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Vom Muskel-Rad bis zum e-Bike

Auch das Dreirad gehört zur Fahrradgeschichte. Foto: Peter Weckbrodt

Auch das Dreirad gehört zur Fahrradgeschichte. Foto: Peter Weckbrodt

Radfahrverein Weinböhla zeigt Ausstellung über „200 Jahre Fahrradgeschichte“

Weinböhla, 18. Juni 2017. Was heute als e-Bike, Drahtesel und Segway die Städte bevölkert, nahm vor 200 Jahren mit dem Laufrad seinen Anfang. Der Radfahrerverein Weinböhla zeichnet in einer Ausstellung „200 Jahre Fahrraderfindung“ in Weinböhla bei Dresden diese bemerkenswerte Entwicklung nach.

Erster Muskelwagen fiel durch

Und die begann 1813. Dies war in jeder Hinsicht ein denkwürdiges Jahr: Halb Europa kämpfte gegen Napoleon – und Karl Friedrich Drais ( 1775-1851) meldete einen mit Muskelkraft über eine Kurbel betriebenen vierrädrigen Wagen zum Patent an. Damit fiel er zunächst prompt durch: „Es kann nicht gottgefällig sein, dass die Kraft des Menschen anders als zum Gehen eingesetzt wird“, lautete das Urteil der Juroren.

In der Tenne am Kirchplatz 5 in Weinböhla erewarent die Besucher 200 Jahre Fahrradgeschichte. Foto: Peter Weckbrodt

In der Tenne am Kirchplatz 5 in Weinböhla erewarent die Besucher 200 Jahre Fahrradgeschichte. Foto: Peter Weckbrodt

Atemberaubende 15 km/h!

Zwei Jahre später, 1817, war Drais dann aber erfolgreicher. Er stellte seine Laufmaschine vor, die Zeitungen nannten sie Draisine. Angetrieben wurde das nun zweirädrige Fahrzeug durch abwechselndes Abstoßen mit den Beinen. Bei seiner ersten öffentlichen Ausfahrt nahe Schwetzingen erreichte er 15 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit – ein für die damalige Zeit sehr beachtliches Tempo. Für seine Erfindung erhielt er am 12. Januar 1818 ein Großherzogliches Privileg, dem heutigen Patentbegriff vergleichbar.

Dem Laufrad, von dem Stiller zwei Stück durch einen ungarischen Handwerker nachbauen ließ, folgten die legendären Hochräder. Die außerordentliche Radgröße sollte, mangels der erst später aufkommenden Übersetzung, großes Tempo ermöglichen.

Hochrad-Fans tragen Weltmeisterschaften aus

Und diese Vorläufer des heutigen Fahrrads haben immer noch ihre Fans. Sogar Weltmeisterschaften im Hochradfahren werden heutzutage ausgetragen. An solch einer Hochrad-WM teilgenommen hat auch schon der Sammler Steffen Stiller. Er hat den historischen Zweirädern nun eine Ausstellung gewidmet, die bis zum 20. August 2017 in einer Tenne am Kirchplatz 5 in Weinböhla zu sehen ist. Die Schau speist sich aus Stillers eigener Kollektion, Stücken von Vereinsmitgliedern und sieben Leihgaben des Deutschen Fahrradmuseums in Bad Brückenau.

Sammler und Kurator Steffen Stiller hat auf dem Hochrad schon richtige Rennen mitgefahren. Foto: Peter Weckbrodt

Sammler und Kurator Steffen Stiller hat auf dem Hochrad schon richtige Rennen mitgefahren. Foto: Peter Weckbrodt

Produktion von Nähmaschinen auf Fahrräder umgestellt

Die 150 Quadratmeter umfassende Ausstellung belegt jeden einzelnen Schritt der kontinuierlichen Komplettierung des Fahrrades mit den jeweiligen Originalen, die jedes Einzelne zweifellos einen hohen Sammlerwert repräsentieren. Um 1897 war das Fahrrad fertig, weiß der Experte Stiller. Wir erfahren Interessantes über die Produktion recht moderner Fahrräder in Dresdner Nähmaschinenfabriken, beispielsweise der renommierten Firma Seidel & Naumann, als der Grundbedarf an Nähmaschinen abgedeckt und neue absatzfähige Produkte gefunden werden mussten. Wir sehen aber auch die in der Nachkriegszeit gängigen Notbehelfe in Sachen Bereifung für die Fahrräder.

Schweizer Armee setzte aufs Fahrrad

Zu sehen ist auch ein Schweizer Fahrrad, welches bis in die jüngste Vergangenheit produziert und in der Schweizer Armee geführt wurde. Der Schriftsteller Max Frisch hat in seinem Buch „Dienstbüchlein“ köstliche Erinnerungen an die Zeit auf dem Armeefahrrad für uns festgehalten.

Die niederländische Firma Trefecta entwickelt elektrische Zweiräder, die halb Fahhrad, halb Motorrad sind und hybrid angetrieben werden können. Laut IDTEchEx haben solche Mischformen das Potenzial, zu einem Milliardenmarkt zu wachsen. Foto: Trefecta

Die niederländische Firma Trefecta entwickelt elektrische Zweiräder, die halb Fahhrad, halb Motorrad sind und hybrid angetrieben werden können. Laut IDTEchEx haben solche Mischformen das Potenzial, zu einem Milliardenmarkt zu wachsen. Foto: Trefecta

Die elektrische Zukunft

In die Sonderschau integriert ist eine komplette Fahrradwerkstatt. Die älteren Besucher werden sich daran erinnern, dass es ohne eine solche Werkstatt in keinem Dorf, in keinem Stadtteil bis weit in die 1960er Jahre ging. Ein eigener Ausstellungsteil ist schließlich der Gegenwart und der Zukunft des Zweirades gewidmet, vor allem den elektrischen Bikes und Pedelecs.

Autor: Peter Weckbrodt

Besucherinfos

Was?

„200 Jahre Fahrraderfindung – Von der Laufmaschine zum E-Bike“, Sonderausstellung

Wo?

Kirchplatz 5 in Weinböhla in Sachsen

Wann?

Bis 20. August 2017 jeweils Donnerstag und Freitag, 14-18 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag: 10-17 Uhr

Anfahrt:

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
Kategorie: Geschichte, News, zAufi

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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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