Alle Artikel in: Kunst & Kultur

Künstlerische Aspekte von Technologie

Blockchain-Technologien beruhen auf miteinander verknüpften, verschlüsselten Datengliedern. Grafik. Heiko Weckbrodt

Blockchain und Cyberbank: Sind Banken die neue Tyrell Corporation?

Teilnehmer-Rekord während der Blockchain-Herbstschule 2022 in Mittweida Mittweida, 21. September 2022. Ein Mensch, der als Kind die Romane von Jules Verne verschlungen hat, misst ein U-Boot mit dem Namen „Nautilus“ sofort an den Maßstäben eines Kapitän Nemo. Wer als junger Fernsehzuschauer mit dem Entdeckergeist der „Enterprise“-Raumfahrer aufgewachsen ist, für den werden sich die Verheißungen eines jungen Raumfahrtunternehmens ganz anders anhören als für jene, die noch nie von „Star Trek“ gehört haben. Und ganz ähnlich läuft das nun auch bei manchen Gründungen aus der Blockchain-Szene: Dort operieren die Akteure aus dem Reich der digitalen Finanztechnologien besonders gerne mit Erzählmustern („Narrativen“) aus der „Cyberpunk“-Populärkultur – zum Beispiel durch Rückgriffe auf die Deutungsmuster von „Bladerunner“ und Co. Darauf hat der Techniksoziologe und Innovationsforscher Jan-Peter Schmitten von der Technischen Universität Chemnitz während der „Blockchain-Herbstschule 2022“ in Mittweida hingewiesen. Für seine Analyse „Blockchain, Science-Fiction und Cyberpunk an der Kreuzung vorgestellter Zukünfte und ihrer Realisierung“ bedachten ihn die Organisatoren mit dem „Best Paper Award“.

Die Roboter-Punklady Hellga Tarr. Foto: Heiko Weckbrodt

„Magic Machines“: Roboter-Punklady und Horoskope aus dem Nadeldrucker

Sonderschau in den Technischen Sammlungen Dresden untersucht die immer neu verschwimmende Grenze zwischen Technologie und Magie Dresden, 29. Juni 2022. „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden“, schrieb der Schriftsteller Arthur C. Clarke vor 60 Jahren – und prägte damit eines der einflussreichsten Bonmots im Science-Fiction-Genre. An dieser Idee hangelt sich auch die neue Sonderausstellung in den „Technischen Sammlungen Dresden“ (TSD) entlang: „Magic Machines“ nähert sich auf künstlerischem Wege der Frage, wo Technologie im Magie umschlägt und zeichnet nach, wie die Menschheit seit Äonen versucht, Magisches technologisch nachzubauen. Zu sehen und erleben sind hier punkrockende Roboter-Gitarristinnen, horoskopische Nadeldrucker, eine künstliche Todesklaue und ein Dutzend weitere zauberhafte Maschinen.

Blick ins Ozeanum Stralsund. Foto: Heiko Weckbrodt

Ozeaneum-Besucher steuern mit Gesten virtuellen Pinguin

Fraunhofer-Photoniker aus Dresden setzen dafür Mikro-Ultraschallerzeuger ein Dresden/Stralsund, 28. Juni 2022. Stralsund-Besucher können künftig im Meeresmuseum „Ozeaneum“ einem virtuellen Pinguin mit bloßen 3D-Gesten helfen, sein Küken zu füttern. Möglich macht dies eine ultraschall-basierte Gestensteuerung aus dem Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme (IPMS), die auch in dezent ausgeleuchteten Museen funktioniert. Das haben das IPMS und das Ozeaneum nun mitgeteilt.

Installation „Intelligente Kuscheltiere“ von Bastian Caspari und Levi Stein in der KI-Ausstellung „Outside the Bounding der HTW Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Gibt es eine Welt jenseits der Box?

