Alle Artikel mit dem Schlagwort: Frühchen

Neugeborene Babys mit Komplikationen brauchen ganz unterschiedliche Hilfen - ein halbes Prozent muss wiederbelebt werden. Foto: Stephan Wiegand für die Hochschulmedizin Dresden

Frühgeborene nicht zu früh abnabeln

Dresdner Professor arbeitet an internationalen Reanimation-Tipps für Frühchen mit Dresden, 21. April 2021. Für Frühgeborene ist der Start ins Leben einfacher, wenn sie nach der Geburt noch eine Minute mit der Nabelschnur verbunden bleiben „und in dieser Phase möglichst schon die Atmung von alleine einsetzt“. Entsprechende Studienergebnisse sind nun in die Reanimations-Richtlinien für Neugeborene des „European Resusciation Council“ (ERC) eingeflossen. An diesen Empfehlungen hatte als einziger deutscher Wissenschaftler der Dresdner Neonatologie-Professor Mario Rüdiger, wie das Uniklinkum Dresden heute mitgeteilt hat.

Frühgeborene Babys bedürfen besonderen Schutzes. Foto: Jeremy Kemp, Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei

Der erste Kontakt der Frühchen

Erstversorgung noch an der Nabelschnur: „Concord“ soll Entwicklung von sehr früh geborenen Babys verbessern Dresden, 6. März 2019. Damit sehr früh geborene Babys einen guten Start ins Leben finden und sich auch später gut entwickeln, haben Mediziner ein neues Gerät entwickelt, das den engen Kontakt zwischen Frühchen und Mutter während der Erstversorgung aufrechterhält: Die Nabelschnur wird solange nicht getrennt, bis das Frühchen intensivmedizinisch versorgt ist. Das geht aus einer Mitteilung der Medizinischen Fakultät „Carl Gustav Carus“ der Technischen Universität Dresden hervor.

Die ostsächsische Familie Richter mit ihren zu früh geborenen Zwillingen gehört zu den ersten Nutzern der "Neo-App#Tagebuch", die Dr. Jörg Reichert (rechts) mitentwickelt hat. Foto: Uniklinikum Dresden / Felix Koopmann

Frühchen-Tagebuch per App

Smartphone-Programm aus Dresden soll Eltern bei Betreuung Frühgeborener helfen Dresden, 29. Dezember 2015. Eltern frühgeborener Kinder können nun auch digital auf ihrem Smartphone (Computertelefon) Tagebuch über die Entwicklungsfortschritte ihres Babys führen – und dabei auch über verschlüsselte Datenverbindungen die Ärzte im Krankenhaus auf dem Laufenden halten. Möglich macht dies eine „neoApp“, die die Softwareschmiede „akili:innovation“ aus Dresden und Bonn gemeinsam mit Neonatologen (Frühgeborenen-Experten) des Uni-Klinikums Dresden entwickelt hat. Es handele sich bei diesem neuen Angebot um eine Deutschlandpremiere, schätzten die sächsischen Mediziner ein.

Dieses Lungenmodell wird im Projekt für die Simulation einer flüssig-Beatmung eingestezt. Foto: TU Bergakademie Freiberg/Dr. Katrin Bauer.

Atem aus Flüssigkeit

Sächsische Forscher wollen mit Sci-Fi-Beatmern Lungenkranken und Frühchen helfen Freiberg/Dresden, 13. Januar 2014: Können Sie sich noch an den US-Film „Abyss“ erinnern, in dem Ed Harris als Unterwasserforscher einen Tauchanzug mit Flüssigkeit-Atmung benutzt, um seine Kollegin durch die Tiefsee zu schleppen? Was in den 1980ern noch Science-Fiction war, rückt langsam in greifbare Nähe: Forscher der TU Dresden und der Bergakademie Freiberg arbeiten an eben solchen Flüssigkeits-Beatmern, um zum Beispiel Patienten mit kollabierten Lungenflügeln und frühgeborenen Babys im Notfall retten zu können.

