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Elaskon Dresden verwurstet Schraubenfett für eilige Chinesen

Ex-Fleischer Andreas Pfitzner an der eigens für die Schmierfett-Würste angeschafften Wurtmaschine
Foto: Heiko Weckbrodt

Patentiert: Sächsischer Chemiebetrieb portioniert Schwellenschmiere mit der Wurstmaschine

Dresden, 18. Oktober 2017. Elaskon hat sächsisches Chemie-Kno-how und bajuwarische Weißwurst-Technologie kombiniert, damit die Chinesen mit Tempo 500 durchs Reich der Mitte rasen können: In dem Dresdner Traditionsbetrieb haben die Chefs gemeinsam mit Ingenieuren und einem Fleischer eine – mittlerweile patentierte – Methode entwickelt, um Schwellenschrauben für Hochgeschwindigkeits-Bahnnetze hochpräzise zu schmieren. Und zwar so, dass kein Gramm Fett verschwendet wird und das Schmiermittel selbst bei sibirischer Kälte und extremer Wüstenhitze dosiert werden kann. „Das ist unser Durchbruch in China“, sagt Tobias Schwald, der gemeinsam mit Karl und Richard Schwald das Unternehmen Elaskon leitet. Als Nächstes will er den indischen Markt aufrollen.

Das familiengeführte Unternehmen aus Dresden-Reick hatte das ursprüngliche Schmiermittel vor vier Jahren gemeinsam mit der Deutschen Bahn entwickelt. Das Prinzip: Schienen-Verlegearbeiter tauchen die Schrauben für die Schwellen in das Elaskonfett, bevor sie im Dübel verschraubt werden und letztlich die Schiene halten. Die Dresdner Schmiere schützt die Schrauben vor dem Rosttod – und muss letztlich ein ganzes Schwellenleben lang halten. Darin enthalten sind unter anderem kleine Kügelchen, die dafür sorgen, dass der Schutzmantel auch dann noch hält, wenn ICE-Züge mit über 250 Sachen jahrzehntelang darüber düsen.

Elaskon-Chef Tobias Schwald zeigt, wie die Chinesen massenhaft Dresdner Fettwürste in Betonschwellen-Dübel werfen, bevor das Gleis arretiert wird.
Foto: Heiko Weckbrodt

Die deutsche Methode stieß aber in der Kälte Russlands an ihre Grenzen: „Dort war nichts mehr mit hineintauchen – das Schmiermittel ist bei minus 30 Grad zu hart geworden“, erzählt Schwald Junior. „Ähnlich war es in den arabischen Emiraten: Dort hat die Hitze unser KGF13 zu flüssig werden lassen.“ Bei einem gemeinsamen Essen habe die Schwald-Familie dann zusammen mit anderen Elaskon-Experten über Lösungen gebrütet, um das Schraubenfett genau und einfach dosierbar zu machen. „Zuerst dachten wir an Haargel-Verpackungen. Die richtige Idee kam uns aber, als wir an bayrische Weißwürste dachten.“

Seitdem portionieren die Dresdner die Schmiere für Hochgeschwindigkeits-Bahnnetze in würstchenartige Pellen – und seitdem läuft es auch mit den chinesischen Kunden wie geschmiert. 50 Tonnen haben die Schwalds im vergangenen Jahr im Reich der Mitte abgesetzt, in diesem Jahr werden es voraussichtlich 250 Tonnen Korrosionsschutzmittel sein. Und wer erst mal bei der riesigen chinesischen Staatsbahn den Fuß in der Tür hat, der kann auf noch größere Aufträge hoffen: Bis zum Jahr 2020 soll das Schienennetz rund 150 000 Streckenkilometer umfassen, davon 30 000 Kilometer Hochgeschwindigkeitstrassen. Bis 2025 sollen weitere 25 000 Kilometer hinzukommen.

Derzeit bauen die Chinesen an der Hochgeschwindigkeits-Strecke zwischen Peking und Shenyang – und setzen dabei pro Kilometer rund 6800 Schmierwürste aus Dresden ein. „Ausgelegt ist diese Strecke für 400 Kilometer je Stunde“, erzählt Elaskon-Chinabeauftragter Haifeng Han. „Aber die Bahn prüft, ob auch Tempo 500 möglich ist.“ Und auch wenn die deutschen ICEs dabei wie Bummelzüge anmuten, zahlt sich die ursprüngliche Kooperation mit der Deutschen Bahn immer noch aus: Die deutsche Bahn-Zulassung gilt weltweit als „Goldstandard“. Und dieses Zertifikat gelte auch in China als Ausweis für Qualität „Made in Germany“, so Han.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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