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Nachrüst-Unfallmelder für Töchterleins Auto

"Ekoia"-Gründer Thomas Kuwatsch zeigt in der Gläsernen VW-Manufaktur ein Einsteckgerät (Dongle) für Autos, das das Fahrverhalten aufzeichnet. Foto: Heiko Weckbrodt

„Ekoia“-Gründer Thomas Kuwatsch zeigt in der Gläsernen VW-Manufaktur ein Einsteckgerät (Dongle) für Autos, das das Fahrverhalten aufzeichnet. Foto: Heiko Weckbrodt

Ekoia arbeitet im VW-Inkubator Dresden an einem automatischen Notruf zum Einstöpseln

Dresden/Leipzig, 2. Januar 2018. Jedes neue Auto, das ab April 2018 auf dem Markt kommt, muss einen automatischen Notruf an Bord haben. So schreibt es eine EU-Verordnung vor. Dieses „eCall“-System soll Menschenleben retten: Erkennt die Bordsensorik einen schweren Unfall, setzt es automatisch einen Notruf an die nächste Rettungsleitstelle ab. Der eCall soll die Zeit, bis ein Krankenwagen am Unfallort eintrifft, verkürzen – um einige womöglich lebensrettende Minuten. Das junge Unternehmen Ekoia aus Leipzig verfeinert nun im VW-Inkubator Dresden eine Nachrüst-Lösung für ältere Autos: ein Einsteckgerät („Dongle“), das Autos ortet, Fahrgewohnheiten aufzeichnet – und Unfälle automatisch meldet.

Fahrverhalten mit den Mitarbeitern auswerten

Ekoia-Gründer Thomas Kuwatsch denkt dabei auch an elterliche Sorgen: „Wenn Papa der Tochter ein gebrauchtes Auto schenkt, ist er sicher froh zu wissen, was sein Kind gerade damit anstellt“, meint der 41-jährige Betriebswirt. Auch für Autohäuser, Lieferdienste und andere Unternehmen mit eigenen Fahrzeugflotten sei solch eine Aufrüstung interessant. „Der Chef kann dann mit seinen Mitarbeitern das Fahrverhalten auswerten“ Das wiederum könne helfen, Unfälle zu vermeiden und Kraftstoff zu sparen.

Dongle-Box für die Diagnose-Schnittstelle im Auto

Möglich macht dies eine kleine Box, die das 2015 in Leipzig gegründete Unternehmen entwickelt hat und bei einem Auftragsfertiger produzieren lässt. Sie wird in die Diagnose-Schnittstelle OBD eingestöpselt, die in Fahrzeugen ab Baujahr 2001 für Werkstattzwecke verbaut ist. Das Ekoia-Gerät enthält Beschleunigungs-Sensoren, einen GPS-Satellitennavi-Empfänger, einen Akku und eine Maschinen-Telefonkarte. Eine spezielle Software wertet die Sensordaten aus, errechnet Routen, Temp, Beschleunigung und Zusammenstöße. Die Box übermittelt diese Informationen dann an eine Rechnerwolke. Diese „Cloud“ visualisiert die Daten auf einer Karte und sendet die Tabellen und Animationen schließlich auf den PC eines Flottenchefs – oder auf Papas Tabletrechner.

Im VW-Inkubator Unfall-Erkennung verbessern

In den Mobilitäts-Inkubator der Gläsernen VW-Manufaktur Dresden hat sich das Ekoia-Team derzeit eingenistet, um die Unfall-Erkennungsalgorithmen zu verfeinern und verkehrsrechtliche Fragen zu klären. „Dabei können wir auch VW-Unfallversuchsstände nutzen“, betont der Chef. Diese Chance bekomme nicht jedes Start-up.

Chancen im Privatmarkt

Im Einsatz sei eine frühere Version dieses Geräts aber bereits bei vielen Kunden, zum Beispiel beim Essenslieferanten Gourmetta aus Radebeul, berichtet Thomas Kuwatsch. „Unsere Dongles haben inzwischen schon 850 000 Kilometer absolviert.“ Nun will er diese Einsteckgeräte auch Endverbrauchern schmackhaft machen. „Wir sehen im Privatmarkt einige Chancen“, sagt er. Denn anders als teure Profi-Einbaugeräte lasse sich der Ekoia-Dongle rasch installieren und sei mit etwa 150 Euro Kaufpreis plus knapp zehn Euro Monatsgebühr vergleichsweise preiswert.

Später auch App-Lösung geplant

Dem Ekoia-Chef ist freilich klar, dass seine Dongle-Lösung nichts für die Ewigkeit ist. „Eher oder später wollen wir diese Lösung mit einer App realisieren, denn ein Smartphone hat sowie fast jeder immer dabei“, sagt Kuwatsch. Dafür werde er freilich neue Spezialisten brauchen. Sein Ziel: In ein paar Jahren soll sein noch junges Unternehmen von jetzt fünf auf dann 25 Mitarbeiter wachsen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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