Filmische Biografie konzentriert sich auch auf Ecken und Kanten der berühmten Forscherin
Aus dem Physikunterricht wissen wir, dass Marie Curie und ihr Gatte Pierre die – damals noch als heilsam geltende – Radioaktivität erforschten. Und die Rätsel-App „Quizduell“ hat uns daran erinnert, dass die polnisch-stämmige Französin die erste weibliche Nobelpreis-Trägerin war. Aber wer war diese Frau eigentlich, die aus dem russisch besetzten Polen nach Paris zog, um überhaupt studieren zu können? Wie beliebt war sie in ihrer Wahlheimat? Was bewegte diese unermüdliche Wissenschaftlerin, wenn sie gerade mal nicht forschte? Antworten auf diese Fragen versucht die filmische Biografie „Marie Curie“ zu geben, die nun fürs Heimkino erschienen ist.
Leben zwischen den Nobel-Preisen
Regisseurin Marie Noëlle greift sich dabei die Lebensjahre zwischen den beiden Nobelpreisen 1903 und 1911 heraus. Und sie fokussiert sich dabei auf die weniger bekannten Seiten der an sich so populären Forscherin: auf die teils widerborstige Persönlichkeit Marie Curie (Karolina Gruszka), die mal ganz selbstbewusst auftrat, sich dann wieder klein machte, die sich wenig um gesellschaftliche Konventionen scherte. Und die nach dem Unfalltod ihres Gatten Pierre Curie (Charles Berling) durch ihre Affäre mit dem verheirateten Wissenschaftler Paul Langevin (Arieh Worthalter) einen Presse-Skandal auslöste.
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Tödliche Lippenstifte und Energiegetränke
En passent entrollen die Macherinnen dabei auch ein Stück Alltagsgeschichte, erinnern beispielsweise an den naiven Hype um strahlende Lippenstifte und Radium-Getränke, die sich hinterher als krebserregend erwiesen. Oder zeigen nebenbei immer mal die leuchtenden Blumen in Madame Curies Labor, die sonderbarerweise besonders groß wachsen…
Fazit: kein mitreißender Wurf, aber interessant
Mit ihrem persönlichkeits-biografischen Ansatz zeigt Regisseurin und Drehbuch-Koautorin Marie Noëlle schon wieder halbvergessene Seiten an Madame Curie. Stellenweise wirkt ihre filmische Handschrift etwas sehr klassisch, starke dramaturgische Punkte gelingen ihr nur gelegentlich. Einen ganz eigenen Charme hat diese besondere Sicht auf eine feminine Wissenschafts-Ikone indes zweifellos.
Autor: Heiko Weckbrodt
„Marie Curie“, Filmbiografie, Frankreich/Deutschland/Polen 2016 , Regie: Marie Noëlle, mit Karolina Gruszka, 96 Minuten, FSK 6, deutsche Heimkinoausgabe auf DVD und VoD: Mai 2017, Bonus-Material: Interview und Making-Of, 13 Euro
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