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Der Roboter erntet

Zwischen dem Gestern und dem Morgen: Schon zu DDR-Zeiten, als es noch das Fortschritt-Kombinat mit seinen Großfabriken für Mähdrescher, Traktoren und andere Landmaschinen gab, konzentrierte die TU Dresden ihre Agrartechnik-Experimente an der Südhöhe in Dresden. Im Vordergrund steht ein mit moderner Steuerungstechnik ausgerüsteter "New Holland"-Traktor, an dem die Ingenieure neue Bodenbearbeitungs- und Ernte-Anhänger ausprobiert. Foto: heiko Weckbrodt

Ein mit moderner Steuerungstechnik ausgerüsteter „New Holland“-Traktor. Foto: Heiko Weckbrodt

IDTEchEx: Landwirtschaft ist still und leise zum Vorreiter für autonomes Fahren geworden

Cambridge, 13. September 2017. Die Landwirtschaft könnte neben der Autoindustrie zum Vorreiter für automatisches und autonomes Fahren werden. Das hat das Marktforschungs-Unternehmen „IDTechEx“ aus Cambridge in der Studie „Agricultural Robots and Drones 2017-2027: Technologies, Markets, Players“ prognostiziert.

Absatz mit Autopilot-Traktoren verdoppelt sich bis 2027

Demnach sind schon heute weltweit zahlreiche hochautomatisierte Melkanlagen, Traktoren und Erntemaschinen im Einsatz. Allein im Jahr 2016 wurden weltweit über 300.000 Traktoren mit Autopilot-Funktionen verkauft, so IDTechEx. Bis zum Jahr 2027 werde sich diese Absatzzahl verdoppeln.

Traktoren navigieren schon heute genauer als Autos

Diese Fahrzeuge können bis auf den Zentimeter genau selbstständig in den Ackerfurchen navigieren, um den Ernteertrag zu maximieren. Möglich macht dies eine Kombination aus mehreren Satellitennavi-Sensoren an den Traktoren und Referenz-Stationen. Diese Technologie nennt sich „Real Time Kinematic“ (RTK= Echtzeitvermessung). Sie kann mit GPS-, GLONASS- und später auch Galileo-Satelliten gekoppelt werden. Sie arbeitet insofern schon heute genauer als die meisten Navis für Militär und Autos – hier ist die Agrarwirtschaft den anderen Branchen in puncto automatisches Fahren bereits ein ganzes Stück voraus.

Allein im vergangenen Jahr wurden 210.000 solcher GPS-Empfänger in der Landwirtschaft verkauft, hat IDTechEx errechnet. Bis 2023 sei eine Steigerung auf 335.000 Navi-Empfänger zu erwarten.

Branchenführer setzen auf „automatisches“ statt „autonomes“ Fahren

Derzeit orientieren sich große Landtechnik-Hersteller wie John Deere und New Holland allerdings eher auf „kollaborative Robotik“ („Cobotics“), also hochautomatisierte Feldmaschinen, die von wenigstens einem Menschen innerhalb eines Feldschwarms angeführt werden und mit ihm zusammenarbeiten (daher auch die Bezeichnung Cobotics). Vollautomatische, also autonom steuernde Traktoren gibt es zwar bereits, sie kamen bei den bauern aber nicht so recht an.

Insgesamt werden Drohnen, Ernte-Roboter und automatische Feldmaschinen in der Landwirtschaft in naher Zukunft eine stark wachsende Rolle spielen, sind jedenfalls die IDTechEx-Analysten überzeugt. Laut ihrer Prognose steigt der Umsatz der Agrar-Automatisierungsindustrie von jetzt 1,9 Milliarden Dollar auf etwa acht Milliarden Dollar im Jahr 2023.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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