Dresdner HTW-Designstudenten setzen sich künstlerisch mit Grenzen und Chancen von „Künstlicher Intelligenz“ auseinander Dresden, 13. Juni 2022. Wo endet die Welt? Existiert eine letzte Grenze oder gibt es noch etwas dahinter? Die Menschen haben sich diese Fragen schon seit Äonen gestellt. Aber wenn sie die Künstliche Intelligenz (KI) in einem Staubsaugerroboter formuliert, für den die Welt aus Wohnzimmer, Küche und Flut besteht, gewinnt sie eine ganz neue philosophische Dimension. Diesen und ähnlichen Aspekten, die in den aktuellen Diskussionen um die Schlüsseltechnologie (KI) meist zu kurz kommen, haben Design-Studentinnen und -Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden zu Semesterarbeiten inspiriert, die kürzlich im Kunstraum „Geh8“ in Pieschen ausgestellt waren. Unter dem Motto „Outside the Bounding Box“ und angeleitet von den Professoren Florian A. Schmidt und Sebastian Schmieg nähern sie sich in interaktiven Installationen, Retro-Adventure-Videospielen, Texten und Videos aus eher künstlerischer Sicht der Frage, was „Künstliche Intelligenz“ kann, soll, muss – und was sie lieber nicht tun.

Steht archetypisch für die Menschmaschine: Die technologisch durch den demiurgischen Ingenieur nachgebaute "Maria". Hier ein Nachbau in der Dresdner Ausstellung "Der Schlüssel zum Leben". Foto: Heiko Weckbrodt

Automaten bauen heißt Leben nachbauen

Faszinierende Mechanikausstellung in Dresden reflektiert 500 Jahre Suche nach dem „Schlüssel zum Leben“ Dresden, 3. Juni 2022. Die Wunsch, künstliche Lebewesen zu erschaffen, selbst zum Demiurg, zum Schöpfer zu werden, beschäftigt die Menschen schon seit Jahrhunderten. Dabei setzten die Erfinder, Künstler und Handwerker und Fürsten auf teils ganz verschiedene technologische Ansätze, um sich ihrem Gott zu nähern. Man denke nur an die alchimistischen Humunkuli des Spätmittelalters, an die goldene Gattin, die sich der Schmied Ilmarinen in der finnischen „Kalevala“ schmiedet, an den durch magische Worte erweckten jüdischen Golem oder an den mechanischen Schachtürken, an die Maria-Androidin in Metropolis, Carel Capeks „Roboter“, die künstlichen Robben in japanischen Seniorenheimen oder die Klonkrieger in „Starwars“ – die Liste der Beispiele ließe sich noch lange fortsetzen. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) widmen dieser alten Suche ab heute die faszinierende Sonderausstellung „Der Schlüssel zum Leben. 500 Jahre mechanische Figurenautomaten“ in der Kunsthalle im Dresdner Lipsiusbau.

Šejla Kamerić: PAPILLONS D’EIDOMENE, 2018, Foto: Šejla Kamerić - Farbfotografie mit Text auf Papier

Kunst statt Jägerschnitzel: Robotron-Kantine Dresden wieder geöffnet

Zum Auftakt stellt die bosnische Künstlerin Šejla Kamerić in der ehemaligen Betriebsgaststätte des DDR-Computercombinats ihre Werke aus Dresden, 15. April 2022. Längst ist das alte Computerkombinat Robotron Geschichte – doch jüngst erst herrschte in dessen ehemaliger Kantine mehr Leben als im nahe gelegenen Skaterpark in der Lingnerallee. Grund: Die Stadt hat die Robotron-Kantine wiedereröffnet, allerdings nicht als kulinarisches, sondern kulturelles Haus. Sie soll ab sofort und künftig zu einem Ort des künstlerischen Dialogs werden.

Ausschnitt aus den digitalen Kulturquelllen für "Coding da Vinci". Bildschirmfoto (hw) von codingdavinci.de/de/daten/

Da Vinci hebt das digitale Kulturerbe

Bibliothek Slub Dresden richtet Kultur-Hackathon aus Dresden, 17. März 2022. Unter dem Motto „Coding da Vinci“ richtet die Sächsische Landes- und Unibibliothek (Slub) in Dresden einen virtuellen Kultur-Hackathon aus. Vom 19. März bis 30. April 2022 sind Programmierer, Künstler und andere Kreative im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien aufgerufen, aus frei zugänglichem digitalisierten Kulturgütern beispielsweise Apps, Spiele, Virtuelle Ausstellungen oder ähnliche Digitalprojekte zu entwickeln. Die Idee der Organisatoren: Da Vinci soll mit „innovativen Anwendungen das kreative Potenzial in unserem digitalen Kulturerbe“ für eine breitere Öffentlichkeit und speziell auch für die sogenannten „digitalen Nomaden“ erschließen.

