Alle Artikel in: Kunst & Kultur

Künstlerische Aspekte von Technologie

Hinter den "Floating Flowers" von Shurujan Thenkanidhiyur Kalkura vom Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme stecken Mikroskopaufnahmen eines organischen Einkristall-Transistors. Repro: hw

Forscher zeigen in Dresden die Ästhetik im Nebeneffekt

Ausstellung „Imaging Science“ animiert den Besucher, die Deutungsebenen wissenschaftlicher Bilder zu entschlüsseln Dresden, 27. September 2021. Was ist das nun eigentlich? eine psychedelische Blüte oder eine elektrisch gewachsene Silverstruktur in einer Quantenpunktschicht? Und das da: ein Schwarm Glühwürmchen im ekstatischen Tanz oder ein organischer Einkristall-Schalter? Wenn uns die Sonderschau „Imaging Science – Die Schönheit der Wissenschaft“ an der TU Dresden etwas erneut vor Augen führt, dann wie deutungsfähig immer wieder das ist, was wir zu sehen glauben. Zu sehen sind in der Uni-Galerie „Altana“ 69 Bilder, die den Betrachter auf eine ästhetische Art bezirzen, originär aber durch wissenschaftliche Arbeit, ohne einen ursprünglichen künstlerischen Impuls zustande gekommen sind: eingefärbte Mikroskopiefotos, Visualisierungsschnipsel aus Simulationen, Fehlfarben-Illustrationen…

Karl-Hans Janke, Weltall-Kugel-Trajekt „Terra Venussa“, undatiert, Bleistift, Kugelschreiber, Farbstifte, 30 x 84 cm, Museum Karl-Hans Janke, Rosengarten e. V. Wermsdorf, Bildrechte: VG BILD-KUNST Bonn, 2021 (via Städtische Galerie Dresden)

Prototypen von Faustkeil bis Fleischformel

Städtische Galerie Dresden assoziiert 35 Bilder, Skulpturen, Installationen, Vasen und andere Prototypen aus Kunst und Technologiegeschichte Dresden, 18. September 2021. „Prototypen“ assoziieren die Meisten sicher mit technologischen Dingen: Das mag ein erstes Auto unter Millionen sein oder die erste – womöglich noch etwas unbeholfene – Formwerdung einer wissenschaftlich-technischen Erfindung. Im ursprünglichen altgriechischen Wortsinn ist der Prototyp der erste Hammerschlag, der erste Abdruck, den der Schmied auf einem neuen Schwert oder Hufeisen hinterlässt. Von dort ist der Bückenschlag zur Kunst nicht mehr weit: Auch der erste Linolschnitt kann ein Prototyp sein – und das Bild etwas Prototypisches zeigen. So ist es auch mit der neuen Ausstellung „Prototypen – Muster und Vision“, die ab 18. September 2021 in der „Städtischen Galerie Dresden“ zu sehen ist.

"Alloy925" von Anne Kaden aus Leipzig ist ein Silberring, der seine Entstehung erzählt: Im Erdboden geschmolzen, hat er Oxid- und Sulfidschichten sowie andere Spuren aus dem Untergrund verewigt. Repro: Designpreis

Sächsische Designpreise für kopflose Gitarren und Ring aus der Erde

Dresden, 5. Juli 2021. Eine kopflose Gitarre, ein auf dem Erdboden gegossener Silberring, eine Trainingszange für Bauch-OPs, Schere-Papier-Stein-spielende Roboterarme und andere faszinierende Unikate haben die diesjährigen sächsischen Designpreise abgeräumt. Das geht aus einer Mitteilung des sächsischen Wirtschaftsministeriums hervor. „Mit dem Credo »Nachhaltigkeit durch Design und Verantwortung für die Zukunft« steht Design als Mittler zwischen Mensch und Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt im Fokus“, betonte der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) in seiner Laudatio.

