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Südkoreas Halbleiterindustrie wächst rasant

Die Nachfrage nach dRAM-Speichern schwankt sehr stark. Diese Vlotilität hat schon manchem Unternehmen das Genick gebrochen. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Preise für dRAM-Speicher waren schon immer ein Indikator für die gesamte Marktentwicklung der globalen Halbleiterindustrie. Asien hat in diesem Samsung die Nase vorn. Foto: Heiko Weckbrodt

62 % Umsatzplus erwartet

Seoul, 10. Oktober 2017. Nach einem Bericht der „Korea International Trade Association“ werden die Halbleiterexporte Südkoreas in diesem Jahr voraussichtlich 90 Milliarden US-Dollar erreichen, was 62 % über dem Wert des Jahres 2016 liegt. Damit tragen die Halbleiterexporte mit rund der Hälfte zum Exportüberschuss Südkoreas bei.

Kluge Industriepolitik in Südkorea

Den größten Anteil an diesem Erfolg haben die Speicherschaltkreise. Dies liegt auch am Preisanstieg für diese Produkte. Allein bei den DRAM-Speichern stiegen die Preise seit 2002 bis heute von 1,54 auf 3,45 Dollar. Damit hat sich die Industriepolitik Südkoreas, die seit einigen Jahrzehnten zuverlässig auf eine stabile Entwicklung der Mikroelektronik ausgerichtet ist, bewährt.

Die US-Mikroelektronik - hier ein Intel-Wafer - dominiert mit 55 % Anteil ganz klar den Halbleiter-Weltmarkt. Europas Antel wrd auf nur 6 % geschätzt. Foto: Intel

Die US-Mikroelektronik – hier ein Intel-Wafer – dominiert mit 55 % Anteil ganz klar den Halbleiter-Weltmarkt. Europas Anteil wrd auf nur 6 % geschätzt. Foto: Intel

Deutschland und EU haben sich lange auf die unsichtbare Hand des Marktes verlassen

In scharfen Kontrast dazu steht das Fehlen jeglicher Industriepolitik in Deutschland und der EU. Als um 2008 herum die Preise für Speicherschaltkreise konjunkturell kurzzeitig eingebrochen waren, lies das damals schon SPD-geführte sächsische Wirtschaftsministerium den technologisch weltweit führenden deutschen Speicherhersteller Qimonda in die Insolvenz schlittern, begleitet vom wohlwollenden Beifall des damaligen, neoliberalen EU-Kommissars Verheugen (auch SPD). Der damalige Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) hat allerdings gegenüber dem Oiger darauf verwiesen, dass die Entscheidung damals alles andere als bedenkenlos gefallen sei – nur damals habe es nicht den Rückhalt von EU und Bund für eine aktive Mikroelektronik-Politik gegeben.

USA, Taiwan und Korea beherrschen Halbleiter-Markt – und China drängelt schon nach

Da Speicher die Treiber für die jeweils modernsten Halbleitertechnologien sind, haben Sachsen, Deutschland und die EU damit nicht nur die Chancen zur heutigen Teilhabe an einem boomenden Speichermarkt verspielt, sondern auch den technologischen Rückstand Europas auf dem Gebiet der Halbleiter-Spitzentechnologien von heute ca. 5 bis 8 Jahren zu verantworten. Südkorea gehört mit seinem Samsung-Konzern zu den drei Ländern, die die für modernste Kommunikationstechnologien – u.a. für das autonome Fahren – erforderlichen Technologien beherrschen und in Massenfertigung produzieren können.

Die beiden anderen Länder sind die USA mit der Firma Intel und Taiwan mit der weltweit führenden Foundry TSMC. Europa hat derzeit nicht mal einen Plan, wie der Anschluss an die internationale Spitze gelingen könnte. Allerdings hat China mit dem Projekt „Made in China 2025“ einen solchen Plan, wie der internationale technologische Spitzenstand auf dem Gebiet der Mikroelektronik bis 2015 erreicht werden soll.

Autor: Bernd Junghans

Bernd Junghans. Foto: privat

Bernd Junghans. Foto: privat

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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