Alle Artikel mit dem Schlagwort: Dokumentation

Zwei Ingenieure testen einen "EC 1055"-Rechner im VEB Robotron-Elektronik Dresden. Abb.: Ulrich Häßler, Bundesarchiv, Wikipedia

Zeitzeugen-Wissen als „tragende Säulen der Industriekultur“ sichern

Landesverband Industriekultur Sachsen plädiert für weitere Befragungen Chemnitz/Dresden, 14. Januar 2024. Zeitzeugenberichte aus DDR-Betrieben sollten noch stärker als bisher erfragt und für die Nachwelt dokumentiert werden. Dafür plädiert der „Landesverband Industriekultur Sachsen“ (IKU) in seinem Ausblick für das Jahr 2024.

Quentin Tarantino (links) und George Clooney als die Gecko-Brüder. Foto: Studiocanal

Für den Heimkino-Junkie: „Tarantino – The Bloody Genius“

Doku setzt dem Meister der Blutfontänen ein Denkmal Mit Gangster-, Schwertkampf und Genre-Collagen wie „Kill Bill“, Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction“ hat Videotheken-Junkie Quentin Tarantino vor allem in den 1990ern Filmgeschichte geschrieben und sich eine treue Fan-Gemeinde geschaffen. Inzwischen hat Tara Wood der US-amerikanischen Regie-Ikone mit „Tarantino – The Bloody Genius“ ein filmisches Denkmal gesetzt, das nun auch in Deutschland verfügbar ist – natürlich für Heimkinofreunde.

Seit sie 16 ist, arbeitet Elsbeth im VEB Obertrikotagenbetrieb und kümmert sich dort um die Qualitätskontrolle - bis die Wende kommt und der Betrieb untergeht. Szenenfoto aus: „Der Wittstock-Zyklus“

„Der Wittstock-Zyklus“: Was vom Mädchen-VEB übrig blieb

Langzeit-Dokumentation über Textilarbeiterinnen in der DDR auf DVD erschienen Wittstock im Jahr 1974: Eine neue Textilfabrik wächst aus dem brandenburgischen Boden und gibt über 3000 Menschen Arbeit. Viele von ihnen sind junge Frauen aus den Dörfern ringsum. Im funkelnagelneuen VEB Obertrikotagenbetrieb „Ernst Lück“ tragen sie mehr Verantwortung und haben besser bezahlte Arbeit als viele Männer aus der Gegend. Wittstock 23 Jahre später: Das Werk ist dicht, die Frauen hangeln sich von Umschulung zu Umschulung, leben von der Stütze oder Gelegenheitsjobs. Dieses Provinzkapitel ostdeutscher Alltagsgeschichte hat der ehemalige Maschinenschlosser aus Dresden und spätere Regisseur Volker Koepp in einer schwarz-weißen Langzeitdokumentation eingefangen. Sein „Wittstock-Zyklus 1975-1997“ ist inzwischen als Doppel-DVD fürs Heimkino erschienen.

War als Teil eines Ensembles von acht sowjetischen Wolkenkratzern in Moskau geplant, von denen nur sieben realisiert wurden: der Neubau der Lomonossow-Universität auf den Sperlingsbergen. Abb. aus: "Paläste des Volkes", Absolut Medien

DVD „Paläste des Volkes“: Der Pomp realsozialistischer Gottkönige

Doku-Reihe beleuchtet Monnumental-Architektur im Ostblock Schon zu Stalins Lebzeiten wurde dessen Vorliebe für gigantomanische Spitztürmchen-Komplexe als Zuckerbäckerarchitektur belächelt und als minderwertig abgetan. Ähnlich abfällig waren vor allem im Westen die Urteile über die pompösen Bauwerke anderer realsozialistischer Gottkönige – von Ceaușescus persönlichem Volkspalast in Bukarest bis zu Honeckers „Lampenladen“ in Ostberlin. Mit der Doku-Reihe „Paläste des Volkes“, die nun auf DVD erschienen ist, haben Boris Missirkov und Georgi Bogdanov die Genese, die Ideen und das postsozialistische Nachleben von vier dieser steinernen Zeitzeugnisse unter die filmische Lupe genommen: Stalins Neubau für die Lomonossow-Uni in Moskau, Titos jugoslawischen Regierungspalast in Belgrad, Todor Schiwkows „Nationaler Kulturpalast“ in Sofia und Nikolae Ceaușescus „Haus der Volkes“ in Bukarest.

