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Cloud & Heat: Mehr Tempo bei Datenrettung

Statt die Abwärme beim Rechnen teuer wegzukühlen, nutzen die Server von Cloud & Heat diese Energie, um Gebäude zu beheizen und mit Warmwasser zu versorgen. Miteinander vernetzt, bilden sie große Cloud-Rechenzentren, die auch für den 5G-Mobilfunk eingesetzt werden sollen. Abb.: Cloud & Heat

Statt die Abwärme beim Rechnen teuer wegzukühlen, nutzen die Server von Cloud & Heat diese Energie, um Gebäude zu beheizen und mit Warmwasser zu versorgen. Miteinander vernetzt, bilden sie große Cloud-Rechenzentren, die auch für den 5G-Mobilfunk eingesetzt werden sollen. Abb.: Cloud & Heat

Dresdner Heiz-Rechner-Anbieter entwickelt Lösung für schnelle Notfall-Backups

Dresden, 13. Februar 2018. Stromausfälle, defekte Bauteile, menschliches Versagen, Hackerangriffe oder Störungen der Internetverbindung – zahlreich sind die Gründe, warum wichtige Informationen im Internetzeitalter im Datennirwana verschwinden. Im Schnitt 27 Mal pro Jahr fallen die Computer von Firmen und Verwaltungen aus, hat eine Studie des Software-Dienstleisters „Veeam“ ergeben. Und solch ein Ausfall kann binnen Stunden „Kosten im fünfstelligen Bereich“ verursachen. Das Dresdner Unternehmen „Cloud & Heat“ hat deshalb nun eine Lösung entwickelt, um sensible Daten in solchen Fällen besonders schnell in lokale Rechenzentren zu sichern. Neben den regulären Datensicherungen soll als zusätzliche Backup-Lösung wichtige Daten vor dem Totalverlust schützen. Das Projekt gehört zum Forschungsprogramm „Fast“ (Fast actuators, sensors and transceivers), das vom Bundesforschungsministerium vom Februar 2013 bis zum Januar 2018 gefördert wurde.

Hochverfügbarkeit von Daten spielt wachsende Rolle im Internet-Zeitalter

Hintergrund: Die sogenannte „Hochverfügbarkeit von Daten“ spielt eine wachsende Rolle in Behörden, vor allem aber auch auf Online-Marktplätzen, Buchungs-Portalen und anderen internetgestützten Unternehmungen. Dort sind zwar Datensicherungen – auch mehrfach-parallele – durchaus längst üblich. Aber bei ständigen vollständigen Online-Sicherungen sind enorme Datenmengen per Internet – oft gen USA – zu transferieren.

Nur transferieren, was sich ändert

„Fällt ein Rechenzentrum aus, sind die zu replizierenden Daten möglicherweise noch gar nicht am Backup-Standort angekommen. Dieses Problem zu lösen, war Teil unserer Forschungsarbeit“, erklärt Dr. Marius Feldmann von „Cloud & Heat Technologies“. Dazu hat das Unternehmen aus Dresden einen Mechanismus entwickelt, der Dateien zunächst in Blöcke unterteilt. Sind die möglichst klein, müssen im Falle einer Replikation nur kleine Datenmengen über das Netz geschickt werden, was die Schnelligkeit der Datenübertragung erhöht. Außerdem: Erkennt die Software eine Änderung, repliziert sie nur den geänderten Block. Feldmann: „Durch kurze Prüfintervalle und möglichst kleine Datenmengen können wir sogar die Zeiten herkömmlicher Programme um durchschnittlich 30 bis 70 Prozent verringern.“

Außerdem hatten die Dresdner einen „Geolokalisator“ entwickelt, der für die Datensicherung automatisch das nächstgelegene Rechenzentrum mit geringer Verzögerungszeit auswählen kann.

Jens Struckmeier. Foto. Cloud & Heat

Jens Struckmeier. Foto. Cloud & Heat

Ursprünglich woillte Prof. Christof Fetzer von der TU Dresden nur sein Haus effektiv heizen. Entstanden ist daraus ein innovatives Konzept, die Abwärme dezentraler Rechenzentren ökologischer zu nutzen. Foto: Cloud & Heat, Seedmatch

Ursprünglich woillte Prof. Christof Fetzer von der TU Dresden nur sein Haus effektiv heizen. Entstanden ist daraus ein innovatives Konzept, die Abwärme dezentraler Rechenzentren ökologischer zu nutzen. Foto: Cloud & Heat, Seedmatch

Über Cloud & Heat:

2011 gründeten Informatik-Professor Dr. Christof Fetzer von der TU Dresden und der Physiker Dr. Jens Struckmeier die „AoTerra GmbH“. Sie benennen das Unternehmen später in „Cloud & Heat Technologies GmbH“ um, weil dies das Firmenkonzept für internationale Kunden klarer auf den Punkt bringt: Die Dresdner stellen in Kellern Hochleistungsrechner (Server) auf, deren Abwärme sie nutzen, um das jeweilige Haus auch gleich zu heizen. Die Server selbst sind vernetzt und bilden zusammen eine Rechnerwolke („Cloud“). Diese Rechen- und Speicherkapazitäten vermietet „Cloud & Heat“ dann an andere Kunden. Alternativ verkaufen die Dresdner inzwischen auch ihre heizenden Mini-Rechenzentren komplett an Kunden.

„Edge Cloud“-Konzept im Kommen

Diese Idee ähnelt dem in jüngster Zeit vieldiskutierten „Edge Cloud“-Konzept. Dabei delegieren zum Beispiel autonom fahrende Autos ihre Umgebungserkennungs-Routinen und andere aufwendige Rechenaufgaben eben nicht an Computer in Übersee weiter, sondern zeitsparend in geografisch nahegelegene Mini-Rechenzentren am Straßenrand. Dadurch können wertvolle Millisekunden Daten-Transportzeit eingespart werden. Und bei einem drohenden Unfall können diese Sekundenbruchteile über Leben oder Tod entscheiden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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