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Roboter guckt sich Arbeitsdreh beim Menschen ab

Wandelbots-Chef Georg Püschel (Mitte) führt in der HTW Dresden vor, wie Roboter mit einer Sensorjacke angelernt werden können. Rechts ist Mitgründerin Maria Piechnick zu sehen, die auf intelligente Textilien spezialisiert ist. Robert Franke (l.) , der Chef der städtischen Wirtschaftsförderung Dresden, zeigte sich angemessen beeindruckt. Foto: Heiko Weckbrodt

Wandelbots-Chef Georg Püschel (Mitte) führt in der HTW Dresden vor, wie Roboter mit einer Sensorjacke angelernt werden können. Rechts ist Mitgründerin Maria Piechnick zu sehen, die auf intelligente Textilien spezialisiert ist. Robert Franke (l.) , der Chef der städtischen Wirtschaftsförderung Dresden, zeigte sich angemessen beeindruckt. Foto: Heiko Weckbrodt

Dresdner TU-Ausgründung Wandelbots entwickelt Vorführ-Sensorjacken für die Industrie 4.0

Dresden, 2. März 2018.. Damit auch kleine Unternehmen bei der hochautomatisierten „Industrie 4.0“ mitmachen können, hat die Dresdner TU-Ausgründung „Wandelbots“ ein intuitives Anlernsystem für Roboter entwickelt: Um einem Roboter neue Arbeitsabläufe beizubringen, streift sich ein menschlicher Kollege sensorgespickte Jacken und Handschuhe über. Er macht die gewünschte Arbeit einmal vor. Die Beschleunigungs-Sensoren, Kreis- und Magnetkompasse in der Jacke und im Handschuh erfassen die Bewegungen und leiten sie an einen Computer weiter. Eine Spezialsoftware pflanzt diese vorgeführten Arbeitsabläufe schließlich dem Kollegen aus Stahl ein. Der macht dann in Zukunft das nach, was der Mensch ihm einmal vorgeführt hat.

Klassischer Anlernprozess kostet soviel wie der Roboter selbst

„Früher brauchten Sie für Experten mit Programmierkenntnissen, um einen Roboter anzulernen“, betonte Wandelbots-Chef Georg Püschel. „Das hat oft noch mal genauso viel gekostet wie die Hardware selbst. Jetzt brauchen sie nur noch unsere Sensorjacke und machen dem Roboter vor, was er zu tun hat.“ Unterm Strich sei das Verfahren etwa zehn bis 20 Mal schneller und deutlich billiger als klassische Anlernmethoden.

Video: So funktionierts:
 

Stadt Dresden schießt Geld aus Innovationsfonds zu

Dieses Konzept hat auch die städtischen Wirtschaftsförderer beeindruckt. Dies sei ein schönes Beispiel für die Innovationskraft der hiesigen Startups, sagte Amtsleiter Robert Franke. „Auf die Art entstehen neue Leuchttürme in Dresden.“ Um diese Entwicklung zu unterstützen, drückte er gestern dem Wandelbots-Chef sowie Professor Dirk Reichelt von der Hochschule für Wirtschaft und Technik (HTW) Dresden einen Scheck über knapp 90 000 Euro in die Hand.

Wirtschaftsförderer Franke: „Wir wollen den Technologietransfer beschleunigen“

Das Geld stammt aus einem neuen Innovationsfonds, den die Stadt im vergangenen Jahr eingerichtet hat und jährlich mit rund 600 000 Euro speist. Damit können und wollen die Wirtschaftsförderer besonders innovative Projekte unterstützen. Als förderwürdig gelten dabei vor allem Zukunftstechnologie-Felder, mit denen Dresden künftig stärker punkten soll: Die Industrie 4.0 zum Beispiel, aber auch autonomes Fahren, moderne Energiesysteme und neue Materalien. „Wir wollen den Technologietransfer beschleunigen und neuen Produkten zur Marktreife verhelfen“, umriss Franke die Zielrichtung dieses neuen wirtschaftspolitischen Instrumentes in Dresden.

Projekt „Kosebot“: Wenn Mensch und Roboter kollaborieren

Im konkret geförderten Projekt „Kosebot“ wollen die Partner HTW und „Wandelbots“ mit dem städtischen Fördergeld den Einsatz der Roboter-Anlerntechnologie in der „Industrie 4.0“-Testfabrik der HTW erproben. Sie möchten das System insbesondere nutzen, um die kooperative Zusammenarbeit von Mensch und Roboter (Kobotik) zu trainieren. Denn anders als heutige Industrieroboter, die zum Schutz der menschlichen Belegschaft hinter Stahlzäunen und Lichtschranken arbeiten, sollen die „Kollaborativen Roboter“ von morgen mit ihren menschlichen Kollegen Hand in Hand arbeiten, sich auch frei im Raum bewegen können – dürfen dabei aber natürlich keinen Menschen verletzen.

Prof. Dirk Reichelt von der HTW Dresden meint: "Zusammen mit Wandelbots zeigen wir, wie in künftigen Arbeitswelten Mensch und Maschine Hand in Hand zusammenarbeiten.“ Foto. Heiko Weckbrodt

Prof. Dirk Reichelt von der HTW Dresden: „Zusammen mit Wandelbots zeigen wir, wie in künftigen Arbeitswelten Mensch und Maschine Hand in Hand zusammenarbeiten.“ Foto. Heiko Weckbrodt

„Industrie 4.0“-Testfabrik auf Monate ausgebucht

Das Interesse auch aus der regionalen Wirtschaft an solchen Zukunftstechnologien sei groß, unterstrich Prof. Reichelt. Bereits jetzt seien die Weiterbildungen in der „Industrie 4.0“-Fabrik der HTW durch sächsische Mittelständler und Großunternehmen bis zum Mai 2018 ausgebucht. „Da ist der kollaborative Ansatz von Kosebot eine gute Ergänzung.“

Über die Wandelbots

Zum Hintergrund: Die Firma „Wandelbots“ war im November 2017 entstanden. Die sechs Gründer hatten an der TU Dresden studiert. Der größte Teil der Kernmannschaft besteht aus Softwaretechnikern, auch eine Spezialistin für intelligente Textilien ist an Bord.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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