Tja, was wollten uns die Künstler damit sagen? Steinzeit-Monolithen alias Hinkelsteine in der Bretagne. Abb. aus: "Rätsel der Steinzeit", Absolut Medien

DVD „Rätsel der Steinzeit“: Die Krieg kamen erst mit der Bronze

Doppel-Doku beleuchtet, wie und warum die Menschen vor etwa 8000 Jahren in die Monumental-Architektur einstiegen Steinzeit-Menschen gelten uns in vielen Redensarten heute als Primitivlinge. Tatsächlich aber gelang unseren Vorfahren vor rund 8000 Jahren ein enormer Zivilisations- und Technologiesprung. Davon künden bis heute Steinkreise, Säulen, Palast- und Tempelreste quer durch Europa, deren Zweck wir oft nicht bis zum Letzten verstehen, die uns aber Respekt einflößen: Diese oft viele Tonnen schweren Monolithen und „Hinkelsteine“ zu bewegen und gar übereinander zu wuchten, und das ganz ohne Kran und Traktor, war eine enorme Leistung, die ein gewachsenes Verständnis von Werkzeugen, Hebelkraft und elementarer Physik spiegelt. Auf einer nun erschienenen DVD geht die Filmemacherin Barbara Puskas in zwei Dokumentationsstreifen diesen „Rätseln der Steinzeit“ nach.

Gauguin Paul (1848-1903). Paris, musÈe d'Orsay. RF1994-2. Repro: Absolut Medien

DVD „Gauguin – Ich bin ein Wilder“

Doku über einen Maler an der Schwelle vom Impressionismus zum Expressionismus fürs deutsche Heimkino erschienen Kommt die Rede auf Paul Gauguin (1848-1903), denken wohl die meisten sofort an van Goghs Ohr und an Gauguins Gemälde braungebrannt-halbnackter Naturschönheiten von Tahiti. Aber wieviel davon war originär, wieviel europäisch verklärt oder gestellt? Und welcher Lebensweg führte den französischen Maler ans andere Ende der Welt? Antworten darauf versucht der faszinierende Dokumentationsfilm „Gauguin – Ich bin ein Wilder“ zu geben, der nun fürs Heimkino erschienen ist.

Aussschnitt aus "Großstadtmelodie" mit Hilde Krahl. Abb.: Farbfilmverleih

Die germanische Traumfabrik

Doku „Hitlers Hollywood“ beleuchtet die reiche Filmproduktion im Nazi-Reich Charismatische Leinwand-Stars, große Gefühle, schaurige Effekte: Über 1000 Kinofilme brachte die deutsche Filmindustrie zwischen 1933 und 1945 hervor, Millionen von Zuschauern wurden von ihnen mitgeprägt. Regisseur Rüdiger Suchsland hat ihnen einen faszinierenden, streitbaren Dokumentarstreifen voller Filmzitate und Analysen gewidmet: „Hitlers Hollywood – Das Deutsche Kino im Zeitalter der Propaganda 1933 – 1945“ startet heute in den deutschen Kinos – und versucht einen neuen Blick auf die braune Filmindustrie.

