Alle Artikel in: Kommentar & Glosse

Vereinfachte Ansicht vom Aufbau eines klasissischen Transistors (links) und eines FD-SOI-Transistors. Grafik: hw

Wohin steuert Globalfoundries?

Kommentar zur Stratregie des Chipkonzerns in den USA und in Sachsen Dresden, 31. März 2016. In der Dresdner Mikroelektronik-Szene verbreitet Globalfoundries unverdrossen die Mär, dass die Zukunft der Mikroelektronik in der 22nm-SOI-Technologie liege, die 2017 in der Dresdner Fab von Globalfoundries eingeführt werden soll. Rufe nach weiterer Verkleinerung der Strukturabmessungen der Technologie in Richtung 5 Nanometer (nm), wie das die Wettbewerber INTEL, SAMSUNG und TSMC tun, wurden bisher immer damit abgewehrt, dass die Zukunft in der SOI-Technologie liege und so kleine Strukturen für das Internet der Dinge nicht gebraucht würden.

Foto: Ronny Siegel

Kommentar: Weckruf für die lahme TK-Enten

Zum Beitrag „Dresden und Drewag setzen Bündnis für schnelles Internet fort„ Dresden, 15. März 2015. In einer Marktwirtschaft sollte sich der Staat mit seinen Eingriffen zurückhalten, da alle Erfahrung zeigt: Oft vergeigen Behörden nur alles, wenn sie so tun, als ob sie Unternehmer seien. Aber selbst ordnungspolitische Puritaner werden wohl einräumen: Manchmal versagt der freie Markt auch und löst wichtige Probleme einfach nicht. Die breitbandige Internetversorgung ist solch ein klassischer Kandidat für Marktversagen: Unternehmen wie Privatleute kommen ohne schnelle Netzzugänge kaum noch aus, die Nachfrage ist also da – aber in manchen Gegenden ist diese Nachfrage nach dem Geschmack der großen TK-Konzerne nicht groß genug, damit sich teure Buddeleien und Glasfaser-Installationen lohnen.

Europa bleibt die Nische

Kommentar: EU tut zu wenig, um Zukunftstechnologien wie 3D-Chiptechnik in Jobs und Fabriken umzumünzen Dresden, 2. März 2016. Nicht nur in der Produktion von Halbleiterchips der Spitzenklasse hat Europa den Anschluss verloren. Bei der Produktion kompletter Schaltkreise im Gehäuse hat Europa schon vor Jahrzehnten den Anspruch aufgegeben, eine nennenswerte Eigenproduktion zu haben. Die sogenannten Back-End-Prozesse (Test und Assembly) wurden nahezu komplett in Billiglohnländer nach Asien ausgelagert. Durch die unvermindert anhaltende Steigerung der Komplexität elektronischer Systeme für die unterschiedlichsten High-Tech-Produkte hat sich neben der weiteren Verkleinerung der Strukturen der Halbleiterchips ein Trend zur Erschließung der dritten Dimension herausgebildet, der als 3D-Integration bezeichnet wird. Inzwischen hat diese Technologie unter Einschluss von Zwischenstufen (2,5D) die Massenproduktionsreife erreicht. Und hier vollzieht sich die gleiche Konzentration auf einige wenige Großunternehmen in Asien, die den weltweiten Bedarf an solchen Spitzenprodukten decken, wie bei den höchstintegrierten Halbleiterchips. Eine Chance bleibt für Europa in der Nische.

Europas Hightech-Industrie hat sich von der Chipproduktion von Taiwan, Südkorea und den USA abhängig gemacht. Viele der dort konzentrierten Halbleiter-Fabriken liegen aber in Erdbeben- oder potenziellen Krisengebieten. Fotos: Google Earth, Intel, Montage: hw

Risiken für Europas High-Tech-Industrie wachsen

Junghansens Chip-Kolumne: Halbleiter-Nachschub auch durch Naturkatastrophen fragil Dresden, 18. Februar 2016. Immer mehr traditionelle Industriegüter (Telekommunikationsgeräte, Autos, Flugzeuge usw.) benötigen Mikroelektronik der Spitzenklasse. Diese ist aber schon heute nur noch in den USA und Asien zu bekommen. Die europäische Industrie begibt sich also für ihre Spitzenprodukte in eine völlige Abhängigkeit von den Lieferungen aus den drei verbliebenen Unternehmen (INTEL in den USA, SAMSUNG in Korea und TSMC in Taiwan), die diese Technologie beherrschen. Unabhängig von möglichen nationalen Interessenskonflikten bleibt ein hohes Risiko für die Versorgungssicherheit Europas durch terroristische oder natürliche Katastrophen in diesen drei verbliebenen Standorten.

