Alle Artikel mit dem Schlagwort: Alltag

Seit sie 16 ist, arbeitet Elsbeth im VEB Obertrikotagenbetrieb und kümmert sich dort um die Qualitätskontrolle - bis die Wende kommt und der Betrieb untergeht. Szenenfoto aus: „Der Wittstock-Zyklus“

„Der Wittstock-Zyklus“: Was vom Mädchen-VEB übrig blieb

Langzeit-Dokumentation über Textilarbeiterinnen in der DDR auf DVD erschienen Wittstock im Jahr 1974: Eine neue Textilfabrik wächst aus dem brandenburgischen Boden und gibt über 3000 Menschen Arbeit. Viele von ihnen sind junge Frauen aus den Dörfern ringsum. Im funkelnagelneuen VEB Obertrikotagenbetrieb „Ernst Lück“ tragen sie mehr Verantwortung und haben besser bezahlte Arbeit als viele Männer aus der Gegend. Wittstock 23 Jahre später: Das Werk ist dicht, die Frauen hangeln sich von Umschulung zu Umschulung, leben von der Stütze oder Gelegenheitsjobs. Dieses Provinzkapitel ostdeutscher Alltagsgeschichte hat der ehemalige Maschinenschlosser aus Dresden und spätere Regisseur Volker Koepp in einer schwarz-weißen Langzeitdokumentation eingefangen. Sein „Wittstock-Zyklus 1975-1997“ ist inzwischen als Doppel-DVD fürs Heimkino erschienen.

Schlafender Volkspolizist. Foto: Peter Badel

Die ungeschminkte DDR gefilmt

Rund 300 Dokfilme über den ungeschönten DDR-Alltag im Bundesarchiv wiederentdeckt Dresden. Medienforscher und Dokumentarfilmer haben einen einzigartigen historischen Schatz im Bundesarchiv entdeckt: Rund 300 Dok-Filme, die in den 1970er und 80er Jahren von einem ostdeutschen Spezialteam gedreht wurden und ein kaum geschöntes Bild des DDR-Alltags zeigen. Die Dresdner Medienproduktionsfirma „Eichbergfilm“ hat erste restaurierte Ausschnitte aus diesem Fundus nun in der Dokumentation „Der heimliche Blick – Wie die DDR sich selbst beobachtete“ verarbeitet. Gestern Abend konnten über 150 Neugierige dieses Kleinod in einer restlos überfüllten Voraufführung in der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung zu sehen:

Speisen digital: Erst posten – dann essen

Die Alltagsabläufe in unserem Leben ändern sich selten schlagartig, meist schleichend – und so ist es auch mit dem Informations-Zeitalter, mit den lieben Smartphones, mit den „sozialen“ Netzwerken. Als ich letztens zum Beispiel eine Bekannte fragte, ob sie sich einer Baderunde an einem See – dort ist leichte Bekleidung üblich – anschließen wolle, antwortete die Grazie: „Nönö, dann steht mein Bild eine Stunde später auf Facebook“ – Kontaktnetzwerke und omnipräsente Handy-Kameras schüren eben ganz neue Bedenken und beeinflussen unsere Entscheidungen im Detail schon längst mit.

Mutter und IT-Unternehmerin: Viele kleine Schritte führen um die Mauern

Dresden, 8.3.2012 (Frauentag): „You will see it in the FTP Structure… change the directory…“ – okay, aus dem Munde eines bärtigen Computer-Gurus würde solch PC-Kauderwelsch nicht verwundern. Doch wer sich hier über Programmverzeichnisse auslässt, ist eine schlanke Frau, der man sofort die Musikerin, die Veranstaltungs-Managerin oder die Mutti abnehmen würde, aber bei der man nicht spontan auf „Nerd“ (eingefleischter Computer-Fan) tippen würde.