Denis Villeneuve hat den Sci-Fi-Klassiker von Ridley Scott kongenial fortgesetzt
Los Angelos im Jahr 2049: 36 Jahre nach Ridley Scotts Science-Fiction-Klassiker „Balde Runner“ liegt nun eine kongeniale Fortsetzung vor: „Blade Runner 2049“ setzt die Geschichte um „echte“ und „falsche“ Menschen fort und ist jetzt auch fürs Heimkino erhältlich. Ridley Scott war zwar als Produzent an Bord, Regie führte diesmal aber Denis Villeneuve („Maelström“, „Arrival“).
Die Story: Replikanten jagen Replikanten
Wenige Jahre nach Rick Deckards (Harrison Fords) letztem Kampf gegen Roy Batty (Rutger Hauer) und andere renitente Replikanten rebellieren die künstlichen Menschen überall: Durch einen elektromagnetischen Impuls, einen Blackout, löschen sie alle Festplatten und anderen Speicher. Damit verschwinden auch alle Daten über die Replikanten. Damit wird es für die Blade Runner, die Kopfgeldjäger, nahezu unmöglich, weiter die Attribute „geboren“ oder „im Labor gezüchtet“ zu vergeben, und nach diesen Kriterien zu töten. Dennoch jagen Blade Runner wie Officer K (Ryan Gosling, „Gangster Squad“, „La La Land“) weiter – und zwar ihresgleichen: Sie sind selbst Replikanten.
Entsprechend einsam ist das Leben eines K.: Bezirzt von einer Hologramm-Freundin in einer winzigen Wohnung, verachtet von Mensch wie Replikanten gleichermaßen. Bis, ja bis K. auf eine brisante: Information stößt: Eine Replikantin hat vor Jahren ein richtiges Baby geboren. Und dieses Wunder birgt für die „echten“ Menschen ethischen Sprengstoff: Wenn sich Replikanten jetzt auch noch replizieren können, wie dünn ist dann eigentlich die Mauer, die Mensch und Kunstmensch teilt, wie es K.s Polizeichefin Lt. Joshi (Robin Wright, „House of Cards“) formuliert? Und auch Niander Wallace (Jared Leto, „Lord of War“) jagt nun K. und das Kind: Der Unternehmer, der offensichtlich Elon Musk nachempfunden ist, versucht in Nachfolge der Tyrell Corporation, den perfekten Androiden zu erschaffen, „das Kind“ könnte dafür der Schlüssel sein…
Stilistik: Opulent
Optisch, musikalisch und erzählerisch lehnt sich der neue Bladerunner eng an den alten an: Wuchtige Bilder, ausufernde Städte in ewiger Nacht, faszinierende Kameraperspektiven und Farben. Hier die Jugendstil-Gigantomanie verlassener Städte, da das steampunkige Industriedesign umfunktionierter Schrottwerke. Ein scharfer Blick auf Details. Ruhige, langsame, oft fast unterkühlte Dialoge. Und dazu eine Musik, die sich hörbar am Original von „Vangelis“ orientiert.
Boni: Dokus und Kurzfilme
Die Bonussektion der Bluray verdient ausdrückliche Erwähnung: Nicht nur der Cineast freuen sich über interessante Specials über die Ästhetik und Genese des Films. Auch finden sich hier Fingerübungen fähiger Regisseure wie Shin’ichirō Watanabe oder Ridley Scotts Sohn Luke Scott, die in Kurzfilmen die fehlenden geschichtlichen Puzzleteile zwischen „Blade Runner“ und „Blade Runner 2049“ auslegen.
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Fazit: Hat das Zeug zum Klassiker
An den Kinokassen lief der neue Bladerunner im Vergleich zu lauteren Filmen nicht so besonders. Aber es gehört wohl wenig prophetische Gabe dazu vorherzusagen, dass dieser Film im Gespann mit dem Original zu den ewigen Klassikern gehören wird. Auch wenn nicht jede Story-Verästelung vollends überzeugt, ist Villeneuve und seinem Filmkollektiv ein faszinierendes, nachdenkliches und bildgewaltiges Science-Fiction-Opus gelungen, das gekonnt an den filmischen Vorgänger und den Tenor der literarische Vorlage von Philip K. Dick anknüpft.
Technische Daten
- Titel: „Blade Runner 2049“
- Produktionsort/-Jahr: USA 2017
- Regie: Denis Villeneuve
- Darsteller: Ryan Gosling, Harrison Ford, Robin Wright, Ana de Armas, Jared Leto, Sean Young
- Länge: 163 Minuten (Bluray)
- Altersempfehlung: FSK 16
Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt
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