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Digitale Wiedergeburt für verlorene Musikklänge in Leipzig

Ein Spinetto ovale von Bartolomeo Cristofori aus Florenz, das im Jahr 1693 gebaut wurde. Foto: Marion Wenzel/ Universität Leipzig

Ein Spinetto ovale von Bartolomeo Cristofori aus Florenz, das im Jahr 1693 gebaut wurde. Foto: Marion Wenzel/ Universität Leipzig

Museum digitalisiert Klang historischer Musikinstrumente

Leipzig, 19. April 2018. Experten aus Leipzig Experten lassen Klänge und Instrumente, die seit Jahrhunderten kaum ein Mensch mehr gehört hat, wieder ertönen: Im Forschungsprojekt „Tasten“ digitalisieren sie bis Mitte 2020 den Klang von Organetten, Clavichorden, Hammerflügeln und anderen historischen Instrumenten. Mit dieser klangvollen Datenbank möchten sie Computer dann befähigen, alte Musikstücke wieder so abzuspielen, wie sie die Zeitgenossen von Bach, Vivaldi und Co. gehört haben. Das teilte das Leipziger Musikinstrumenten-Museum als Projektkoordinator mit. Es verfügt über eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen historischer Tasteninstrumente.

Analog ist nur Bruchteil original erlebbar

„Wir digitalisieren 36 Tasteninstrumente mit insgesamt 2222 Tasten, auf denen man – idealerweise – fast 11.000 Töne spielen könnte“, kündigte Projektleiter Prof. Josef Focht an, der das Instrumenten-Museum der Uni Leipzig leitet. „Davon kann man analog nur einen Bruchteil zum Klingen bringen, digital aber alle.“ Dadurch sollen viele Werke der Musikgeschichte wieder fast so erklingen, wie sie der Komponist zu seiner Zeit konzipierte. „Wir wissen heute beispielsweise wie eine Quinte klingt“, betonte Prof. Focht. „Doch sie klang in jeder Epoche unserer Zeitgeschichte anders. Diese Nuancen können wir erlebbar machen.“

Vorläufer der Schallplatte: Musikautomaten aus Sachsen

Außerdem möchten die Experten auch Notenrollen für Klaviere damaliger Musikautomaten ein, die vor über 100 Jahren von berühmten Pianisten eingespielt wurden. „Stellvertretend seien hier Edvard Grieg, Ferruccio Busoni und Max Reger genannt“, erzählt Koordinatorin Dr. Heike Fricke. „Sie nutzten die auf dem Lochstreifenprinzip beruhende Technik einer Selbstspielapparatur für Klaviere und konservierten ihr eigenes Klavierspiel auf Papierrollen. Diese empfindlichen Objekte werden nun digitalisiert, beschrieben, gereinigt, gegebenenfalls restauriert und aufgenommen.“

Digitalisate kommen ins Netz

Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt „Tasten“ mit 600.000 Euro. Die Leipziger wollen die digitalisierten historischen Instrumente und Stücke schließlich ins Internet stellen. „Von überall auf der Welt können Interessierte dann die Tasteninstrumente oder den historischen Musikautomaten des Leipziger Musikinstrumentenmuseums spielen“, kündigten die Sachsen an.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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