Alle Artikel mit dem Schlagwort: Aufstand

Dr. Anna Artwinska ist Juniorprofessorin am Institut für Slavistik der Universität Leipzig. Foto: Christian Hüller für die Universität Leipzig

Warschauer Aufstand polarisiert bis heute

War das erfolglose Anrennen gegen die gut bewaffneten deutschen Besatzer vor 75 Jahren wirklich sinnvoll, fragen sich auch viele Polen Leipzig/Warschau, 27. Juli 2019. Der Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer im August 1944, den vor allem die SS blutig niederschlug, gehört fest zum heutigen Selbstverständnis und zum geschichtlichen Kanon des heutigen Polens. Gleichzeitig ist dieses Ereignis aber auch umstritten. Darauf hat Dr. Anna Artwinska hingewiesen – sie ist Juniorprofessorin für westslawische Literaturen und Kulturen an der Universität Leipzig.

Die Matrosen Karl Artelt (Lucas Prisor), Werner Riedel (Andreas Dobberkau) haben sich bewaffnet und erzwingen von der Reichsbahn-Aufsicht eine Auskunft, wann der Zug mit Soldaten in Kiel eintrifft. Sie wollen erreichen, dass sich die Soldaten mit den Matrosen verbünden statt auf sie zu schießen. Abb.: Absolut Medien

Dokudrama „1918“: Warum meuterten die Matrosen?

Seine Kriegsflotte war Kaiser Wilhelms ganzer Stolz – und doch zündete gerade dort die Revolution Die Kriegsmarine war des Kaisers ganzer stolz: Immer wieder warb Wilhelm II. im Reichstag um Geld für seine Flotte, immer wieder besuchte er die Panzerkreuzer und Linienschiffe. Und diese Begeisterung steckte an: Matrosenanzüge gehörten vor dem Ersten Weltkrieg zur Top-Mode für deutsche Buben. Warum waren es dann ausgerechnet die Matrosen, die gegen Kriegsende meuterten und den Funken für die Revolution zündeten, die schließlich Kaiser und maritime Gloria hinwegfegten? Dieser Frage geht Regisseur Jens Becker in seinem Doku-Drama „1918 – Aufstand der Matrosen“ nach, das nun auf DVD erschienen ist.

Die Affäre Herrnstadt-Zeisser: Wie der Aufstand 1953 Ulbricht „rettete“

Noch weitestgehend umstritten ist bis zum heutigen Tage die Frage, in welchem Maße die verflossene DDR in ihrer Entwicklung von Vorgaben aus Moskau bestimmt wurde, wieweit die ostdeutsche Partei- und Staatsspitze in ihren Entscheidungen autonom – und damit auch verantwortlich – war bzw. ob sie eigene Vorstellungen verwirklichen konnte. Diese Fragen müssen sicher für jeden Abschnitt der DDR-Geschichte differenziert beantwortet werden. Zumindest für die Anfangsjahre der „Republik“ werfen seit 1990 erstmals veröffentlichte Unterlagen wie das Herrnstadt-Dokument und eine sowjetische Analyse der Lage vom Mai `53 ein neues Licht auf die Umstände, unter denen die SED im Juni 1953 den sogenannten „Neuen Kurs“ verkündete, der wenige Tage später von der Arbeiterschaft mit Demonstrationen und Streiks beantwortet wurde. Die Dokumente zeigen auch, dass der Arbeiteraufstand indirekt dafür sorgte, dass der bereits wackelnde SED-Chef Walter Ulbricht an der Macht blieb – weil die Russen kalte Füße bekamen.