Slavoj Žižek. Foto: Absolute Medien

Žižek seziert die Ideologie in Filmen und Werbung

Perverser Führer durch die Ideologie auf DVD erschienen Unser Alltag und unsere Populärkultur sind weit stärker mit Ideologie durchtränkt, als wir es wahrhaben wollen. Das meint jedenfalls Slavoj Žižek: In der spannenden Dokumentation „The Pervert’s Guide to Ideology“, die nun auf DVD erschienen ist,seziert der slowenische Kulturkritiker und Psychoanalytiker Slavoj Žižek erbarmungslos Werbe-Trailer, Filmklassiker und Konsumbotschaften auf ihren ideologischen Kern. Und den transportieren PR-Experten und Regisseure weit raffinierter als die Kommunisten, die wir automatisch zuerst mit einer weltanschaulich durchtränkten Welt assoziieren.

Sven heute. Abb.: Absolut Medien / aus: Andreas Voigt: Alles andere zeigt die Zeit

DVD „Alles andere zeigt die Zeit“: 25 Jahre Leben und Sterben

Berührende Doku von Andreas Voigt auf DVD erschienen 1989 stromert Isabel als Gruftie-Mädchen mit ihrer Clique durch die Abbruchhäuser von Leipzig. Idealistisch und antikapitalistisch gestimmt, malt das junge Mädchen „Nazis Raus“ auf Kohleanhänger, lächelt schüchtern dabei. Und sie ärgert sich über die Skinheads, die ihr ständig die Robert-Smith-Frisur abzuschneiden versuchen. 25 Jahre später lebt Isabel allein mit einer Vogelspinne in einer abgeleckten Lifestyle-Wohnung. Das Gothic-Girl von einst fährt einem teuren Audi-Cabrio durch Schwaben und begleitet als Insolvenz-Anwältin Firmen und Menschen in den Untergang.

Auch Journalisten begaben sich auf die Fährte der Silk Road. Abb.: Koch Media

Doku-DVD „Deep Web“: Drogenhandel im Keller des Internets

Über Aufstieg und Untergang des Drogenportals „Silk Road“ Das Internet hat nicht nur das Geschäft mit Musik, Möbeln und Büchern vollkommen verändert, sondern auch den Drogenhandel: Wer braucht schon einen Dealer um die Straßenecke, wenn er alle Crystal, Koks & Co. in fast jeder beliebigen Menge über die einschlägigen Portale im Netz ordern kann? Eine dieser Insider-Seiten war die „Silk Road“: ein Drogenportal in den Tiefen des „Dark Webs“, dort, wo kein Google-Suchroboter hinkommt. Die Dokumentation „Deep Web – Der Untergang der Silk Road“, die nun in Deutschland auf Bluray und DVD erschienen ist, erzählt über diese bizarre digitale Seidenstraße: wie sie funktionierte, wie das FBI schließlich die Silk Road schloss…

Philosoph Slavoj Žižek interpretiert an Original-Schauplätzen und mit vielen Bildausschnitten Klassiker der Filmgeschichte mit den Methoden der Psychoanalyse und unter dem Blickwinkel der Realitätskonstruktion. Abb.: Absolut Medien

Perverser Kinoführer: Die Fiktion ist unsere Realität

Philosoph Žižek interpretiert auf Doku-DVD Ausschnitte aus 40 Filmklassikern von „Psycho“ bis „Matrix“ Hätte Neo in der „Matrix“ eine dritte Pille von Morpheus einfordern sollen? Eine, die ihm hilft, die Realität in der Illusion zu erkennen? Hat Meisterregisseur Alfred Hitchcock das Haus von Norman Bates in „Psycho“ so konstruiert, dass jede Etage eine Ebene von Sigmunds Freuds „Ich“-Konzept repräsentiert? Diese und viele andere faszinierende Fragen exerziert Slavoj Žižek in der Dokumentation „The Pervert’s Guide to Cinema“ durch, die nun auf DVD erschienen ist. Der slowenische Philosoph fördert dabei faszinierende Details ans Tageslicht und verblüfft selbst routinierten Cineasten mit neuen Sichtweisen auf rund 40 Filmklassiker von Charlie Chaplin bis David Lynch, von Andrej Tarkowski bis Starwars.

