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Der große Trainer schaut dir zu

Patienten sollen ihren persönlichen virtuellen Lebensstil-Trainer bekommen. Abb.: GIMP

Patienten sollen ihren persönlichen virtuellen Lebensstil-Trainer bekommen. Abb.: GIMP

TU Dresden entwickelt virtuellen Betreuer für Infarkt- und Schlaganfall-Patienten

Dresden, 4. September 2017. Damit Senioren nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall nicht gleich wieder anfangen zu rauchen oder sich zu überfressen, bekommen sie in Zukunft einen virtuellen Trainer an die Seite. Dieser persönliche Betreuer wird aussehen wie ein Mensch, ist aber eine computergenerierte Persönlichkeit, eine „Künstliche Intelligenz“ (KI). Er soll die Ex-Patienten nach der Reha auf Trab halten, sie zu Salat statt Grützwurst motivieren und vom Griff zum Sargnagel abhalten. Ein internationales Wissenschaftlerteam unter Leitung von Medizininformatikern der TU Dresden will diesen „virtuellen Coach“ im Rahmen des Projektes „vCare“ (steht für „virtuelle Pflege“) in den nächsten vier Jahren entwickeln.

Umstellung im Lebensstil ist langwierig

„Die nach der Rehabilitation notwendige Umstellung von Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten ist ein langwieriger Prozess“, weiß vCare-Verbundleiter Dr. Hannes Schlieter von der TU-Professur für Wirtschaftsinformatik. Im Krankenhaus oder der Reha-Einrichtung gebe es noch viele Ärzte, Schwestern und Pfleger, die bei dieser Umstellung helfen. Kehre der Infarkt- oder Hirnschlag-Patient jedoch nach Hause zurück, sei das Risiko groß, in alte, schlechte Gewohnheiten zurückzufallen. Daher wolle das Team Gesundheitsinformationen und Daten aus dem Wohnumfeld im virtuellen Trainer intelligent verknüpfen. „Den Coach kann man sich als einen Avatar vorstellen, der anwenderfreundliche und personalisierte Übungen, Spiele und Feedback-Funktionen in sich vereint.“ Der „Virtual Coach“ werde auch Meilensteine hin zu physischen, kognitiven und sozialen Ziele im Auge behalten.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Industrieländern die häufigste Todesursache

Derzeit leben laut TU-Angaben mehr als ein Drittel der über 75-jährigen Europäer mit körperlichen Beeinträchtigungen, die letztlich auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen sind. Gemeint sind vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und die sind in Deutschland und den meisten anderen Industrieländern die häufigste Todesursache. „Rauchen, Adipositas, Bewegungsarmut, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Diabetes sind wesentliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, schätzt das Robert-Koch-Institut ein. „Sie können durch Verhaltensänderungen und medikamentöse Therapien entscheidend beeinflusst werden.“ Und eben dort setzt vCare an, will Betroffenen durch Künstliche Intelligenzien helfen, bei der Änderung des eigenen Lebensstils am Ball zu bleiben.

EU fördert vCare mit 4 Millionen Euro

Die EU fördert das Projekt bis zum Jahr 2021 mit reichlich vier Millionen Euro. Beteiligt sind neben der TUD unter anderen Forschungsinstitute aus Karlsruhe, Mailand, Valencia, Wien, Bukarest, Aarhus und Brüssel. hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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