Nachfolger des Computerkombinats macht heute Fabriken „Industrie 4.0“-tauglich
Dresden/Hannover/Beierfeld, 22. April 2018. Robotron bietet erstmals seit der Wende vor 28 Jahren wieder Hardware an. Allerdings verkauft der Namens-Nachfolger des DDR-Computerkombinats keine Großrechner oder PCs. Vielmehr offeriert das Dresdner Unternehmen nun kleine Elektronikboxen, die alte Maschinen und Roboter „Industrie 4.0“-tauglich machen. „Diese ,Robo-Gates’ haben wir gemeinsam mit Turck Duotec aus dem Erzgebirge entwickelt“, berichtet Uwe Wieland, der bei Robotron für die Industriekunden zuständig ist. „Ein ganz und gar sächsisches Produkt also.“ Vorführen wollen es die Dresdner ab Montag auf der Hannovermesse 2018.
4. Industrielle Revolution wird eher eine Evolution sein
Hintergrund: Das Konzept „Industrie 4.0“ soll für erhebliche Wettbewerbsvorteile der beteiligten Unternehmen sorgen. Es sieht vor, Automatisierungslücken in den Fabriken zu schließen. Außerdem sollen die Werkzeugmaschinen, Roboter und Werkstücke mit Eigenintelligenz ausgestattet und so miteinander vernetzt werden, dass sie dezentral den gerade effektivsten Produktionsablauf untereinander aushandeln. Diese „4. Industrielle Revolution“ wird allerdings eher eine Evolution als eine Revolution sein. Denn die meisten Betriebe wollen lieber nach und nach umrüsten. Ein Grund dafür: Industrie 4.0 setzt Maschinen und Roboter voraus, die viele Sensoren und Netzwerkanschlüsse haben – dies trifft aber auf kaum einen Maschinenpark heute zu.
Robogate soll alte Maschinen für digitale Fertigung aufrüsten
Und hier setzt das „Robo-Gate“ (Robotron-Tor) an: Durch integrierte Rechentechnik, spezielle Software, Sensoren und Netzwerk-Schnittstellen soll es alte Maschinen nachträglich fit für die volldigitalisierte Produktion machen. Robotron Dresden und Turck Duotec aus Grünhain-Beierfeld zielen mit den vergleichsweise preisgünstigen Aufrüstboxen vor allem auf kleine und mittelständische Unternehmen, die sich eine komplette neue Roboterfabrik ohnehin nicht leisten könnten.
Ohne Lernprogramme für Mensch und Maschine funktioniert da nichts
Dabei ist den Sachsen allerdings auch klar, dass hochautomatisierte „Industrie 4.0“-.Fabriken nicht allein neue Hardware brauchen, um zu funktionieren, sondern auch eine trainierte Künstliche Intelligenz (KI) und geschulte Mitarbeiter. Gemeinsam mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden haben sie an der dortigen „Industrie 4.0“-Testfabrik Anlernprogramme für Belegschaft und Maschinen entwickelt, die sie ebenfalls zur Hannovermesse zeigen: Dort können beispielsweise Entwickler und Manager von Betrieben, die auf „Industrie 4.0“ umstellen wollen, lernen, wie das in ihrer Fabrik funktionieren könnte, welche Klippen dabei zu umschiffen sind, welche komplexen Herausforderungen dabei zu meistern sind. „Und dabei geht es darum, interdisziplinär zusammenzuarbeiten“, erklärt Wieland eine Aufgabe des Lernprogramms. „Der Maschinenbau-Ingenieur lernt dabei die Sichtweise des Informatikers kennen und umgekehrt.“ Für diese Lernprogramme interessiert sich inzwischen auch die Autobranche.
Über Robotron Dresden nach der Wende
„Industrie 4.0“-Lösungen sind für Robotron ein noch junges Geschäftsfeld: Nach der Wende sicherte sich Gründer Rolf Heinemann die Rechte am Namen des ehemaligen DDR-Computerkombinats, richtete seine „Robotron Datenbank-Software GmbH“ aber vor allem auf Software-Entwicklung und Schulung aus. Damit ist das Unternehmen auch seitdem stark gewachsen, beschäftigt inzwischen 442 Mitarbeiter und erwirtschaftet knapp 44 Millionen Euro Jahresumsatz. Mittlereile rund 15 Prozent Umsatzanteil hat daran aber der erst vor drei Jahren eingerichtete Geschäftsbereich „Industrie“, den Uwe Wieland leitet. „Mit zwölf Leuten haben wir angefangen, jetzt hat dieser Bereich schon 80 Mitarbeiter.“ Tendenz: weiter steigend.
Autor: Heiko Weckbrodt
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