Ella Arnhold Lewenz (1883-1954), die kamerabegeisterte Tochter des jüdischen Bankieres Georg Arnhold aus Dresden. Repro: Heiko Weckbrodt, aus: A Letter Without Words

Einstein scherzt, Hitler schreit

Dresdner Bankiersfamilie Arnhold im Fokus: Doku „A Letter Without Words“ über eine jüdische Filmemacherin in Deutschland heute im Lingnerschloss Dresden, 17. März 2016. Als Mädchen stieß Lisa Lewenz aus den USA auf einen Familienschatz: seltene und ausgesprochen faszinierende Dokumentaraufnahmen vom Leben einer prominenten deutschen Oberschicht-Familie in der Kaiserzeit, der Weimarer Republik und der Nazi-Zeit. Gemacht wurden sie – teilweise gegen ausdrückliche Verbote – von ihrer jüdischen Großmutter Ella Arnhold Lewenz (1883-1954). Als Tochter des wohlhabenden Dresdner Bankiers und Pazifisten Georg Arnhold (1859-1926) war Ella eine begeisterte Filmerin. Diese Kamerasucht hat auch ihre Enkelin geerbt. Inzwischen längst erwachsen und eine Multimedia-Künstlerin, hat Lisa Lewenz aus den Aufnahmen ihrer Großmutter, aus Tagebuchaufzeichnungen und Familieninterviews einen ganz besonderen Dokumentarfilm gemacht, der heute Abend, mitorganisiert von Prof. Marcus Köhler von der TU Dresden, im Lingnerschloss-Clubkino zu sehen ist: „A Letter Without Words“ (Brief ohne Worte).

Marga Si. Foto: Kundschafter Filmproduktion GmbH

Verliebt. Verlobt. Verloren: Liebe in Zeiten des Kalten Krieges

Anrührender Dokfilm über ostdeutsch-nordkoreanische Paare, die ein politischer Schnitt für immer getrennt hat Für die einen im Osten, in der DDR-Schule, waren sie die Kinder, die „komisch aussehen“, die man dauernd als „Schlitzaugen“ hänselte. Für die anderen, im Westen, war sie „die Bösen“, die Abgesandten des fundamental-kommunistischen Nordkoreas Kim Il Sungs. Auf beiden Seiten von Grenze und Stacheldraht war es für sie alles andere als einfach, in der prä-globalisierten deutsch-deutschen Gesellschaft der 1950er und 1960er Jahre Anerkennung zu finden. Die Rede ist von Kindern aus nordkoreanisch-ostdeutschen Verbindungen, die in einem kurzlebigen Sonderprogramm der DDR wurzelten. In dem berührenden Dok-Film „Verliebt. Verlobt. Verloren“, der ab heute in den Kinos zu sehen ist, ist die südkoreanische Regisseurin Sung-Hyung Cho diesem fast vergessenen Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte nachgegangen.

Der Abspritzer und die Devote treffen sich "Im Keller" - Passionen, die beide nur unterirdisch, im Geheimen ausleben. Foto: Stadtkino Filmverleih

DVD „Im Keller“: Sexsklaven, Nazi-Fans, Waffennarren

Doku über das geheime Kellerleben in Österreich Ein österreichischer Möchtegern-Westernheld hält sich für einen begnadeten Sänger und schmettert laut und falsch Arien in einem unterirdischen Schießstand. Ein behaarter Dicker putzt nackt die Wohnung und wird dann von seiner Domina als Ehe-Sklave im Sexkeller gefoltert. Ein ergrauter Hobbymusiker bläst in seinem Kellerkabinett ins Horn – gleich neben Führer-Porträt, Hakenkreuz-geschmückten SS-Puppen und Naziordensammlung. Im Alltag, da oben, geben sie sich als ganz normale Menschen, „Im Keller“ offenbaren sie ihre bizarren Seiten – und die hat Ulrich Seidl in seinem gleichnamigen Dokumentarfilm eingefangen. Der ist nun auf DVD erschienen und zeigt dunkle Abgründe hinter Biedermann-Fassaden.