Tabak-Werbeplakat um 1920 für die Marke "Pteo" von Jasmatzi. Quelle: Museum der Arbeit Hamburg, Repro aus: Tabakrausch an der Elbe

Jede zweite Zigarette kam aus Dresden

Aladin, Harem und Nazi-Zigaretten: Ausstellung im Stadtmuseum Dresden zeigt den Siegeszug und Niedergang des Tabakrausches in Sachsen Dresden, 20. Mai 2021. Nach dem Ratskellerbrand im April 1653 war sich der Dresdner Stadtrat sicher, dass es „sonder allen Zweifeln“ von jenen Gästen verursacht wurde, „welche des Tabacksaufens sich täglich befleißigen, und durch die glühende Tabacksasche, Lunten, Kohlen oder Faulholz, damit sie solchen anzuzünden pflegen“. Alsbald erging ein kurfürstlicher Erlass, der ein allgemeines Verbot des Tabakrauchens in allen „Bier- und Schenckäusern, in und außerhalb der Stadt“ aussprach.

Startseite der Internetausstellung "Mind the Gap" über Naziraubgüter und Herkunftsforschung in der Slub Dresden. Bildschirmfoto (hw) von "Mind the Gap", Slub/ DDB

Slub findet über 3000 Nazi-Raubgut-Bücher in ihren Regalen

Virtuelle Ausstellung „Mind the Gap“ zeigt Recherche-Beispiele Dresden, 12. April 2021. Mindestens 3000 Bücher und andere Medien in der „Sächsischen Landes- und Uni-Bibliothek“ (Slub) sind vermutlich Raubgut aus der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, das direkt oder indirekt in die Dresdner Bibliotheks-Bestände gelangt ist. Diese Zwischenbilanz haben Slub-Forscherinnen zehn Jahre nach dem Beginn systematischer Herkunftsuntersuchungen in der Bibliothek gezogen. In einer virtuellen Präsentation skizziert das Team nun einige der teils verschlungenen Wege, die die geraubten Bände genommen haben. Offiziell eröffnen wollen sie ihre Ausstellung „Mind the Gap. Von geraubten Büchern, fairen Lösungen … und Lücken“ zum Tag der Provenienzforschung am 14. April 2021.

Ein historischer Kinoprojektor. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Kinoumsatz schrumpft im Coronajahr auf kaum ein Drittel

Filmförderanstalt: Das war zu erwarten Berlin/Dresden, 16. Februar 2021. Die deutschen Kinos haben im Corona-Jahr kaum ein Drittel der Tickets verkauft, wie sie sonst üblich waren. Auch die Umsätze rauschten um mehr als zwei Drittel auf nur noch 318 Millionen Euro in den Keller. Das hat die Filmförderanstalt (FFA) in Berlin heute mitgeteilt.

Solche Roboter rollen - ferngesteuert durch Menschen über eine Netzplattform - anstelle von biologischen Besuchern durch die Ausstellung "Der Wille und der Berg. Mind over Matter" in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Museen der Stadt Dresden

Wegen Corona: Roboter lustwandeln durch Museen in Dresden

Technische Sammlungen experimentieren mit neuen Echtzeit-Ausstellungsformaten Dresden, 3. Februar 2021. Weil die Museen in Dresden wegen Corona auf absehbare Zeit geschlossen bleiben, bieten die „Technischen Sammlungen Dresden“ (TSD) nun ihren menschlichen Besuchern an, aktuelle Ausstellungen mit Roboter-Avataren zu besichtigen. Sprich: Wer die Netzseiten der TSD oder des Partners „Dresden Contemporary Art“ aufsucht, kann von dort aus über eine spezielle Software einen Roboterdiener in Echtzeit durch die neue Exposition „Der Wille und der Berg. Mind over Matter“ fernlenken, die Exponate besichtigen und mit anderen robotischen Avataren interagieren. Das hat TSD-Sprecher Ilja Almendinger heute angekündigt.

Gender-Sprache ist umstritten. Montage: hw

Machtfragen – Sprachmacht?

