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Nanozentrum Dresden wird doch noch fertig – aber nur halb so groß

Freuen sich: Steffen Rietzschel, der Chef der Betreibergesellschaft „NanoelektronikZentrum Dresden GmbH (links) und IPMS-Direktor Hubert Lakner vor dem Nanozentrum. Foto. Heiko Weckbrodt

Freuen sich: Steffen Rietzschel, der Chef der Betreibergesellschaft „NanoelektronikZentrum Dresden GmbH (links) und IPMS-Direktor Hubert Lakner vor dem Nanozentrum. Foto: Heiko Weckbrodt

Zweites Gebäude wird bis Herbst saniert, zwei weitere Häuser übernimmt Fraunhofer

Dresden, 19. Januar 2018. Zehn Jahre nach dem offiziellen Baustart nähert sich das städtische Nanozentrum in Dresden-Klotzsche der Fertigstellung. Die Stadt und der Freistaat Sachsen investieren jetzt noch einmal 4,5 Millionen Euro, um zumindest noch das zweite von insgesamt vier alten ZMD-Gebäuden an der Maria-Reiche-Straße fertig zu sanieren. Im Herbst 2018 sollen dort dann weitere 2000 Quadratmeter Ansiedlungsfläche für Technologie-Firmen bereit stehen.

Freistaat kauf die Hälfte der Immobilie und verpachtet sie an Fraunhofer

Die verbleibenden zwei unsanierten Altbauten hat der Freistaat der Stadt zum Jahreswechsel für 2,1 Millionen Euro abgekauft. Das Land wird diese Immobilien in Erbpacht an die Fraunhofer-Gesellschaft weitervermachen und die wird dort wahrscheinlich noch mal über 15 Millionen Euro hineininvestieren – wenn dafür Fördergeld vom Land fließt. Steffen Rietzschel, der Chef der Betreibergesellschaft „NanoelektronikZentrum Dresden GmbH“, will mit diesen Neuigkeiten vor allem eine Botschaft vermitteln, wohl ganz speziell auch an die Stadträte im Rathaus: „Es geht vorwärts im Nanozentrum!“

Stadt wollte ursprünglich vier ZMD-Altbauten zum Technologie. und Gründerzentrum umbauen

Das möchte man als selbstverständlich ansehen, ist es aber nicht: Der Gewerbe- und Technologiekomplex im Dresdner Norden sollte nach den ursprünglichen Plänen, die der Stadtrat 2007 beschlossen hatte, eigentlich längst fertig sein, seit zehn Jahren Gewinne abwerfen und doppelt so groß sein. Ziel war es, in der Nähe der Chipwerke von Globalfoundries, Infineon und X-Fab attraktive Ansiedlungsflächen für Firmen aus der Mikroelektronik und verwandter Branchen zu schaffen. Dafür sollten die Häuser 1, 3, 5 und 7 an der Maria-Reiche-Straße rasch saniert, aufgewertet und vermietet werden. Im ersten Schub steckte die Stadt rund 13 Millionen Euro in die Gebäude der einstigen DDR-Chipschmiede ZMD. Doch das Geld reichte vorne und hinten nicht, immer wieder musste die Stadt direkt und indirekt nachschießen, die Geschäftsführer der Betreibergesellschaft wechselten.

Haus 1 des Nanozentrums Dresden ist weiggehend mit Technologiefirmen ausgelastet. Dazu gehört auch die auf Vakuumpumpen spezialisierte HAN Vakuum GmbH, in der Teamleiter Li Hong Lee hier gerade eine Pumpe elektrisch abprüft. Foto: Heiko Weckbrodt

Haus 1 des Nanozentrums Dresden ist weiggehend mit Technologiefirmen ausgelastet. Dazu gehört auch die auf Vakuumpumpen spezialisierte HAN Vakuum GmbH, in der Teamleiter Li Hong Lee hier gerade eine Pumpe elektrisch abprüft.
Foto: Heiko Weckbrodt

Haus 1 inzwischen ausgelastet, Hau 3 soll im Herbst folgen

2014 übernahm Rietzschel das Ruder. Der schloss Ende 2017 mit 300 000 städtischen Euros die letzten Baulücken im Haus Maria-Reiche-Straße 1 und hat nun die Bauarbeiter ins Haus Maria-Reiche-Straße 3 geschickt. Wenn die Sanierung dort abgeschlossen ist, umfasst das Nanozentrum 7200 Quadratmeter, von deren derzeit etwa 43 Prozent vermietet sind. Dass er den Rest vermietet bekommt, daran hat Rietzschel keine Zweifel. „Die Nachfrage ist da“, beteuert er. Und was im Rathaus wohl auf noch mehr Interesse stoßen dürfte: Nach dieser Investition braucht das Nanozentrum keine weiteren städtischen Zuschüsse mehr, hat Steffen Rietzschel avisiert.

Fraunhofer will seine Institute erweitern

Und froh dürften Stadtrat wie Verwaltung auch sein, die verbleibenden Häuser 5 und 7 loszuwerden. Dort wollen sich das Photonik-Institut IPMS und weitere Fraunhofer-Institute ausbreiten. „Der Fraunhofer-Standort an der in der Maria-Reiche-Straße ist in den vergangenen 25 Jahren stark gewachsen“, erklärt IPMS-Direktor Hubert Lakner. Allein die Mitarbeiterzahl habe sich seit 1992 verfünffacht. „Wir wissen gar nicht mehr, wo wie die Leute hinsetzen sollen“, sagte er. Deshalb wollen er und seine Kollegen die bisher zum Nanozentrum gehörigen beiden Häuser in den nächsten Jahren modernisieren. Eine genaue Investitions-Summe könne er noch nicht nennen, betonte er auf Nachfrage: Noch seien die Experten dabei, den Aufwand zu berechnen, auch seien noch keine Fördermittel bewilligt. Aber es werde sich sicher um einen „niedrigen zweistelligen Millionenbetrag handeln.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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