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Mitteldeutschland seit 400.000 Jahren besiedelt

 Ein Findling in der Kiesgrube Rehbach in Sachsen, der vor etwa 450.000 Jahren von Gletschern aus Skandinavien dorthin transportiert worden ist. Foto: MPI f. evolutionäre Anthropologie


Ein Findling in der Kiesgrube Rehbach i n Sachsen, der vor etwa 450.000 Jahren von Gletschern aus Skandinavien dorthin transportiert worden ist.Foto: MPI f. evolutionäre Anthropologie

50.000 Jahre zuvor war Region noch mit kilometerdickem Eis überzogen

Leipzig, 25. März 2018. Das heutige Mitteldeutschland war früher vereist als bisher angenommen: Vor etwa 450.000 Jahren – und damit rund 100.000 Jahre früher als bisher geschätzt – waren weite Teile Europas mit kilometerdicken Eisgletschern überzogen und damit völlig unbewohnbar. Das haben Wissenschaftler des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (EVA) herausgefunden.

Lumineszenz-Methode ermittelt, wie lange Proben kein Sonnenlicht gesehen haben

Für diese Altersbestimmung setzten die Forscher die Lumineszenz-Methode ein: Mit deren Hilfe kann bestimmt werden, wann und über welchen Zeitraum hinweg Mineralkörnchen zuletzt dem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Darüber haben die EVA-Experten altsteinzeitliche Artefakte analysiert und sind zu dem Schluss gekommen: Die ersten Menschen haben das heutige Mitteldeutschland vor rund 400.000 Jahren besiedelt, als sich die Gletscher weitgehend bis nach Skandinavien zurückgezogen hatten. Wahrscheinlich waren diese Einwanderer Neandertaler: Steinartefakte aus der mittleren Altsteinzeit aus Flussablagerungen der Region sind den Forschern zufolge 300.000 bis 200.000 Jahre alt und deuten auf die Anwesenheit des Neandertalers hin.

Diesen etwa 400.000 Jahre alte Schaber haben die Wissenschaftler während der Probennahme für die Lumineszenz-Datierung im Kieswerk Schladebach in Sachsen-Anhalt geborgen. Foto. MPI f. evolutionäre Anthropologie

Diesen etwa 400.000 Jahre alte Schaber haben die Wissenschaftler während der Probennahme für die Lumineszenz-Datierung im Kieswerk Schladebach in Sachsen-Anhalt geborgen. Foto. MPI f. evolutionäre Anthropologie

Ablagerungen aus Tagebauen sind wie Archive

„Die mitteldeutschen Quartärsedimente sind für uns nahezu perfekte Archive“, schätzte EVA-Geochronologe Tobias Lauer ein. „Sie helfen uns dabei, Klimaverschiebungen zu verstehen, die sich in den letzten 450.000 Jahren in der Region ereignet haben. Denn hier sind alle Sedimente erhalten, die das Vordringen skandinavischer Gletscher nach beziehungsweise ihren Rückzug aus Europa dokumentieren.“ Diese Ablagerungen seien in der mitteldeutschen Region und insbesondere im Gebiet um Leipzig durch Zehntausende Bohrungen aus der Vorwendezeit und den frühen 1990er Jahren sowie Profilbeobachtungen im Zuge des vormaligen Braunkohleabbaus sehr gut dokumentiert.

hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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