Vor allem die modernen 300-mm-Fabriken von TSMC sind stark ausgelastet. Foto: TSMC

Europa fällt hoffnungslos zurück

Kein europäisches Halbleiter-Unternehmen beherrscht mehr Höchstintegration Dresden, 1. Februar 2016. Die digitale Revolution ist in unserem Alltag angekommen. Ständige Kommunikation über Smartphone und Internet gehören heute ebenso selbstverständlich zu unserem Lebensstil wie Online-Einkäufe bei Amazon und anderen Internethändlern. Weniger auffällig, in der Wirkung auf unsere Gesellschaft aber noch viel dramatischer ist die rasant zunehmende Automatisierung nahezu aller Produktions- und Dienstleistungsbereiche. Dieser Trend wird in naher Zukunft jedem Bürger unseres Landes unmittelbar begegnen, sei es als freigesetzter Mitarbeiter, dessen Arbeit jetzt durch Automaten geleistet wird, oder als Nutzer autonom fahrender Fahrzeuge und so weiter.

Bernd Junghans. Foto: privat

Gastkommentar: „Auftragsrückgang bei GloFo ist reines Ablenkungsmanöver“

Mikroelektronik-Veteran Bernd Junghans über den Personalabbau bei Globalfoundries Dresden Dresden, 4. Oktober 2015. Am Freitag hat der US-Chipkonzern Globalfoundries einen massiven Personalabbau in seiner Dresdner Fabrik angekündigt: Bis zu 800 Mitarbeiter und damit etwa ein Fünftel der Belegschaft verlieren demnach bis Ende 2016 ihre Jobs. Das Unternehmen begründete diesen Schritt mit sinkender Nachfrage für hochwertige Chip in PCs, Tablets und Smartphones, wie sie von Globalfoundries Dresden hergestellt werden. „Die Begründung für den Auftragsrückgang bei GloFo ist ein reines Ablenkungsmanöver“, meint hingegen Professor Bernd Junghans. Das Unternehmen setze auf veraltete Technologien und wolle nur staatliche Subventionen abfassen, ist er überzeugt. In einem Gastkommentar erklärt der Dresdner Mikroelektronik-Veteran (u.a. Leiter des DDR-Megabitchip-Entwicklungsprojektes im ZMD), warum:

Mit 4,4 Mio. Übernachtungen hat sich Dresden als beliebtestes Städtereiseziel 2014 außerhalb Berlins behauptet. Foto: Sylvio Dittrich, DMG

Pegida: Warum in Dresden?

Politologe: Weit verbreitete Transformations-Angst fand in Dresden besonders fruchtbaren Boden Dresden, 21. Mai 2015. Die Frage schwappt immer wieder hoch, erst dieser Tage wieder wurde sie mir durch eine koreanische Journalistin, die auf Einladung des Goethe-Instituts in Dresden zu Gast war, gestellt – und sie ist zweifellos berechtigt: Wie konnte die asylkritische bis fremdenfeindliche Pegida-Bewegung in Dresden so stark werden, während ähnliche Demos in anderen Städten von Anfang an Rohrkrepierer blieben? Warum ausgerechnet in einer Stadt, die für ostdeutsche Verhältnisse ökonomisch recht gut dasteht – nicht zuletzt durch ausländische Investoren und Arbeiter? Und die sich so gern mit ihren architektonischen und kulturellen Traditionen schmückt, die sich fast alle aus internationalen Einflüssen speisen?

Peter Weckbrodt. Foto: hw

Kommentar: Ab nach Bulgarien – in den Tod?

Zum Bericht „Vom zerstörten Aleppo nach Dresden“ Dresden, 26. Februar 2015. Was tun mit einem Asylbewerber wie Mazlum Baker, dessen Antrag bereits in Bulgarien bestätigt wurde, der dennoch, ausgestattet mit einem bulgarischen Pass, weiter nach Deutschland, ins gelobte Land, getrampt ist? Nun sitzt der Syrer hier in Dresden, denkt mit Verzweiflung an das, was ihm bei der Rückkehr nach Bulgarien droht. Er war ja schon dort, kennt die Verhältnisse, hat dort sogar im Gefängnis gesessen. „In Bulgarien sterbe ich, da gehe ich lieber zurück ins heimatliche, kriegszerstörte Aleppo“, so sein resignierender Entschluss. Dabei hatte er sich doch eine Zukunft mit Arbeit, Wohnung, vielleicht auch mit Familie, hier in Dresden, vorgestellt.

Stephan Hönigschmid. Foto: privat

The Art of Failure

Lindner’s angry speech about anti founder culture (source: Die Welt) Christian Lindners (FDP) viral web speech should be an alarm call to improve our startup culture in Germany Düsseldorf/Dresden, 3. Februar 2015. The chairman of the Free Democratic Party (FDP) of Germany, Christian Lindner, recently gave a speech about entrepreneurship everybody is talking about now. In the state parliament of North Rhine-Westphalia, he was attacked by a social democrat for the failure of his startup business around the year 2000.