Gerade mal 990 Gramm leicht: ein Frühchen im Krankenhaus darf nicht einmal gestreichelt werden, so empfindlich ist das frühe Leben. Foto: r ceejayoz, Wikipedia. GNU-Lizenz

Special: „Frühchen – Herausforderung für die Medizin und das (Über-)leben

Dresden, 17. November 2014: Während Neugeborene unter 1000 Gramm kaum eine Überlebens-Chance hatten, hat sich dies inzwischen dank der Fortschritte der Medizin zum Besseren gewandelt. Freilich bedürfen Frühchen meist wochenlanger, oft sogar monatelanger Intensivbetreuung im Krankenhaus. Und auch für die Eltern ist solch eine Situation eine enorme Herausforderung – emotional wie praktisch. In unserem Special zum Welt-Frühchentag haben wir Experten über die Chancen und besonderen Bedürfnisse und Probleme von Frühchen befragt, stellen Hilfeangebote für Eltern vor und haben Betroffene interviewt. 

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Hilfe für fragile Kinder und Eltern

Intensivbetreuung fördert Mutter-Kind-Bindung Dresden, 17. November 2014: Wie fragil kann ein Leben sein? Wie groß ein Mensch? Beine so klein wie Finger, der Kopf kaum größer als eine Orange. Extrem unreife Frühgeborene mit einem Gewicht von unter 1000 Gramm ringen oft Wochen mit ihrem Leben. Die Liebe und Nähe von Mutter und Vater können in dieser entscheidend sein: Für das Überleben des Kindes und auch dessen geistige Entwicklung.

Nach einem Jahr war Charlie bereits ein ganz fideler Junge. Foto: privat

Frühchen: Eine Handvoll Leben

Charlie wurde mit 780 Gramm geboren Dresden, 17. November 2014. Die Stimme der Mailbox bringt den Schrecken zurück. „Es gibt Komplikationen“, schallt es aus der Hörmuschel. „Bitte melden Sie sich.“ Isabell Nutsch wird diesen Tag ihres Lebens nie vergessen. Es war der Geburtstag ihres Vaters, sie sollten fahren, hatte die Krankenschwester noch gemeint. Abschalten und Kraft tanken. Bis zu diesem Moment. Voller Angst sind sie nächsten Morgen auf ihrer Vespa über die Landstraßen nach Dresden geeilt, der Fuß am Gas, die Finger verkrampft, das Herz im Keller. Auf die Station geeilt, die Tür aufgeschoben und auf das Bett gesehen: Dort lag er. Und atmete. Und lebte.

Prof. Mario Rüdiger. Foto: privat

Heute überleben sogar Halbkilo-Babys

Dresdner Neonatologe Prof. Mario Rüdiger im Interview über die verbesserten Chancen von Frühchen Dresden, 17. November 2014: Auf der Intensivstation für Frühgeborene am Uniklinikum Dresden wird sichtbar, was unvorstellbar ist: Kleinstes Leben, groß wie eine Hand, 500 Gramm, winzig und doch atmend. Viele Frühchen sind Hochrisiko-Patienten. Herz und Lunge sind noch nicht voll entwickelt und das Gehirn anfällig für kleinste Erschütterungen. Oiger-Autorin Hannah Dembinski hat zum Welt-Frühchen-Tag mit Professor Mario Rüdiger, dem Leiter der Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, gesprochen. Professor Rüdiger, welche Rolle spielen Frühgeborene heute? Ist deren Überleben im 21. Jahrhundert überhaupt noch ein Thema? Jedes zehnte Kind kommt zu früh zur Welt. Auch wenn das Risiko der Sterblichkeit minimiert ist, sind die langfristigen Folgen problematisch. Viele Entwicklungen sind nicht abzusehen. Kinder sind unsere Zukunft, vor möglichen Problemen sollten man nicht die Augen verschließen. Deswegen organisieren wir gerade mit der AOK und hoffentlich auch weiteren Krankenkassen eine langfristige Nachsorge.