Die riesige Digitalkopie macht es möglich: Bis ins winzigste Detail kann man sich nun in Rembrandts "Nachtwache" hinein-zoomen. Repro: Rijksmuseum Amsterdam

„Nachtwache“: Weltweit größte Digitalkopie eines Kunstwerks im Netz

Rijksmuseum Amsterdam hat einen 5,6 Terabyte großen digitalen Zwilling von Rembrandts berühmtem Gemälde geschaffen Amsterdam/Dresden, 4. Januar 2022. Das niederländische Rijksmuseum hat im Zuge der Operation Nachtwache das gleichnamige Rembrandt-Gemälde in einer rekordverdächtigen Auflösung digital fotografiert und ins Internet gestellt. Das Digitalisat umfasst 717 Gigapixel. Es offenbart dabei Bilddetails bis hinunter zum Pigmentpartikel, die bisher nur den Restauratoren unter Lupe und Mikroskop sichtbar waren. Das geht aus einer Mitteilung des Museums in Amsterdam hervor.

Restaurierte Elefantenkopf-Vase mit angesetztem Ersatz-Rüssel aus dem 3D-Drucker. Foto: Heike Ulbricht für die SKD

3D-Drucker reparieren historische Porzellanvasen

Fraunhofer Dresden und Kunstsammlungen restaurieren Kunstschätze mit Hightech und Originalmaterialien Dresden, 23. November 2021. 3D-Druck, Digitale Zwillinge, Terahertz-Quellen und andere Hochtechnologien helfen Restauratoren, historische Kunstgegenstände genauer zu analysieren, zu konservieren und zu reparieren. Das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) in Dresden hat nun gemeinsam mit sächsischen Partnern innovative Verfahren entwickelt, um abgebrochene Kleinteile aus Porzellan von wertvollen alten Prunkvasen im 3D-Drucker zu rekonstruieren.

Bildschirmfoto (hw): aus dem prämierten Kurzfilm "Die Rettung" von Alisa Nesina.

10-Jährige gewinnt mit Knete-Trickfilm MB21-Preis

Jury zeichnet insgesamt 14 junge Akteure und Teams aus Dresden, 15. November 2021. Eine Zehnjährige hat mit einem Knete-Trickfilm über die Rettung eines Ertrinkenden die Jury des Jugend-Multimedia-Preises „MB21“ schwer beeindruckt: „Jedes einzelne Bild verlangt viel Geduld und Aufmerksamkeit“, heißt es in der Laudatio. „Unter professioneller Anleitung hat sich die zehnjährige Alisa ganz allein an diese Aufgabe gemacht. Entstanden ist ein liebevoll gestalteter Kurzfilm über eine ungewöhnliche Rettungsaktion.“ Dafür gewann die junge Dresdnerin nun einen der diesjährigen MB21-Preise, der mit 500 Euro dotiert ist.

Prof. Bertolt Meyer mit seiner bionischen Hand, die er am DJ-Pult gegen einen Gedankenkontroll-Aufsatz austauscht. Foto (bearbeitet, freigestellt): Heiko Weckbrodt

Augmentierter Professor steuert sein DJ-Pult mit Gedankenkraft

Bertolt Meyer hat mehr aus seiner Prothese gemacht – und steuert seine Synthesizer telepathisch Chemnitz, 11. November 2021. Tagsüber ist er Professor an der TU Chemnitz, nachts aber verwandelt er sich in den Cyborg-DJ: Mit seiner augmentierten Prothesenhand kann Bertolt Meyer Synthesizer und andere Soundquellen mit der Kraft seiner Gedanken steuern. Dahinter steckt eine Technik, die man durchaus telepathisches Musizieren nennen mag.

Das menschliche Gehirn vollbringt komplexe Lösungsleistungen, von denen jede heutige KI noch Lichtjahre entfernt ist. In einigen Spezialdisziplinen erkennen Künstliche Intelligenzen aber auch Muster, die den einzelnen Menschen überfordern würden. Foto: Heiko Weckbrodt

Frohe Kunde: Keine Super-KI wird uns unterjochen (vorerst)