Ein Gastkommentar zur „Gender“-Forderung an das Unijournal Ende September 2020 forderte die neue Rektorin der TU Dresden die Redaktion des Dresdner Universitätsjournals auf, künftig alle Texte im UJ zu „gendern“. Damit wurde der bisherige Einsatz der UJ-Kollegen für das generische Maskulinum und gegen Sprachverhunzung per Dekret gestoppt. Diese Vorschrift auf dem Wege der Anweisung von oben erinnert an DDR-Verhältnisse, in denen aus Gründen ideologischer Wunschbilder und machtpolitischer Vorstellungen in die Sprache eingegriffen wurde und das Denken auf Linie gebracht werden sollte.

Virtuelle Bühne nicht nur für pandemische Zeiten: Dreamstage. Abb.: Bildschirmfoto (hw) von Dreamstage

Jan Vogler & Co. richten virtuellen Konzertsaal „Dreamstage“ ein

Konzert-Streamingplattform aus New York und Dresden soll Musikern wie Musikfreunden nicht nur in Corona-Zeiten neue Chancen eröffnen. Dresden/New York, 25. September 2020. Mit „Dreamstage“ haben Künstler und Informationstechnologen aus Dresden und New York ein neues, virtuelles Konzerthaus für Klassik, Rock, Jazz und andere Rhythmen gegründet. Der Dresdner Cellist Jan Vogler, der frühere Sony-Musikmanager Thomas Hesse und der Ingenieur Scott Chasin möchten damit für pandemische Zeiten eine „Traumbühne“ etablieren, auf der Musikern selbst in Zeiten von Corona, Ausgangssperren und eingeschränktem Kulturbetrieb Live-Konzerte vor einem weltweiten Publikum geben können.

Die Dresdner Sinfoniker wollen Alphörner und andere Blasinstrumente für ein Konzert im Himmel über Prohlis platzieren. Foto: Therese Menzel für die Dresdner Sinfoniker

Himmel über Prohlis: Sinfoniker bespielen ganzen Stadtteil

Musiker erproben mit Alphörnern auf Hochhäusern neues Corona-Konzertformat Dresden, 7. Juni 2020. Die Dresdner Sinfoniker sind bekannt für ungewöhnliche Konzertideen. Mit einer musischen Idee der besonderen Art antworten sie nun auf Corona: Am 12. September blasen sie auf Alphörnern und anderen Blechinstrumenten von den Dächern von Dresden-Prohlis – und verwandeln das Plattenbau-Viertel in ein „fiktives Alpenpanorama“. Diese Konzert unter dem Titel „Der Himmel über Prohlis“ hat Intendant Markus Rindt angekündigt.

Drei Ingenieure im Konstruktionsbüros des VEB Transformatoren- und Röntgenwerk an der Overbeckstraße in Dresden im Jahr 1963. Foto: Richard Peter junior, Slub, Fotothek für die Ausstellung "Dem Ingenieur ist nichts zu schwer", Repro: Christian Ruf

Dem Ingenieur ist nichts zu schwer

Das Buchmuseum der SLUB zeigt eine Ausstellung über Sachsens Hochschulen und ihre Bedeutung für die Industrialisierung des Landes Dresden, 3. August 2020. „Dem Ingenieur ist nichts zu schwör“ ist eine geflügelte Redensart und leicht ironischer Lobgesang auf deutschen Ingenieurgeist. Gerne wird der Spruch angeführt, um zu betonen: Mit der richtigen Technologie ist alles lösbar. Oder, in leichter Adaption von Obama, Merkel und Bob dem Baumeister: „Ja, wir schaffen das.“ Der heute so populäre, leicht spöttische Spruch geht übrigens auf das „Ingenieurlied“ von 1871 des dichtenden Maschinenbauers Heinrich Seidel zurück. Dort heißt es: „Dem Ingenieur ist nichts zu schwere / Er lacht und spricht: Wenn dieses nicht, so geht doch das!“ Die sächsische Landes- und Uni-Bibliothek (Slub) widmet nun dem Ingenieur, seiner Ausbildung und seiner Rolle im Aufstieg Sachsens zum Industrieland eine Sonderausstellung „Dem Ingenieur ist nichts zu schwer“.

