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Ifo: Deutschland sollte nicht Trumps Handelskriege mitausfechten

US-Präsident Donald trump. Foto: Weißes Haus

US-Präsident Donald Trump. Foto: Weißes Haus

Möglicherweise Deal gegen China? / Experte Uni Leipzig rät EZB derweil zu Zinserhöhungen, um Konflikt mit USA zu entschärfen

München/Leipzig, 23. März 2018. Deutschland und die EU sollte keine Handelskriege von US-Donald Trump (Republikaner) gegen China und anderer Länder mitmachen, nur um kurzfristig Strafzöllen Trumps zu entgehen. Darauf hat Außenwirtschafts-Experte Gabriel Felbermayr vom Wirtschaftsforschungs-Institut Ifo in München hingewiesen. Wenn sich Europa mit den USA gegen China und andere Länder verbünde und damit die Freihandels-Regeln der Welthandelsorganisation WTO mit aushebele, könne dies Deutschland langfristig nur schaden.

Prof. Gabriel Felbermayr, Ifo-Zentrum für Außenwirtschaft. Foto: Ifo

Prof. Gabriel Felbermayr, Ifo-Zentrum für Außenwirtschaft. Foto: Ifo

Felbermayr: Bündnis gegen China war anscheinend Teils des Deals

„Mehr als 85 Prozent des Außenhandels der EU finden nicht mit den USA, sondern mit anderen WTO-Ländern statt“, betonte Felbermayr. „Die langfristigen Kosten der Schwächung der WTO könnten die kurzfristigen Vorteile der vorläufigen Verhinderung eines Handelskrieges mit den USA aufwiegen. Die EU sollte dieses Spiel nicht mitmachen.“ Zu vermuten sei ein noch geheimer Deal zwischen den US-Unterhändlern und der EU mit dem Tenor: Trump nimmt Europa von Stahl-, Alu- und anderen neuen Einfuhrzöllen aus und im Gegenzug unterstützt Europa die protektionistische Politik des US-Präsidenten gegen China und andere asiatische Länder. Zu bedenken sei, so der Ifo-Experte, dass das deutsche Handelsvolumen mit China 2017 um 20 Milliarden Euro über jenem mit den USA gelegen habe.

 

Prof. Dr. Gunther Schnabl von der Uni Leipzig. Foto: Privat (Studioline)

Prof. Dr. Gunther Schnabl von der Uni Leipzig.
Foto: Privat (Studioline)

Schnabl: Zölle auf Stahl und Alu wären für deutsche Wirtschaft ohnehin von geringer Bedeutung

Zu einer strikten Deeskalations-Strategie rät derweil Prof. Gunther Schnabl vom Institut für Wirtschaftspolitik der Uni Leipzig der EU-Kommission und der Bundesrepublik: Selbst wenn Trump Strafzölle auf Stahl und Alu gegen europäische Hersteller verhängt hätte, dann wären die Auswirkungen hierzulande eher gering gewesen. Andererseits sei zu bedenken, dass die EU in der Tat bereits Zölle auf US-Waren erhebe, Trump insofern nicht ohne Grund poltere: „Der durchschnittliche Zoll der Europäischen Union ist mit 5,2 Prozent höher als der durchschnittliche Zoll der USA mit 3,5 Prozent. Die Europäische Kommission sollte nicht versuchen, sich mit Strafzöllen auf Bourbon Whisky oder Harley-Davidsons zu profilieren“, betonte Schnabl. „Der Schaden wäre größer als der Nutzen.“

0-Zins-Politik der EZB hat EU-Exporte gen USA begünstigt

Als gewissermaßen vertrauensbildende Maßnahme appelliert der Forscher an die Europäische Zentralbank (EZB), ähnlich wie die US-Notenbank „Fed“ aus ihrer Nullzins-Strategie auszusteigen. Die EZB habe mit ihrer Niedrigzins-Politik den Euro im Vergleich zum Dollar geschwächt, was europäische Exporte in die USA stark begünstigt habe – da Waren aus dem EU-Raum durch den schwachen Euro billig für US-Importeure waren und sind. „Würde EZB-Präsident Mario Draghi mit Zinserhöhungen den Euro aufwerten, dann würden auch die Rufe der US-Industrie nach Zöllen verstummen“, glaubt Schnabl.

Profite werden in USA eher im Finanzsektor als in der Industrie gemacht

Zu den finanzpolitischen Hintergründen der jüngsten Konflikte erklärte der Professor: „Das große Geld wird in den USA nicht in der Industrie, sondern im Finanzsektor gemacht. Die US Zentralbank Fed hat seit den späten 1980er Jahren den Finanzsektor gemästet, indem sie die Zinsen immer weiter abgesenkt hat. Ein Nebeneffekt war, dass viel billiges Kapital nach Ostasien abgeflossen ist, wo damit große Kapazitäten in der Industrie geschaffen wurden. Diese machen seit langem der US-Industrie zu schaffen. Die frustrierten Arbeiter haben Trump zum Präsidenten gemacht. Trump muss ihnen etwas liefern, beispielsweise öffentlichkeitswirksame Beleidigungen von Handelspartnern und nun Strafzölle in einigen wenigen Branchen.“

Die Außenhandelspartner von Deutschland im Jahr 2017 auf der Export- und der Importseite, geordnet nach Handelsvolumen. Abb.: Destatis

Die Außenhandelspartner von Deutschland im Jahr 2017 auf der Export- und der Importseite, geordnet nach Handelsvolumina. Abb.: Destatis

USA ist wichtigstes Zielland für deutsche Exporte – liegt auf der Importseite aber nur auf Rang 4

Zum Hindergund: Schaut man sich die Außenhandels-Übersicht 2017 des Statistischen Bundesamtes (destatis) in Wiesbaden an, so hatte Deutschland im Jahr 2017 Waren und Dienstleistungen im Wert von 112 Milliarden Euro in die USA ausgeführt. Damit waren die Vereinigten Staaten das wichtigste Export-Zielland für Deutschland. Nach China exportierte Deutschland dagegen nur Produkte im Wert von 86 Milliarden Euro – das entspricht Platz 3 hinter den USA und Frankreich. Auf der Importseite sieht die Lage anders aus: Hier liegt China auf Platz 1. Deutschland importierte 2017 Waren und Leistungen für rund 100 Milliarden Euro. Hier liegen die USA erst auf Rang 4 mit 61 Mrd. Euro.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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