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Warum der Delfin kein Wollkleid trägt

Delfine kommen offensichtlic ganz gut ohne haarbildende Gene aus. Foto: Mith, Wikipedia. CC3-Lizenz, tinyurl.com/mupuzn4

Delfine kommen offensichtlic ganz gut ohne haarbildende Gene aus. Foto: Mith, Wikipedia. CC3-Lizenz, tinyurl.com/mupuzn4

Gen-Verluste spielen eine Schlüsselrolle in der Evolution, lässt eine Genetik-Studie aus Dresden vermuten

Dresden, 4. April 2018. Hört man von verlorenem Erbgut, klingt das erst mal ganz schlecht. Tatsächlich aber kann der Verlust bestimmter Gene dabei helfen, dass sich Mensch und Tier an ihre Umwelt besser anpassen können. Das haben Wissenschaftler Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) in Dresden durch Genanalysen von 62 Säugetieren zeigen können.

Schaden kann sich zum Vorteil wenden

„Unsere Ergebnisse liefern umfangreiche Belege für das evolutionäre Potenzial von Genverlusten“, betonte der Bioinformatiker Dr. Michael Hiller vom MPI-CBG. „Im Laufe der Evolution kann ein Verlust von Genen also nicht nur schädigend wirken, sondern unter besonderen Umständen sogar von Vorteil sein.“

Fell-Gen unter Wasser verloren

Ein Beispiel dafür sind Wale und Delfine, die sich im Laufe der Evolution von ihren Fell-Genen verabschiedet haben. Bei diesen Säugetieren, die nur im Wasser leben, wärmen Haare nicht mehr den Organismus, sondern würden sogar beim Schwimmen stören. „Wir zeigen in unserer Studie, dass diese Säugetiere mehrere Gene verloren haben, die für die Haarbildung benötigt werden“, betonte Studien-Autor Virag Sharma. „Das deutet darauf hin, dass der Genverlust höchstwahrscheinlich eine Rolle beim Verlust ihres Fells gespielt haben wird.“

Eine Fledermaus fliegt eine Forschungs-Futterstation an. Foto: Renato Recoder

Eine Fledermaus fliegt eine Forschungs-Futterstation an. Foto: Renato Recoder

Genverlust hilft Fledermaus beim Nektar-Naschen

Ein weiteres Beispiel für ein evolutionäres „Upgrade“, das wahrscheinlich durch verlorene Erbinformationen erzielt wurde, haben die Dresdner Genetiker bei den Fledermäusen gefunden: Bestimmte Arten – vor allem in den Triopen und Sub-Tropen – sind vegan geworden und ernähren sich nur noch von Fruchtsaft. Bei ihnen fehlen Gene, die die Insulinproduktion im Körper hemmen. Und das Hormon Insulin wiederum brauchen diese Tiere, um den Fruchtzucker in ihren Lieblings-Obstsorten zu verarbeiten. „Der Verlust dieser Gene bedeutet also, dass Faktoren, die die Zuckerverstoffwechselung hemmen, ausgeschaltet wurden“, erklärten die Genetiker. „Für Arten, die eine zuckerreiche Nahrung konsumieren, ist das sicherlich ein Vorteil.“

Unterm Schuppenpanzer wäre das Anti-UV-Gen arbeitslos

Andererseits haben einige Säugetiere eine Art Anti-Sonnenbrand-Gen verloren, das bei ihnen so überflüssig ist wie eine Brustwarze auf einem Ritter-Harnisch: Durch den Schuppenpanzer, den sich Schuppentier und Gürteltier zugelegt haben, kommt eh keine ultraviolette Strahlung mehr von der Sonne durch. Ein Gen, das UV-erzeugte Erbgut-Schäden repariert, wäre bei ihnen arbeitslos. Also: Weg damit!

Computer vergleichen 62 Säugetier-Gene

Für ihre Untersuchungen hatten die Planck-Forscher die Genome von 62 Säugetieren untersucht. Dabei setzten sie spezielle Computerprogramme ein, die Genverluste durch Vergleiche erkennen können. Ihre Befunde haben sie inzwischen in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ publiziert.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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