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Von der DDR-Chipschmiede zum Nanozentrum Dresden

Das Nanoelektronikzentrum in Dresden-Klotzsche stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Foto: Heiko Weckbrodt

Das Nanoelektronikzentrum in Dresden-Klotzsche stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Foto: Heiko Weckbrodt

Das heutige Technologie- und Gewerbezentrum „Nanozentrum“ (auch Nanocenter genannt) im Dresdner Norden hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich, die bis in die DDR-Zeit zurückreicht:

  • Ursprünglich gehörten die Gebäude an der heutigen Maria-Reiche-Straße zum „Zentrum Mikroelektronik Dresden“ (ZMD), der zentralen Entwicklungsschmiede für Speicher und andere Chips für die DDR-Wirtschaft. Sie entstanden schrittweise Anfang bis Mitte der 1980er Jahre.

Der ostdeutsche Megabit-Chip vom ZMD. Abb.: hw

Der ostdeutsche Megabit-Chip vom ZMD. Abb.: hw

  • Weil das ZMD (inzwischen in „ZMDi“umbenannt) nach der Wende auf einen neuen Campus umzog, standen die Gebäude lange leer.

Der neue ZMD-Campus an der Dresdner Grenzstraße. Abb. (3): ZMD

Der neue ZMD-Campus an der Dresdner Grenzstraße. Abb. (3): ZMD

  • Die X-Fab aus Erfurt übernahm die frühere ZMD-Chipfabrik.
  • Auf der Westseite der Maria-Reiche-Straße residieren heute das Photonik-Institut IPMS und weitere Fraunhofer-Institute sowie Solarwatt und andere Technologiefirmen.

Dresdens amtierender OB Dirk Hilbert. Abb.: LHD Dresden

Dirk Hilbert. Abb.: LHD

  • Ab 2007 richtete die Stadt auf Betreiben des damaligen Wirtschaftsbürgermeisters und heutigen Oberbürgermeisters Dirk Hilbert (FDP) an der Ostseite (Maria-Reiche-Straße 1, 3, 5 und 7) das Nanozentrum ein. In diesem städtischen Technologie- und Gewerbezentrum sollen sich vor allem Mikroelektronik-Firmen und Unternehmen aus verwandten Branchen ansiedeln.
  • Betreiber des Nanozentrums ist die NanoelektronikZentrum Dresden GmbH. Hauptanteilseigner ist mit 93,1 Prozent die Landeshauptstadt Dresden, den Rest hält die Technologiezentrum Dresden GmbH (TZD), an der die Stadt wiederum Minderheitsgesellschafter ist.
  • Das Nanozentrum war von Anfang an von Problemen begleitet: Schon der Baustart zögerten sich jahrelang hinaus, weil das Land seinerzeit die ursprünglichen Förderanträge als viel zu opulent geplant zusammenstreichen ließ: Ursprünglich war ein Ausbau für über 20 Millionen Euro geplant, das Land kappte dies de facto auf etwa 13 Millionen Euro.
  • Der Betreibergesellschaft gelang es in den Folgejahren nur sehr schleppend, das Nanozentrum mit Mietern auszulasten. Dahinter stand auch ein Henne-Ei-Problem: Weil nicht genug Geld für eine rasche Sanierung der Altbauten und die Modernisierung der technologischen Infrastruktur da war, fanden sich nicht genug Interessenten aus der Hightech-Branche. Dadurch wiederum fehlten der Gesellschaft fest einkalkulierte Mieteinnahmen, so dass die Sanierung nicht rasch vorangetrieben werden konnte – ein schier auswegloses Dilemma, wie es zweitweise schien. Auch die Hoffnung auf Einnahmen durch den seit einigen Jahren präferierten Teilverkauf von ein bis zwei Gebäuden an die Fraunhofer-Gesellschaft oder das Land verzögerte sich immer wieder – und kam erst zum Jahreswechsel 2017/18 zustande.

Das Fraunhofer-Institut IPMS rüstet seinen Chip-Reinraum in Dresden auf modernere Technik um. Foto: Fraunhofer-IPMS

Reinraum im Fraunhofer-Institut IPMS auf der dem Nanozentrum gegenüberliegenden Seite der Maria-reiche-Straße. Foto: Fraunhofer-IPMS

  • Wegen dieser Probleme musste die Stadt seit 2007 das Nanozentrum immer wieder millionenschwer nachalimentieren – teils durch Notkredite, teils durch Gesellschaftereinlagen, die für laufende Kosten verbrannt wurden, teils durch weitere Kapitaleinlagen. Zur Erinnerung: In der ursprünglichen Stadtratsvorlage war noch die Rede davon gewesen, dass das Zentrum ab 2008 Gewinne abwerfen sollte.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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