Sonderschau im Hygienemuseum Dresden reflektiert Chancen, Grenzen und Ängste rund um „Künstlichen Intelligenzen“ Dresden, 5. November 2021. Die Künstliche Intelligenz starrt mit ihrem Kameraauge auf den rosa Lappen, den da ein Schelm vor ihr auf den Tisch gelegt hat. Ihre Welt besteht aus Blumen, Feuer, Wasser, Wolken und Sternen – das hat sie gelernt. Perplex beginnt die KI frei zu improvisieren, malt auf ihren Ausgabe-Bildschirm einer schöne Sternenformation mit kosmischen Feuereffekten. Diese Installation „Learning to See“ des türkischen Künstlers Memo Akten ist derzeit in der neuen Sonderausstellung „Künstliche Intelligenz . Maschinen – Lernen – Menschheitsträume“ zu sehen und scheint das Urteil von Ko-Kurator Dr. Thomas Ramge nur zu bestätigen: „Mit Stand heute sind alle Künstlichen Intelligenzen nur Fachidioten“, sagt er: In bestimmten, genau angelernten Aufgaben könne eine KI dem Menschen übertrumpfen – schaffe es aber immer noch nicht, Unvorhergesehenes zu meistern.

Das Goldene Ei aus der Sammlung August des Starken, vermutlich in Deutschland um 1700 angefertigt. Foto: Michael Wagner für das Grüne Gewölbe, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Grünes Gewölbe Dresden bekommt Goldenes Ei zurück

Kunstvolles Kleinod von August dem Starken inspirierte einst Fabergé Dresden, 18. Oktober 2021. Ein Meisterwerk der Schatzkunst kehrt in das Grüne Gewölbe in Dresden zurück: Die Ernst-von-Siemens-Kunststiftung (EvS) hat ein besonders kunstvolles „Goldenes Ei“ aus der Sammlung August des Starken, das im Zuge der Fürstenabfindung 1924 im Besitz des Hauses Wettin verblieb, angekauft und nun den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) als Dauerleihgabe übergeben. Das hat der Museumsverbund heute mitgeteilt.

Barocke Ledertapeten im Schloss Moritzburg. Foto: Thomas Löther für das IDK

Lüftung soll barocke Ledertapeten in Moritzburg vor Klimawandel-Schäden retten

Forscher aus Dresden und Bamberg legen nach Studie Ratschläge vor Moritzburg, 10. Oktober 2021. Spezielle Lüftungssysteme können die wertvollen alten Goldtapeten im Schloss Moritzburg bei Dresden vor weiteren Klimawandel-Schäden retten. Das haben Wissenschaftler aus Dresden und Bamberg zum Abschluss eines gemeinsamen Forschungsprojektes vorgeschlagen. „Die Wandtapeten im Schloss Moritzburg sind ein wertvoller Schatz“, betonte Staatssekretär Frank Pfeil vom sächsischen Regionalministerium (SMR). „Sie stellen den weltweit größten Bestand barocker Ledertapeten dar. Nur noch elf der ursprünglich 60 Räume im Schloss sind mit der originalen Wandausstattung erhalten.“

Moritz Simon Geist ist einer der Jurymitglieder des MAMAA. Fotograf: Florian Voggeneder via TSD

„Mamaa“: Die Maschine als Schöpfer, Belustiger und Moralist

Dresdner Museum und Künstlerkollektive loben weltweit ersten Preis für außergewöhnliche Maschinen aus Dresden, 8. Oktober 2021. Die Eroberung schaffenden und schließlich auch schöpferischen Tuns durch Maschinen ist ein schleichender Prozess: Schon lange stellen Maschinen Maschinen her, wenn man etwa an die Autofabriken voller Roboter denkt. Und weil Chip-Designs immer komplexer und für den einzelnen menschlichen Verstand schier undurchschaubar geworden sind, beginnt in großen Elektronikschmieden gerade eine neue Stufe der Computerunterstützung: Unternehmen wie Nvidia setzen Künstliche Intelligenzen (KI) für den Entwurf von Schaltkreisen ein, die wiederum neue KIs antreiben. Die Reihe der Beispiele, wie sich Maschinen immer mehr Sphären erobern, ließe sich lange fortsetzen. Angesichts dieser Entwicklung wollen die „Technischen Sammlungen Dresden“ (TSD), das „Netzwerk Medien Kunst“ und das Technologiekünstlerkollektiv „Rosy DX“ nun den „Protagonisten dieses neuen Maschinenzeitalters“ mit einem Wettbewerb würdigen: Sie verleihen im Frühjahr in fünf Kategorien den „Magic Machine Award 2021“ (Mamaa) an die innovativsten, künstlerischsten, verrücktesten, lustigsten, moralischsten und am meisten menschenbezogenen Maschinen. Bis Ende Oktober 2021 können sich die Erfinder und ihre Maschinen um die Preise bewerben.