Foto: Peter Weckbrodt

Kommentar: Richtige Antwort auf Pegida – aber etwas spät

Pegida spricht nicht für Mehrheit der Dresdner Wenn 35.000 Menschen für Weltoffenheit und Empathie für Flüchtlinge im Dresdner Stadtzentrum demonstrieren, ist das zuallererst ein richtiges und wichtiges Signal. Denn das zeigt, was jedem klar sein musste, der nicht gleich jede Statistik reflexartig als „Fälschung“ abtut: Die Pegidisten mögen eine nicht vernachlässigbare Minderheit in Dresden sein, aber eben eine Minderheit. Die Mehrheit der Dresdner findet es nicht gut, Asylsuchende unter Generalverdacht zu stellen, ihnen Angst zu machen, indem man montagabends schweigend durch die Straßen zieht – und dabei Seit an Seit mit Ultrarechten läuft und Pegida-Anführern beklatscht, deren menschenverachtende Geisteshaltung gestern wieder einem aufschlussreichen „Spiegel“-Bericht zu entnehmen war.

Foto: hw

Der Oiger wünscht keine besinnliche Weihnacht

Dresden, den 24. Dezember 2014: Nein, ich werde an dieser Stelle keine besinnliches Fest wünschen – und Ihr werdet es mir danken. Warum? Weihnachten ist für mich untrennbar mit gereizter Atmosphäre verbunden: Last-Minute-Staubsaug-Exzesse, gegenseitige „Du solltest doch den Müll runterbringen“-Schuldzuweisungen und Nervenzusammenbrüche. Der Mechanismus dahinter ist wohlbekannt: Die Familien sind derart zielfixiert auf ein harmonisches Fest, dass diese Entspannungs-Anspannung den Nerven den letzten Rest gibt.

Oft herbeigewünscht, aber in seinen Effekten umstritten: Ein "Gefällt mir nicht"-Knopf ("Dislike") für Beiträge auf Facebook. Abb.: Facebook (bearbeitet: hw)

Warum ein „Gefällt mir nicht“-Knopf das Aus für Facebook wäre

Internet, 15. Dezember 2014. Anhand der Überschrift und der Jahreszeit könnte man jetzt denken: „Oh Mann, das Wetter hat den Autor depressiv gemacht.” Doch dem ist nicht so. Die Diskussion über einen „Dislike“-Button in Facebook-Beiträgen verfolge ich schon seit einer Weile, aber eben nur nebenbei. Für mich war dieser (bisher nichtexistente) Knopf bisher kein Thema und ich kann Mark Zuckerberg verstehen, wenn er sich dagegen wehrt. Doch in den letzten Wochen scheint das Thema aktueller zu werden, weswegen ich jetzt über meine Erfahrungen mit einem „Gefällt mir nicht“-Wertung sprechen möchte. Und die sagen: Ein Dislike-Button wäre das Aus für Facebook, wie wir es kennen.

Was ist eigentlich das Abendland?

Wie ein vage beschriftetes Gefäß, in das jeder etwas anderes hineingießt Dresden, 8. Dezember 2014. Mit Blick auf die aktuelle Debatte um die „Pegida“-Demonstrationen („Patriotische Europäer Gegen die Islamisierung des Abendlandes“) in Dresden, die sich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen insbesondere aus islamischen Ländern richten, wollen wir hier eine Erklärung versuchen, was eigentlich unter dem „Abendland“ verstanden werden kann. Und das ist schwierig: Es gibt keine allgemein anerkannte Definition, vielmehr kann man „das Abendland“ mit einem verschwommen beschrifteten Gefäß vergleichen, in das jeder eine andere Deutung hineingießt. Meist wird es heute als Wertegemeinschaft Europas (meist unter Ausklammerung Ost- und Südosteuropas) und Nordamerikas gedeutet. Verwendet wurde das Wort laut „Kluges Etymologischem Wörterbuch“ etwa ab dem 16. Jahrhundert im Sinne von „Westen“, ab dem 18. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum dann in seiner eher ideologischen Bedeutung.

Logo: Steam

Warum „Steam“-geschützte Spiele so nerven

Ein Kommentar zu Update-Zwang und Install-Exzessen   1. Der Datenverzehrer Noch vor ein paar Jahren hätte ich sofort geantwortet: Weil ich mit meiner zwangslahmen Internet-Leitung in Striesen 0 Chance habe, hier überhaupt ein „Steam“-Spiel zu starten. Denn damals musste ich noch Mobilfunk-Datenpakete als Ersatz für nicht vorhandene DSL-Leitungen buchen. Und da sorgten all jene (meist gleich Hunderte Megabyte großen) Updates, Upgrades und Patches, die unentwegt über dieses Portal nahezu zwangsweise verteilt werden, dafür, dass meine Monats-Datenvolumina ratz-fatz verbraucht waren und der Mobilfunk höhnisch kichernd die Datendrossel kurz nach Monatsanfang zudrehte.

Stürzen sich penetrant auf Computerarbeiter: Fliegen! Foto: Heiko Weckbrodt

Warum Fliegen Schweine sind

Ein paar Bemerkungen zu Nervfliegen, die grundsätzlich den PC umschwärmen Da. Schon wieder. SCHON WIEDER!!! Warum eigentlich fliegen Fliegen immer ausgerechnet auf tippende Finger, wenn ich ganz schnell und konzentriert zu schreiben versuche, und platzieren ihre blöden Fliegen-Hintern immer auf total wichtige Stellen auf dem Bildschirm. Wisch. Bssssh. Wisch-wisch. Bssshh (Hähähähä). Ich werd irre.