi streng abgeschirmt Dresden, 31. Oktober 2014: Die Rüstungssparten („Spezielle Produktion“) in DDR-VEBs unterlag strengster Geheimhaltung. Den äußeren Wachschutz übernahmen oft spezielle Volkspolizei-Betriebswachen, die innere Absicherung die Stasi-Bezirksverwaltung, die solche Betriebe massiv mit IM, GMS und anderen Zuträgern unterwanderte.

Der Dresdner Stasi-General Horst Böhm bei einer Schul-Weihung. Repro: Heiko Weckbrodt

Parteisoldat durch und durch

Der rasche Aufstieg und tiefe Fall des Dresdner Stasi-Chefs Horst Böhm Dresden, 11. Juli 2014: Vor 33 Jahren, Anfang Juli 1981, übernahm der damalige Oberst Horst Böhm das Kommando über die Dresdner MfS-Bezirksverwaltung – und unter seine Ägide verfolgte die hiesige Stasi Regimegegner stärker denn je. „In seiner Amtszeit wurden nachweisbar mehr Oppositionelle und ,Republikflüchtlinge’ verhaftet“, schätzt Dr. Thomas Widera vom Dresdner „Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung“ ein, der sich anhand von Quellenmaterial mit der Biografie zahlreicher Stasi-Offiziere vergleichend beschäftigt.

Das Stasi U-Hafthaus an der Bautzner Straße soll Teil des Dresdner "Campus' der Demokratie" werden. Abb.: hw

Dresdner Stasi-Zentrale wird als Gedenkstätte ausgebaut

Restaurierung im Mai fertig – Umbau dauerte halbes Jahr länger als geplant Dresden, 14. März 2014: Mit mehrmonatiger Verzögerung wird die sanierte und umgebaute Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-Bezirkszentrale an der Bautzner Straße im Mai wiedereröffnet – 25 Jahre nach den gefälschten DDR-Kommunalwahlen. Das hat Herbert Wagner, der Vorsitzende des Trägervereins „Erkenntnis durch Erinnerung“, angekündigt. Die Gedenkstätte ist durch die 2,35 Millionen Euro teure Sanierung deutlich repräsentativer geworden und kann DDR-Unrecht nun aus Opfer- wie Täterperspektive zeigen.

Interesse an Stasi-Akten steigt wieder

Berlin, 4. Januar 2012: Obwohl die Erstürmung der Stasi-Zentralen inzwischen 22 Jahre zurückliegt, bleibt das Interesse am Studium der ostdeutschen Geheimdienst-Akten hoch: Im vergangenen Jahr gingen beim Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen (BStU) und dessen Außenstellen insgesamt 88.231 Anträge auf persönliche Akteneinsicht ein, das waren knapp zehn Prozent mehr als im Vorjahr, wie die Behörde heute in Berlin mitteilte.

Im Stasi-Ministerium soll größtes Echtzeit-Puzzle der Welt hinter Glas rätseln

Bundesbeauftragter Jahn plant „Campus der Demokratie“ in Berlin und Dresden Berlin/Dresden, 23. November 2012: Das Gelände des früheren DDR-Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg soll ein „Campus der Demokratie“ werden. Das hat der Bundesbeauftrage für Stasi-Unterlagen (BStU), Roland Jahn, während eines Besuches in Dresden – wo ebenfalls solch ein Campus entstehen soll – vorgeschlagen. Als besonderen Clou möchte er dort „das größte Echtzeit-Puzzle der Welt“ installieren: Hinter Glas soll der von der Fraunhofer-Gesellschaft entwickelte „ePuzzler“ mit Computerhilfe live vor den Augen der Besucher zerrissene Stasi-Akten wieder zusammensetzen.

Die Videoaugen der Stasi

Überwacher überlastet: MfS wollte Berliner Zentrum und Autobahnen mit Kameras verwanzen Im Zuge des Geheimplans „Strategie 2000“ wollte die Stasi das gesamte Zentrum von Berlin mit Videokameras verwanzen und die City samt aller Transit-Autobahnen von einem Hightech-Stützpunkt an der Hermann-Matern-Straße aus fernüberwachen. Das geht aus einer neuen Publikation „MfS-Handbuch: Hauptabteilung VIII“ der Stasi-Unterlagenbehörde hervor. Ein Hauptgrund für dieses Projekt, dessen Kostenpläne immer mehr ausuferten, war die zunehmende Überlastung des Stasi-Überwachungsapparats in den 1980er Jahren.