Barocke Ledertapeten im Schloss Moritzburg. Foto: Thomas Löther für das IDK

Forscher untersuchen Klimawandel-Schäden an Kulturgut in Moritzburg

Hitze reißt alte Ledertapeten auf – Wissenschaftler aus Bamberg und Dresden starten Studie an 3 Fallbeispielen Moritzburg/Bamberg/Dresden, 30. Juli 2020. Wissenschaftler der Uni Bamberg wollen die Hitze-Schäden untersuchen, die der Klimawandel im Schloss Moritzburg und an anderen Kulturgütern in Deutschland anrichtet. Das hat die Universität nun angekündigt.

Roland Schwarz, Direktor der Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Wenn Corona den Urlaub streicht, starten die Raketen

Technische Sammlungen Dresden locken mit Quanten, Klimawandel und 5G-Debatten Dresden, 5. Juni 2020. Direktor Roland Schwarz rechnet auch nach der Corona-Zwangspause mit deutlich weniger Besuchern in den Technischen Sammlungen Dresden (TSD) als früher üblich. Er will aber mit neuen Attraktionen gegensteuern und dabei auch heiß diskutierte Themen wie Klimawandel und 5G-Angst aufgreifen.

Architektin Anapuma Kundoo setzte 2010 für das "Volontariat Home" für obdachlose Kinder in Pondicherry alte persische Lehmbautechniken ein. Dabei wird das Gebäude selbst zum Brennofen und zum Materialproduzenten. Foto: Andres Herzog

Stadtumbau-Schau in Dresden: Planet auf der Intensivstation

Technikmuseum zeigt 21 Lösungen für das 21. Jahrhundert Dresden, 3. Juni 2020. Was können ein paar Inder schon machen, wenn sie sich um obdachlose Kinder kümmern wollen, aber nicht das Geld haben, um ein Kinderheim zu bauen? Oder brasilianische Betonwüstenbewohner, die sich für ihr Viertel ein Kulturzentrum für alle wünschen, aber kein Investor den vergammelten Einkaufstempel vor ihrer Nase anpacken will? Selbst für scheinbar aussichtslose Wünsche finden sich oft genug doch Lösungen, wenn Architekten, Ingenieure, Spender und Anwohner den kreativen Ideen auch Taten folgen lassen. Davon ist Direktorin Angelika Fitz vom Architekturzentrum Wien schon lange überzeugt. Drei Jahre lange haben sie und ihrer Mitstreiter auf allen Kontinenten nach Antworten auf die Herausforderungen gesucht, vor denen Mensch und Planet im 21. Jahrhundert stehen. 21 Beispiele haben die Österreicher gefunden und zeigen sie ab dem 9. Juni 2020 in der Wanderausstellung „Critical Care – Architektur für einen Planeten in der Krise“ in den „Technischen Sammlungen Dresden“ (TSD).

Bespielte Congas. Thermographie: Heribert Schindler und Fraunhofer-IFAM Dresden

Fraunhofer Dresden macht Hitze der Musik sichtbar

Die Berliner Philharmoniker machen im Konzert ihre Instrumente ordentlich heiß, haben Material-Forscher mit ihren Infrarot-Kameras herausgefunden Dresden/Berlin, 22. April 2020. Wenn die Corona-Viren schon die Menschen abhalten, in schicker Garderobe ins Konzert zu gehen und die akustischen Schwingungen aus dem Orchester am eigenen Leibe zu spüren, muss eben Technologie für ungewöhnliche musisch-energetische Einblicke sorgen. Deshalb haben sich die Berliner Philharmoniker und Dresdner Fraunhofer-Experten bei einem gemeinsamen Sonntags-Kaffee zu einer heißen Serie verabredet: Die Musiker spielen und die Wissenschaftler visualisieren die thermische Inbrunst, mit der die Philharmoniker ihre Violinen, Posaunen und anderen Instrumente im Konzert beherrschen.