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VR & AR: Die Virtuelle und die Erweiterte Realität

Abtauchen in virtuelle Welten: Ein Mädchen probiert während der Wissenschaftsnacht in Dresden eine "Virtual Reality"-Datenbrille im TU-Hörsaalzentrum aus.

Abtauchen in virtuelle Welten: Ein Mädchen probiert während der Wissenschaftsnacht in Dresden eine „Virtual Reality“-Datenbrille im TU-Hörsaalzentrum aus.

Datenbrillen boomen eher im Profi-Segment statt unter Spielern

Wie hätten Sie Ihre Realität heute gern? Lieber erweitert oder lieber virtuell? Noch vor ein paar Jahren waren jedenfalls allerlei Hollywood-Regisseure und Technologie-Analysten fest überzeugt, dass sich Datenbrillen recht rasch im Unterhaltungs- und Endkundenmarkt, zum Beispiel für Computerspiele und als persönlicher Assistent, durchsetzen und so alltäglich wie Handys werden würden: Zu verlockend erschien zunächst die Idee, in computergenerierte Alternativwelten abzutauchen.

Brille "Oculus Rift" für 3D-Erkundungen in der "Virtueller Realität" (VR). Foto: Oculus

Brille „Oculus Rift“ für 3D-Erkundungen in der „Virtueller Realität“ (VR). Foto: Oculus

Stichwort VR

Dies gilt vor allem für das VR-Konzept: Trägt man eine VR-Brille, hat man zwei Bildschirme vor Augen, kann also nur eine „Virtuelle Realität“ (VR) sehen. Viele der dafür geeigneten Brillen sind allerdings bis heute recht teuer, unbequem und liefern eher schwache Bildqualität.

Die Datenbrille für den Industrieeinsatz. Foto: Westsächsische Hochschule Zwickau

Die Datenbrille für den Industrieeinsatz. Foto: Westsächsische Hochschule Zwickau

Stichwort AR

AR-Brillen sind dagegen etwas leichter und meist auch billiger: Sie zeigen dem Träger sowohl seine reale Umwelt wie auch computergenerierte Inhalte – zum Beispiel E-Mails. Oder sie projizieren auf das Glas Animationen und Zusatzinfos über Sehenswürdigkeiten am Straßenrand. Daher nennt sich dieses Konzept „Erweiterte Realität“ (Augmented Reality = AR).

Doch im Konsumentenmarkt spielen VR, AR und die Brillen dafür trotz massiven Werbefeuers von Anbietern wie Facebook, Oculus Rift, Google, Microsoft immer noch nur eine Nischenrolle. Daher setzen weltweit immer mehr Anbieter nun lieber auf AR und VR im Profi-Segment.

Ein Arbeiter im VW-Werk Wolfsburg identifiziert mit der Datenbrille rasch eine Scheibe. Foto: VW

Ein Arbeiter im VW-Werk Wolfsburg identifiziert mit der Datenbrille rasch eine Scheibe. Foto: VW

Sachsen setzen auf industriellen Einsatz für AR und Datenbrillen

Gerade auch in Sachsen entwickeln immer mehr Institute und Unternehmen anspruchsvolle Echtzeit-3D-Visualisierungen von Industrieanlagen, bieten dazu VR- und AR-Lösungen an und teils auch eigene Datenbrillen für den geschäftlichen Einsatz. Dazu gehören zum Beispiel die Westsächsische Hochschule Zwickau, die zum Beispiel mit VW und KBA Planeta kooperiert, die Dresdner Telekom-Tochter „T-Systems MMS“, 3D:it Dresden, FAB Bertelmann und das hiesige Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP), das den Datenbrillen-Einsatz in der medizinischen Therapie erprobt.

Vor allem Männer interessieren sich für die Google-Datenbrille. Foto: Google

Die Google-AR-Datenbrille für den privaten Gebrauch hat sich nie richtig durchgesetzt. Foto: Google

Auch Google ist auf „Enterprise Edition“ umgeschwenkt

Und auch Schwergewichte in der Branche setzen auf diesen Trend. So hatte erst kürzlich der US-Internetkonzern Google über eine Profi-Edition seiner – vorher als Alltagsbegleiter beworbenen – AR-Datenbrille „Google Classes“ für den geschäftlichen Einsatz informiert.

Virtueller Maschinenbau in einer Computerprojektions-Höhle (Cave) der TU Dresden. Foto: Jürgen Lösel, LHD Dresden

Virtueller Maschinenbau in einer Computerprojektions-Höhle (Cave) der TU Dresden. Foto: Jürgen Lösel, LHD Dresden

AR und VR sollen nüchterne Produkte „sexy“ machen

Die Vorteile für dieses Marktsegment liegen auf der Hand. Im unternehmerischen Einsatz können räumlich betrachtbare 3D-Visualisierungen einzigartige Vorteile mit sich bringen: als Vertriebsinstrument zum Beispiel, das per Datenbrille und beeinflussbarer 3D-Welt selbst schnöde Produkte wie Wasserpumpen für den potenziellen Kunden „sexy“ macht. Oder als quasi-holografische Hilfe für die Designer hochkomplexer Anlagen, deren innere Konstruktionsmängel auf keinem digitalen Reißbrett erkennbar wären – aber in der 3D-Simulation sofort offenbar werden. Bislang waren solche 3D-Ansichten und -Simulationen nur in speziellen CAVES (3D-Höhlen) möglich, die sich lediglich Großunternehmen und große Forschungsinstitute leisten konnten.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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