Samsung investiert 25 Millionen Euro in neues Novaled-Hauptquartier
Dresden, 12. Juni 2017. Wo einst Dampfmaschinen Mehl für Sachsens Heere mahlten, tüfteln Chemiker, Physiker und andere Spezialisten künftig an ganz anderen Rezepturen: an organischen Molekülen, die ein scharfes Bild auf superdünne Smartphone-Bildschirme zaubern. Denn in der 115 Jahre alten Heeresmühle in der Albertstadt richtet die Dresdner Samsung-Tochter Novaled nun ihr neues Hauptquartier ein. Gleich daneben lässt sie ein Reinraum-Technikum bauen. Gestern legte Novaled-Chef Gerd Günther gemeinsam mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU) und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) den Grundstein für die 25-Millionen-Euro-Investition.
Ministerpräsident Stanislaw Tillich: „Die TU Dresden ist ein wesentlicher Pfeiler fpr das sächsische Innoivations-Geschehen.“
Dresdner OLED-Dotierstoffe sind Industriestandard geworden
„Unsere Umsätze wachsen stärker als der Markt und wir wollen neue Kunden gewinnen“, erklärte Günther. Auch sei die Muttergesellschaft Samsung SDI sehr interessiert am speziellen Know-How der Dresdner Ingenieure: „Unsere Technologien und Materialien sind zum Industrie-Standard geworden.“
Technologie aus Sachsen steckt in vielen Spitzen-Smartphones
Der Novaled-Chef meint damit die vor allem an der TU Dresden entwickelten speziellen Zusatzstoffe, die organischen Leuchtdioden (OLED) eine praxistaugliche Leuchtkraft, Effizienz und Lebensdauer verleihen. Die TU-Ausgründung Novaled hatte diese Rezepturen weiterentwickelt. Erst diese sächsischen Dotiermaterialien machten die sehr flachen, geschwungenen und kontrastreichen Bildschirme heutiger Spitzen-Computertelefone von Samsung, LG und Co. oder auch die organisch geschwungenen Rücklichter von Audi-Oberklassemodellen überhaupt erst möglich. Nach einigen Jahren Entwicklung hatte Novaled solch eine weltweite Spitzenposition erreicht, dass das Unternehmen 2013 vom koreanischen Mischkonzern Samsung gekauft wurde.
Samsung-Enscheidung für langfristiges Engagement in Dresden
Damit war das Unternehmen endgültig der Kinderstube entwachsen und damit war auch klar: Über kurz oder lang würde Novaled seine bisherige Heimstatt, das städtische Gründerzentrum „BioZ“ in Dresden-Johannstadt, verlassen müssen. Der neue Eigentümer habe die Dresdner auch gleich im Wunsch unterstützt, in Dresden zu bleiben, betonte Gerd Günther.
Platz für weitere Expansion
Schließlich erkor Novaled ein 10 200 Quadratmeter großes Grundstück zwischen Königsbrücker und Elisabeth-Boer-Straße für das neue Hauptquartier aus. Dort vermoderte seit Jahren die einst so hochmoderne Mühle der Heeresbäckerei. Bauarbeiter sollen das denkmalgeschützte Gebäude bis Mitte 2018 zu einem repräsentativen Hauptquartier umbauen. Daneben ziehen sie ein 110 Meter langes Technikum hoch. In dessen Laboren und Reinräumen wollen die Novaled-Experten künftig Forschung, Entwicklung und Pilotproduktion neuer OLEDs und Zutaten vorantreiben. Insgesamt werde der Komplex bis zu 160 Mitarbeitern Platz bieten, kündigte Firmenchef Günther an. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 135 Mitarbeiter, die zuletzt 66 Millionen Euro Umsatz generierten. Auch für dieses Jahr rechnet die Geschäftsleitung mit einem weiteren Wachstum.
Die alte Heeresmühle Dresden
Die Mühle entstand 1902/1903 als Teil der Heeresbäckerei. Sie galt seinerzeit als hochmodern und versorgte Militäreinheiten im gesamten Reich mit Brot. Die Mühle selbst wurde von einer Dampfmaschine betrieben. Das Getreide wurde mit einer eigenen Nebenbahn angeliefert und mit automatischen Transportröhren in der Mühle verteilt. Von der Bäckerei sind neben der Mühle heute noch einige Speicher übrig, die heute die Akten des Stadtarchivs beherbergen. Gleich nebenan residiert mit dem MEMS-Entwicklungszentrum von Bosch ein weiterer Hightech-Nachbar.
Autor: Heiko Weckbrodt
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