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Sci-Fi-Bluray „Titan“: Gentech-Turbo für die Evolution

Papi sieht plötzlich so komisch aus: Rick Janssen (Sam Worthington) nach seiner "Optimierung" zum Übermenschen, der den Titan besiedeln soll. Szenenfoto: Eurovideo

Papi sieht plötzlich so komisch aus… Rick Janssen (Sam Worthington) nach seiner „Optimierung“ zum Übermenschen, der den Titan besiedeln soll. Szenenfoto: Eurovideo

Warum Monde ewig terraformen, wenn man den Menschen viel schneller ummodeln kann?

Ist die gentechnologische Beschleunigung der menschlichen Evolution statthaft, um das Überleben unserer Spezies zu sichern – oder doch eher verdammenswerte Nazi-Denke? Dieser Frage widmet sich der starbesetzte Science-Fiction-Streifen „Titan“ – findet dabei allerdings nicht allzu originelle Antworten. Dafür macht der erste Spielfilm des deutschen Nachwuchsregisseurs Lennart Ruff – der bisher vor allem Kurz- und Werbefilme drehte – zumindest optisch durchaus etwa her. Erschienen ist der US-Streifen nun auf DVD und Bluray fürs Heimkino.

Cassini-Foto: Saturn-Eismond Enceladus (klein vorn) unter den Saturnringen, im Hintergrund Titan. Abb.: NASA, ESA

Saturn-Eismond Enceladus (klein vorn) unter den Saturnringen, im Hintergrund Titan. Abb.: NASA, ESA

Die Story: Neuer Anlauf zum Übermenschen

Warum einen Berg mit der Schaufel abtragen, wenn man doch einfach herumgehen kann? In etwa diese Richtung denken ein paar Gentechnologen in nicht allzu ferner Zukunft: Die Erde ist vermüllt, eine neue Heimat für die Menschheit ist gefragt. Um den Saturn-Mond Titan ratzfatz besiedeln zu können, wollen Professor Collingwood (Tom Wilkinson, „Grand Budapest Hotel“) und sein Team nicht ewig warten, bis die Terraformer den Titan bewohnbar umgemodelt haben. Statt dessen heuern sie den ehemaligen Air-Force-Piloten Rick Janssen (Sam Worthington, „Avatar“, „Zorn der Titanen„), die Soldatin Tally (Nathalie Emmanuel, „Game of Thrones“) und weitere Freiwillige an, um sie in einem geheimen Forschungslabor in Übermenschen zu verwandeln: In „optimierte Menschen“, die auf dem eisigen Titan mit seiner Stickstoff-Atmosphäre und seinen Methanflüssen überleben können.

Atmen wird seit jeher überbewertet: Rick (Sam Worthington) und Tally (Nathalie Emmanuel) beim Dauertauchen. Szenenfoto: Eurovideo

Atmen wird seit jeher überbewertet: Rick (Sam Worthington) und Tally (Nathalie Emmanuel) beim Dauertauchen. Szenenfoto: Eurovideo

Doch diese genetischen Veränderungen erweisen sich als weit gravierender, als es die Forscher ihren „Versuchskaninchen“ anfangs verraten haben. Weil ein Freiwilliger nach dem anderen abkratzt, steigt schließlich auch die Nasa aus dem Programm aus: „Die letzten, die solche Experimente mit Menschen gemacht haben, waren die Nazis“, lässt der Vertreter der US-Raumfahrtbehörde verlauten, während sich Professor Collingwood brüstet, „den Göttern das Feuer gestohlen“ zu haben…

Formsprache aus der Werbebranche

Stilistisch ist „Titan“ zweifellos chic inszeniert, mit oft raffinierten Kamera-Einstellungen und optischen Ideen, wie man sie aus der Werbebranche kennt. Obwohl recht solide besetzt, ist die Leistung des Schauspieler-Ensembles da schon sichtlich schwächer, verharrt oft in der Platitüde. Insbesondere das Finale erscheint wenig einfallsreich und eher bemüht in Richtung Action gedreht. In der Bonussektion gibt es zwar Interviews mit den Mimen, aber allzu viel gedankliche Reflexion über die Schwachpunkte des Films sollte man nicht erwarten: Die Mini-Dokus gehen über allgemeine Plauderei kaum hinaus – und sind zudem für die deutsche Fassung noch nicht mal untertitelt.

Fazit: Schön anzugucken, aber nicht wirklich zu Ende gebracht

„Titan“ ist schön zu betrachten, für Sci-Fi-Fans zweifellos sehenswert und verfolgt auch ein paar interessante Grundideen – die aber nicht so recht zu Ende gedacht sind. Dass Regisseur Ruff aus der Reklame-Ecke kommt, ist da nicht das Problem: Auch Ridley Scott war Werbefilmer, bevor er mit „Alien“ und „Blade Runner“ den großen Durchbruch feierte. Optische Ästhetik ist aber eben nicht alles, was einen guten Sci-Fi-Film ausmacht – da gehört auch etwas Sinn für Dramaturgie dazu.

Kurzübersicht

  • Titel: „Titan – Evolve or Die“
  • Genre: Science Fiction
  • Produktionsland und -jahr: USA 2017
  • Regie: Lennart Ruff
  • Schauspieler: Sam Worthington, Taylor Schilling, Tom Wilkinson, Nathalie Emmanuel, Agyness Deyn u. a.
  • DVD-VÖ in Deutschland: 9. Mai 2018
  • Laufzeit: 97 Minuten (Bluray-Fassung)
  • Extras: Interview mit den Akteuren

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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