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Drohne statt Stehleiter

Feile und Säge waren gestern: Diesen stählernen Skorpion haben Handwerker mit einem Plasamschneider geformt. Jetzt kriecht er durch die Handwerkskammer Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Feile und Säge waren gestern: Diesen stählernen Skorpion haben Handwerker mit einem Plasamschneider geformt. Jetzt kriecht er durch die Handwerkskammer Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Dresdner Handwerk steht an der Schwelle zu einem Digitalisierungs-Schub

Dresden, 12. Juni 2017. Das ostsächsische Handwerk steht vor einem dramatischen Modernisierungs-Schub. Der kann zunächst Jobs kosten, dürfte dafür aber höhere Produktivität und höhere Löhne ermöglichen – und eine Karriere im Handwerk für Schulabsolventen wieder attraktiver machen. Das haben Präsident Jörg Dittrich und Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski von der Handwerkskammer Dresden eingeschätzt.

Digitalisierung und demografischert Wandel setzen Handwerker unter Druck

Dieser Schub habe einige Branchen bereits ergriffen und sei vor allem der Digitalisierung und dem demografischen Wandel geschuldet. Demnach setzten inzwischen selbst kleinste Handwerksbetriebe, die über Jahrhunderte hinweg von der namensgebenden Handarbeit geprägt waren, zunehmend Maschinen, Roboter, Drohnen und andere moderne Technologien ein.

Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden, im November 2015. Foto: André Wirsig, Handwerkskammer Dresden

Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden, im November 2015. Foto: André Wirsig, Handwerkskammer Dresden

Zu wenige Azubis – Handwerk soll wieder attraktiver werden

„Das Handwerk hat zu wenige Auszubildende“, räumte Jörg Dittrich ein, der selbst einen Dachdeckerbetrieb leitet. „Das übt Druck auf die Unternehmen aus, die Digitalisierung zu nutzen.“ Dies bedeute einerseits, dass viele Handwerksbetriebe nach technologischen Alternativen überall dort suchen, wo sie freie Stellen und Lehrstellen mangels Bewerber nicht besetzen können. Dies könne einerseits den Ersatz von Jobs und Lehrstellen durch Maschinen bedeuten, andererseits aber auch die verbleibenden Handwerks-Stellen attraktiver machen, meint Dittrich.

Copy & Paste in Stein: Meister Stefan Geith verwendet Tastnadeln, um nach einem Prototypen identische Stein-Adler für das Berliner Schloss zu meißeln. Foto: Heiko Weckbrodt

Copy & Paste in Stein: Meister Stefan Geith verwendet Tastnadeln, um nach einem Prototypen identische Stein-Adler für das Berliner Schloss zu meißeln. Foto: Heiko Weckbrodt

Handwerksberufe im Wandel: Aus dem Fahrradmechaniker wird der E-Bike-Mechatroniker

„Wenn junge Leute ans Handwerk denken, dann haben sie teilweise antiquierte Vorstellungen und den Mann mit der Schubkarre vor Augen“, sagte der Kammerpräsident. Tatsächlich habe dies mit der Wirklichkeit nicht mehr viel zu tun. Schon jetzt breiten sich Maschinen, Robotik und Hochtechnologien in immer mehr Handwerksbetrieben aus. So setzen viele Baufirmen inzwischen selbst bei Mini-Baustellen Krantechnik ein. Und aus dem einstigen Fahrrad-Mechaniker mit den sprichwörtlichen verschmierten Händen sei längst der Zweirad-Mechatroniker geworden, der mit Hochspannung an E-Bikes arbeite. Und mancher Dachdecker-Meister inspiziere mittlerweile Dächer mit Kamera-Drohnen, bevor sie auch nur eine Stehleiter an ein Haus ansetzen, ergänzte Brzezinski. Was früher Feile, Schneidbrenner und Säge waren, seien heute der Plasma-Schneider und der Laser.

„All das“, so ist auch Präsident Dittrich überzeugt, „wird handwerkliche Berufe wieder attraktiver machen. Ich bin wirklich schon sehr gespannt, wo die Digitalisierung uns hinführen wird.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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