Der Dresdner Technikphilosoph Dr. Helmut Gebauer im Oiger-Interview über komplexe Systeme und die Grenzen der Sicherheit Krisen, Kriegen und Naturkatastrophen schütteln die Welt, so erscheint es uns, wenn wir tagtäglichdie Nachrichten lesen, sehen oder hören. Gerät die Welt aus den Fugen oder sind diese Unsicherheiten Teil eines größeren Bildes? Oiger-Redakteur Heiko Weckbrodt hat darüber den 62-jährigen Technikphilosophen Dr. Helmut Gebauer vom „Zentrum für Interdisziplinäre Technikforschung“ (ZIT) an der TU Dresden befragt. Ständig hören und lesen wir über Forderungen nach mehr Sicherheit im Internet, im Straßenverkehr, nach einer sicheren Welt. Warum sind Menschen so versessen auf Sicherheit? Dr. Helmut Gebauer: Weil es ihnen durch permanente öffentliche Problematisierung erfolgreich eingeredet wurde. Gemessen an der Geschichte und der Situation in vielen anderen Ländern dieser Welt leben wir in Deutschland in ausgesprochen sicheren Verhältnissen, in Mitteleuropa schon seit über 70 Jahren in Frieden mit einem hohen Maß an Rechtssicherheit, technischer, wirtschaftlicher und sozialer Sicherheit. Im Zentrum von Politik und öffentlicher Aufmerksamkeit jedoch stehen Krisen: Krieg und Terror, Flüchtlingskrisen, Finanz- und Haushaltskrisen, Umweltkrisen, zunehmende Armut und prekäre Bildungs- und Arbeitsverhältnisse, …