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„Am Ende bleibt zu wenig, um davon zu leben“

Sieht noch viel belletristisches Potenzial in und um Dresden: Verlegerin Katharina Salomo. Foto: Thomas Kretschel

Verlegerin Katharina Salomo. Foto: Thomas Kretschel

In Dresden gibt es über 40 Verlage – die Unternehmer haben oft noch Nebenjobs, um die Verlegerei zu finanzieren

Dresden, 25. April 2017. Leipzig mag die traditionsreichste Verlagsstadt in Sachsen sein – doch auch in anderen Teilen des Freistaats gibt es eine reiche Landschaft aus vor allem kleinen Verlagen, die oft Nischen-Interessen bedienen. Allein in Dresden gebe es über 40 solcher Verlage, die viele Spezialinteressen bedienen – von Opern-Stories bis zu Nachwuchs-Poeten. Das haben der Dresdner Messechef Ulrich Finger und Verlegerin Katharina Salomo beim jüngsten Branchentreffen „Buchgeplauder“ in der Villa Augustin in Dresden eingeschätzt.

Darunter seien viele Enthusiasten, die in erster Linie aus Liebe zur Literatur Bücher verlegen, aber parallel andere Jobs haben, um finanziell über die Runden zu kommen. Salomo mit ihrem Dresdner Buchverlag gehört da schon zu den größeren Verlegerinnen im ostsächsischen Raum. Andere sind Ein-Mann-, Ein-Frau- oder Familien-Betriebe.

„Multi Media Kunst Verlag“: Immer ein kleines Plus geschafft

„Ich habe mit meinen Publikationen immer geschafft, ein kleines Plus zu erwirtschaften – aber am Ende bleibt zu wenig, um davon zu leben“, schätzte beispielsweise Senior-Verleger Hans Kromer ein, der nach der Wende den „Multi Media Kunst Verlag Dresden“ gegründet hatte, um die verschiedenen Künste zusammenzubringen.

Franke-Verlag: Die Tochter lektoriert, der Mann gestaltet

Ähnlich vom Enthusiasmus getrieben ist die Familie Franke, die im Dresdner Franke-Verlag schizophrene Geschichten und Neuinterpretationen von Klassikern editiert. „Die Tochter lektoriert, die Freundin setzt, der Mann gestaltet – wir sind ein Familienverlag durch und durch“, erzählen die Frankes.

Verleger Heinz Freiberg. Foto: Edition Freiberg

Verleger Heinz Freiberg. Foto: Edition Freiberg

Edition Freiberg: „Durch den Druck meiner Gedichte und Geschichten haben Sie mein Leben verlängert.“

Viele dieser Verlage entstanden unmittelbar nach den gesellschaftlichen Umbrüchen in Ostdeutschland, die auch vielen Biografien eine neue Richtung gaben: „Wir hatten früher einen Druckerei“, erzählt beispielsweise Heinz Freiberg. „Nach der Wende lief das nicht mehr. Und so habe ich einen Verlag gegründet.“ Diese „Edition Freiberg“ betreibt er zusammen mit seiner Frau Gerlinde in Dresden – und verlegt vor allem Poesie. Seine jüngste Autorin sei eine seinerzeit 17-jährige Gymnasiastin gewesen, seine älteste ist bald 90. Woraus sich das verlegerische Engagement speist, kann man auf Freibergs Internetseite lesen. Da zitiert er aus dem Brief einer seiner Autorinnen an ihn: „Lieber Herr Freiberg! Durch den Druck meiner Gedichte und Geschichten haben Sie mein Leben verlängert.“ Und so habe er sich fest vorgenommen, solange er könne, ein „Lebensverlängerer“ zu sein.

Salomo: Gibt mehr Bücher als die auf der Bestseller-Liste

„Ich finde es ganz wichtig, dass sich all diese Verleger vernetzen“, betonte Katharina Salomo, die neben der Dresdner Buchmesse „Schriftgut“ auch mit dem „Buchgeplauder“ regelmäßig solche – fürs Publikum offene – Netzwerktreffen der sächsischen Verlegerszene organisiert. „Wir wollen den Lesern mit unseren Publikationen schließlich zeigen, dass es mehr Bücher gibt als die auf der Bestseller-Liste.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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