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Globalfoundries Dresden steigt in Autochip-Produktion ein

Viele Reinraum-Mitarbeiter in der Globalfoundries-Fabrik tragen Ohrschützer mit lustigen Motiven. Bald haben sie mehr zu tun: Prozessoren und Sensorsysteme für Automobile gehen in Serie. Foto: Globalfoundries Dresden

Viele Reinraum-Mitarbeiter in der Globalfoundries-Fabrik tragen Ohrschützer mit lustigen Motiven. Bald haben sie mehr zu tun: Prozessoren und Sensorsysteme für Automobile gehen in Serie. Foto: Globalfoundries Dresden

Nach Zertifizierung hoffen die Mikroelektroniker auf neue Aufträge und eine stabile Grundauslastung der Fabrik

Dresden, 9. April 2018. Aufträge aus dem Automobilbau sollen ab diesem Jahr neue und vor allem auch langfristige Aufträge für Globalfoundries (GF) in Dresden sichern. Angesichts der besonderen Qualitätsforderungen in dieser Branche hat sich die sächsische Dresdner Halbleiterfabrik extra für dieses Einsatzfeld zertifizieren lassen. Das teilte der Chip-Auftragsfertiger heute mit. „Unser Standort hat mit der Zertifizierung einen bedeutenden Meilenstein auf dem Weg zu einem großen europäischen Automobilzulieferer erreicht”, betonte Oliver Aubel, der bei GF Dresden für das Automobilbau-Programm zuständig ist.

Autoelektronik muss zwischen -40 und +175 Grad funktionieren

Unmittelbar zuvor hatte der Tüv Süd nach einer viertägigen Kontrolle den Dresdnern bescheinigt, dass sie die Standards der „International Automotive Task Force“ (IATF) erfüllen. Dazu gehört unter anderem die Fähigkeit, hochzuverlässige Chips herzustellen. Diese müssen – anders als zum Beispiel Heimelektronik – nicht nur bei Zimmertemperaturen funktionieren, sondern auch bei 40 Grad minus in einer Frostnacht ebenso wie bei 175 Grad plus in Motornähe (zertifiziert sind die Dresdner Chips vorerst bis 125 Grad). Außerdem fordern die Automobil-Firmen, dass von einer Million gelieferten Chips höchstens einer ausfallen darf („1 part per million“ = 1 ppm). Zum Vergleich: In Konsumelektronik liegt diese Chip-Ausfallsicherheit bei 100 bis 1000 ppm.

GF-Mitarbeiter passieren Reinraum-Brücke. Foto: Globalfoundries Dresden

GF-Mitarbeiter passieren Reinraum-Brücke. Foto: Globalfoundries Dresden

Produktion von Radar-, Lidar- und GPS-Chips

Das entsprechende Zertifikat ist die Voraussetzung, damit die großen Automobil-Konzerne wie VW, BMW, Daimler und Ford ein Unternehmen überhaupt als Lieferanten akzeptieren. Die ersten Automobil-Bauelemente nach dem IATF-Standard sollen Ende des Jahres die Dresdner GF-Fabrik verlassen. „Wir gehen davon aus, dass Chips aus dem Dresdner Globalfoundries Werk in einem Jahr auf Straßen in aller Welt rollen werden”, schätzte Oliver Aubel ein. Erste Produkte sollen GPS-Sensoren, Kamera- und Radar-Chips für Autos sein. Für die Autoindustrie wollen die Dresdner unter anderem ihre Prozessortechnologie 22FDX verwenden.

Roboterautos orientieren sich mit Rundum-Sensor-Phalanx

Die Fahrerassistenzsysteme und Bordcomputer in teilautomatisch und autonom fahrenden Autos verwenden eine Vielzahl von Sensorsystemen, um sich im Straßenverkehr zu orientieren. Dazu gehören optische Rundum-Kameras, Kurz- und Langreichweiten-Radar sowie die dem Radar verwandte, aber lasergestützte Lidar-Technik.

Immer mehr Elektronik in den Autos

In diesem Segment hoffen die GF auf lukrative Geschäfte: Zwar ist der Preisdruck in der Autobranche hoch. Doch andererseits gehen Analysten davon aus, dass sich der Wert der in durchschnittlichen Autos verbauten Elektronik bis zum Jahr 2025 nahezu verdoppeln wird. Auch produzieren die Branchenriesen von jedem Modell in aller Regel Millionen Stück, garantieren Ersatzteillieferungen über viele Jahre. All dies kann Chipfabriken auf Jahre auslasten.

Die Globalfoundries-Fabrik im Dresdner Norden aus der Luft betrachtet. Foto: Globalfoundries Dresden

Die Globalfoundries-Fabrik im Dresdner Norden aus der Luft betrachtet. Foto: Globalfoundries Dresden

Über Globalfoundries Dresden

Die Globalfoundries-Fabrik Dresden beschäftigt derzeit rund 3500 Menschen. Ihr Reinraum umfasst über 50.000 Quadratmeter. Damit ist sie die größte Chipfabrik Europas, die mit 300-Millimeter-Scheiben arbeitet. Seitdem der Grundsteinlegung 1996 haben AMD und GF dort laut eigenen Angaben über zwölf Milliarden Dollar (nach heutigem Kurs: 9,7 Milliarden Euro) investiert.

Autor: Heiko Weckbrodt

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