Kammer: Meister sind unverzichtbar, um Altes ins Digitalzeitalter zu retten
Dresden, 14. September 2017. Auch und gerade in Zeiten der Digitalisierung ist das moderne Handwerk unverzichtbar, um wichtige Kulturgüter zu erhalten und zu erneuern. Das haben Präsident Jörg Dittrich und Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski von der Handwerkskammer Dresden im Vorfeld des deutschen Handwerkertages am 16. September betont. „Wir erhalten zum Beispiel denkmalgeschützte Gebäude und passen sie an moderne Standards an – da bedarf es handwerklichen Geschicks“, schätzte Brzezinski ein. Er verwies auf Beispiele wie das Residenzschloss oder den Kulturpalast Dresden, bei deren Restaurierung eben dieser Spagat zwischen tradierten und neuen Technologien nötig war. Den sächsischen Handwerkern gelinge es immer wieder, „sich neu zu erfinden und den modernen Gegebenheiten anpassen, aber trotzdem auf altbewährtes Wissen und Techniken zurückzugreifen“, ergänzte Dittrich.
Zukunft in individuellen Lösungen
Ähnlich äußerte sich der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD): „Die Handwerkerinnen und Handwerker sind insbesondere gefragt, wenn es um individuelle Lösungen geht“, unterstrich er. „Und natürlich ist auch das Handwerk selbst an neuen Entwicklungen maßgeblich beteiligt und erobert mit eigenen Produkten und Serviceleistungen neue Märkte.“
Mini-Serie mit Beispielen zum Weiterlesen:
Sensorik für alte Bronzetüren am Kulturtpalast Dresden („Fuchs + Girke“ aus Ottendorf-Okrilla)
Aurins Kunstschmiede stellt goldene Geländer für Schlossballsaal wieder her
Vom Bauernhof zum Oligarchenflügel (Pianosalon Kirsten in Dresden)
Akademiker und Handwerker Hand in Hand (Kadur-Gruppe Dresden)
Tradiertes Wissen droht verloren zu gehen
Die Zukunft des Handwerks hänge jedoch ganz wesentlich davon ab, ob genügend Nachwuchs gewonnen werden kann, betonte der Minister und verwies auf den Fachkräftemangel. Auch Digitalisierungs-Staatssekretär Stefan Brangs sieht an dieser Front Probleme nahen: Durch den demografischen Wandel und den Interessen-Wandel junger Menschen haben viele Meister Probleme, Nachfolger für ihre Betriebe zu finden. Und viele Meister sind jetzt in einem Alter, dass sie aus dem aktiven berufsleben ausscheiden wollen. Folge: „Hier droht altes handwerkliches Wissen verloren zu gehen“, warnt Brangs. Hier seien Staat und Wirtschaft gefragt, gemeinsam bessere Anreize für junge Menschen zu schaffen, eine Handwerker-Karriere zu ergreifen.
Hohe Handwerker-Dichte im Raum Dresden
Insgesamt beschäftigen die knapp 57.000 Handwerksbetriebe in Sachsen derzeit über 300.000 Mitarbeiter. Im Kammerbezirk Dresden sind es 22.260 Handwerksbetriebe mit etwa 125.000 Beschäftigten. Mit 13,9 Betrieben je 1000 Einwohner liege die Betriebsdichte über dem bundesdeutschen Durchschnitt (12,3).
Präsident: Digitalisierung eröffnet dem Handwerk mehr Chancen als Risiken.“
Kammerpräsident Dittrich ist auch zuversichtlich, dass das Handwerk weiter eine starke Rolle in Sachsen spielen wird – nicht trotz, sondern wegen der Digitalisierung der Gesellschaft: „Ja, wir stehen vor einem Wendepunkt“, sagt er. „Aber ich sehe in diesem Wendepunkt für das Handwerk mehr Chancen als Risiken.“
Technische Fortschritt & traditionelles Handwerk
Der deutsche Handwerkertag am 16. September 2017 steht unter dem Motto „Können kennt keine Grenzen“. Im Zentrum stehen die beruflichen Chancen im Handwerk. „Ich stelle immer wieder fest, dass der technische Fortschritt kombiniert mit einem traditionellen Handwerk gerade bei den jungen Leuten auf großes Interesse stößt“, erklärte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD). „Vor allem die Jugendlichen bieten uns daher auch die Chancen, die Digitalisierung im Handwerk voranzutreiben. Ein Potenzial, dass das Handwerk unbedingt nutzen sollte.“
Autor: Heiko Weckbrodt
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