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Dresdner Exzellenz-Etikett ist wie eine Trumpfkarte

Prof. Bernd Büchner leitet als wissenschaftlicher Direktor das IFW Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Bernd Büchner leitet als wissenschaftlicher Direktor das Leibniz-IFW Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Neuer Direktor Büchner will neue Labore am Leibniz-Institut IFW etablieren und die Unis Dresden und Chemnitz enger verzahnen

Prof. Bernd Büchner ist seit April 2018 der neue wissenschaftliche Direktor des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) Dresden. Oiger-Reporter Heiko Weckbrodt hat ihn ausgefragt: was das Leibniz-Institut von der Exzellenzinitiative der TU hat, welche neuen Labore er plant und warum die Chinesen lieber nach Dresden statt Chemnitz gehen.

Wo steht das IFW?

Wir sind ein unglaublich starkes Institut. Wissenschaftlich agiert das IFW sehr erfolgreich. Leider ist es uns nicht immer gelungen, diese Leistungskraft auch nach außen sichtbar zu machen. Das möchten wir gerne ändern.

Was steht auf ihrer Agenda? Wie soll sich das Institut unter ihrer Führung ausrichten?

Unsere wissenschaftliche Arbeit stützt sich jetzt klarer als vorher auf zwei Säulen: auf Quantenmaterialien, die besondere elektronische Eigenschaften haben, und auf nanoskaligen Materalien, die oft ganz andere Eigenschaften haben als jene Materalien, die wir aus unserer Alltagswelt kennen. Außerdem erkunden wir die Kombinationen zwischen beiden Säulen. Darauf ruht die Matrix aus unseren fünf Instituten, die in der Öffentlichkeit oft als Teilinstitute wahrgenommen werden. Ein besonderes Arbeitsgebiet „Produkte“ beschäftigt sich außerdem mit der Frage, wie unsere Forschung in konkrete Produkte einfließen kann.

Das hört der Steuerzahler sicher gern. An welche Produkte denken Sie da konkret?

Zum Beispiel Sensoren, druckbare Elektronik  oder flexible Magnete. Anders als die Fraunhofer-Institute beschäftigen wir uns eher mit der grundlagenorientierten Forschung und nicht mit der Produkt-Entwicklung selbst. Das läuft eher über Ausgründungen.

Zum Beispiel? Als letzte größere Ausgründung des IFW ist mir die Supraleitkabel-Firma Evico in Erinnerung – und das ist 14 Jahre her.

Inzwischen hat es weitere Ausgründungen gegeben. Zum Beispiel die Firma „SciDre“, die sehr erfolgreich Kristallzüchtungsöfen weltweit exportiert. Die nächste Ausgründung zum wollen wir 2019 realisieren. Dabei geht es um die Herstellung von Spezialmaterialien für die Erzeugung von Laserstrahlen.

Stehen wichtige Investitionen an?

Wir richten demnächst ein Applikationslabor für Nano-Kohlenstoffröhrchen ein. Dort wollen wir Verfahren weiterentwickeln, um diese Nanotubes zu Draht zu spinnen – dafür interessieren sich Industriepartner wie Bugatti.

Außerdem bauen wir ein Flexmag-Labor auf. Dort entsteht auch eine neue Nachwuchs-Forschergruppe um Michael Melzer. Wir wollen uns da mit Magnetsensoren auf dehnbaren Folien beschäftigen. Der eine oder andere Forscher denkt dabei schon an eine künstliche Haut, die dem Menschen einen Magnetsinn verleiht. Für uns stehen aber erst einmal viel näher liegende Anwendungen im Fokus: Solche dünnen und flexiblen Magnetsensoren können in Elektromotoren für die Verschleißerkennung eingebaut werden. Wobei wir darauf übrigens darauf hoffen, dass sich aus beiden Laboren neue Firmen-Ausgründungen ergeben.

Außerdem denken wir über einen größeren Neubau mit Laboren nach. Dort wollen wir einen weiteren Forschungsschwerpunkt bearbeiten, der sich in das Exzellenzprogramm der TU einfügt.

Der da wäre? Und wann geht es los?

Verraten wir noch nicht.

Wie ist es generell um die Zusammenarbeit mit der TU Dresden in der Exzellenzforschung bestellt?

Wir sind mit drei unserer Direktoren an drei Anträgen der Uni in der aktuellen Vergaberunde für Exzellenzfördergelder beteiligt. Für uns ist es wichtig, dass wir mit unseren Forschungs-Schwerpunkten an der TU Dresden verankert sind. In diesem Zusammenhang wollen wir gemeinsam mit der Universität bald zwei neue Professoren berufen, die auf komplexe Materialien beziehungsweise auf photonische Materialien spezialisiert sein sollen. Das sind zum Beispiel Materialien, in denen eine Lichtübertragung stattfindet oder Lichtteilchen über Distanzen miteinander verschränkt sind. Aus all dem könnten sich sehr interessante Anwendungen und neue Werkstoffe ergeben.

Hat das IFW irgendwas davon, wenn es die Bemühungen der TU Dresden unterstützt, sich als Exzellenz-Uni zu etablieren?

Der Forschungsstandort Dresden ist seitdem deutlich attraktiver geworden, das merken wir sehr deutlich: Wenn beispielsweise Top-Doktoranden aus China Angebote bekommen, entweder in Chemnitz oder in Dresden zu forschen, entscheiden sie sich meist für Dresden: Das Etikett „Exzellenz-Uni“ spielt für sie eine wichtige Rolle.

Apropos Chemnitz: Sie haben sich zum Amtsantritt auch eine engere Forschungskooperation zwischen Dresden und Chemnitz auf die Fahnen geschrieben. Was stellen Sie sich da praktisch vor?

Oliver Schmidt, der bei uns am IFW das Institut für Integrative Nanowissenschaften leitet und auch das erwähnte Flexmag-Labor aufbaut, ist zugleich Professor an der TU Chemnitz. Unsere Idee ist nun, diese Zusammenarbeit weiter zu vertiefen und das IFW zu einem Scharnier zwischen den Technischen Universitäten in Dresden und Chemnitz zu machen. Wir sehen zum Beispiel viele Anknüpfungspunkte bei den photonischen und den Nano-Materialien. Daher wollen wir der Leibniz-Gemeinschaft vorschlagen, einen gemeinsamen „Leibniz-Campus“ an der TU Dresden gemeinsam mit der TU Chemnitz zu etablieren.

Wozu soll das gut sein? Gibt es dann mehr Geld?

Geld ist das eine – solch ein Campus könnte mit etwa einer Million Euro pro Jahr dotiert sein. Entscheidend sind aber vielmehr die neuen Möglichkeiten, dort gemeinsame Labore und Nachwuchsforschergruppen einzurichten. Auch würde solch ein Campus die Forschungen in Dresden und Chemnitz international besser sichtbar machen.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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