Ex-Stasigeneral Markus Wolf: Haben passiv auf einen „Erlöser“ gewartet

Im Buch „Spionagechef im geheimen Krieg“ geht der frühere HV-A-Chef auch mit Bundespromis ins Gericht Er war der „Große Unbekannte“, der „Mann ohne Gesicht“, von dem die westlichen Geheimdienste bis 1979 nur ein Jugendfoto aus jener Zeit hatten, als er von den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen berichtete: Markus Wolf (1923-2006), Chef der Stasi-Hauptverwaltung Aufklärung (HV A), zuständig für die einen der erfolgreichsten Auslandsgeheimdienste weltweit. Manche seiner Erfolge waren freilich Pyrrhus-Siege, wenn man etwa an den Sturz von Kanzler Willy Brandt denkt, nachdem dessen Referent Günter Guillaume als einer von Wolfs Spionen enttarnt worden war. Über ein Jahrzehnt nach seinem Abschied von der Stasi hat er in seiner Autobiografie „Spionagechef im geheimen Krieg“ seine Lebensgeschichte erzählt –die im Spannungsfeld zwischen Apologetik, Selbstkritik und auch etwas Larmoyance doch viele Frage offen lässt.

„Bruderorgane“ durchkreuzen nachträglich die Stasi-Aktenvernichtung

Dresden/Berlin, 23.2.2012. Unter den Historikern nährt sich die Hoffnung, die Stasi-Aktenvernichtungsaktion im Nachhinein doch noch durchkreuzen zu können. Denn nachdem jetzt ein Austauschprogramm zwischen der deutschen Stasi-Aktenbehörde BStU und deren Schwesterbehörden in Tschechien, Polen, Bulgarien und anderen einst sozialistischen Ländern angelaufen ist, zeigte sich BStU-Historiker Dr. Douglas Sevage heute am Rande eines Vortrags in Dresden zuversichtlich, vernichtete Unterlagen der für Auslandsspionage zuständigen ostdeutschen „Hauptverwaltung Aufklärung“ (HV A) durch dort gelagerte Duplikate rekonstruieren zu können. „Ich hoffe, dass wir durch unsere Schwesterbehörden mehr über die HV-A-Aktivitäten erfahren können“, sagte er.

Buch „Militärspionage“: 1983 stand Welt kurz vor Atomkrieg

Haben ostdeutsche Geheimagenten geholfen, Anfang der 1980er Jahre einen Atomkrieg in Europa zu verhindern? Ja, sagt Rainer Rupp alias IM „Topas“, der 13 Jahre lang für die Stasi im NATO-Hauptquartier in Brüssel spioniert hat. Durch Ronald Reagans Gerede vom Sternenkrieg und gewinnbaren Atomschlägen gegen Moskau habe sich die sowjetische Führung in eine derartige Angsthysterie hineingesteigert, dass der Kreml überzeugt war, der neue Scharfmacher im Weißen Haus wolle das NATO-Manöver „Able Archer“ 1983 nutzen, um aus der Übung heraus einen Krieg gegen die Russen zu beginnen, berichtet Rupp im neuen Buch „Militärspionage“, das er gemeinsam mit Offizieren der Stasi-Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) nun veröffentlicht hat.

10.000 Schnipsel in 33 Tagen zu 5 Geheimdienstdokumenten rekonstruiert

Arlington, 3.12.2011: Ein kleines Team aus San Francisco hat eine Schnipselrätsel der US-Militärforschungsagentur DARPA (Arlington) gelöst und damit ein Preisgeld von 50.000 Dollar (37.300 Euro) gewonnen. Die Gruppe kombinierte Hightech und menschliche Intelligenz und setzte so binnen 33 Tagen fünf fiktive Geheimdienst-Dokumente wieder zusammen, die die DARPA zuvor in rund 10.000 Teile zerschnipselt hatte. „Viele Experten waren skeptisch, dass die Lösung ins solch kurzer Zeit gefunden werden kann“, kommentierte Dan Kaufmann, Direktor des DARPA-Büros für Informationsinformation, den Erfolg. „Die effektivsten Ansätze waren nicht rein computerbasiert, sondern kombinierten diese Techniken mit Detektivmethoden.“ So war es auch bei den Preisträgern: Die Gruppe aus San Francisco hatte computerbasierte Bilderkennungs-Algorithmen eingesetzt, die Rechner lieferten dann dem menschlichen Zusammensetz-Team Vorschläge, welche Schnipsel zusammenpassen könnten.