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Barocker Glanz in Rammenau

Die Perfektion, mit der die Schlossanlage in die liebliche Lausitzer Hügellandschaft gesetzt wurde, ist eine Augenweide. Foto: Peter Weckbrodt

Die Perfektion, mit der die Schlossanlage in die liebliche Lausitzer Hügellandschaft gesetzt wurde, ist eine Augenweide. Foto: Peter Weckbrodt

Oiger-Wochenendtipp: Eine der schönsten Landbarockanlagen Sachsens versteckt sich in der Oberlausitz

Rammenau, 19. Mai 2017. Ab aufs Land! Knapp 40 Autominuten von Dresden, eingebettet in die grünen Hügel, Wäldchen und Teiche der idyllischen Oberlausitz, findet sich ein sächsisches Landschloss, das Barockschloss Rammenau. Der Zusatz „Barock“ ist kein leeres Versprechen: Besucher sind immer wieder überrascht, welch geschlossenes Ensemble aus Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, von Höfen, Ställen, Haupt- und Nebengebäuden und Schlosspark hier eine der schönsten Landbarockanlagen Sachsens bildet. Und die ist fast vollständig in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten. Empfehlenswert auch: ein Besuch im vorzüglichen Schlossrestaurant oder in der Gesindeküche.

Traum vom Leben in der Sommer-Residenz

In den historischen Innenräumen stecken spannende Geschichten über die einstigen Besitzer und die barocke und klassizistische Raumgestaltung. Stilvolle Salons, kostbare Porzellane, antike Uhren und bezaubernde Wandmalereien lassen den Flaneur von einem Leben in der einstigen Sommerresidenz träumen.

Das Chinesische Zimmer, einst Tee-Salon, ist eine Augenweide. Foto: Peter Weckbrodt

Das Chinesische Zimmer, einst Tee-Salon, ist eine Augenweide. Foto: Peter Weckbrodt

Faszinierende Salons

Einzigartig wirken die thematisch gestalteten einzelnen Salons. Es ist eine antikisierende Abfolge von Räumen. Sie alle wurden in den vergangenen Jahren in zweifellos mühseliger Kleinarbeit restauriert. Im Chinesischen Zimmer beispielsweise rechnet der Besucher fast damit, dass ihm gleich der Grüne Sencha serviert wird. Tatsächlich war es einst der unverändert erhaltene Tee-Salon. Er ist eines der kostbarsten Zeugnisse barocker Wohnkultur im Schloss.

Kronleuchter aus Meißner Porzellan

Das Goldene Zimmer war einst Schlafzimmer. Bemerkenswert ist hier die zu etwa zwei Drittel erhaltene prächtig verzierte barocke Stuckdecke. Der Blaue Salon erhielt seinen Namen nach der im Raum vorherrschenden Farbe der Tapeten. Er diente einst als Damensalon. In diesem Raum beeindruckt uns der Kronleuchter aus bemaltem Porzellan. Er entstand erst 1995 in der Sächsischen Porzellan-Manufaktur Dresden.

Im Pompejianischen Zimmer gefällt der "Teufel" mit seinem pikanten kleinen Schwänzschen (hinten natürlich!). Foto: Peter Weckbrodt

Im Pompejianischen Zimmer gefällt der „Teufel“ mit seinem pikanten kleinen Schwänzschen (hinten natürlich!). Foto: Peter Weckbrodt

Im Pompejianische Zimmer herrscht der Teufel

Bemerkenswert, weil doch ganz anders, ist das Pompejianische Zimmer, auch Teufelszimmer genannt. Natürlich wird der Raum von der Skulptur eines Teufels dominiert. Das Interieur folgt dem Vorbild rotfigurischer Vasenmalerei des 6. und 5. Jahrhunderts v. u. Z. Das Zimmer diente den Schlossherren als Weinsalon.

Schlossbesitzer und Insektenforscher

Johann Centurius von Hoffmannsegg war der bedeutendste in der langen Reihe der einstigen Schlossbesitzer. Er erwarb sich als Botaniker und Insektenforscher einen internationalen Ruf. Sein Lebenswerk, die „Flora Portugaide“, ist eine mehrbändige , aufwendig kolorierte Darstellung der portugiesischen Pflanzenwelt, die er nach einer vierjährigen Forschungsreise herausgab.

Die Schmetterlingssammlung des Johann Centurius von Hoffmannsegg ist berühmt. Foto: Peter Weckbrodt

Die Schmetterlingssammlung des Johann Centurius von Hoffmannsegg ist berühmt. Foto: Peter Weckbrodt

Rammenau ehrt seinen berühmtesten Sohn: den Philosophen Fichte

Deutlich öffentlich bekannter ist allerdings der Philosoph Johann Gottlieb Fichte, der berühmteste Sohn des Dörfchens Rammenau. Seinem Leben und Wirken ist im Schloss ein Ausstellungsteil gewidmet. Im Park ehrt ihn eine sehr schöne Stele.

Schlossbau auf Pleite-Gut

Die Vorgeschichte des Schlosses reicht bis in das 15. Jahrhundert zurück, wird aber erst bemerkenswert, als im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts der sächsische Adel sowohl wirtschaftlich wie politisch erstarkte und folglich richtig reich wurde. Da erwarb der königlich-polnische und kurfürstlich-sächsische Kammerherr Ernst Ferdinand von Knoch den in Konkurs gegangenen Gutsbetrieb und ließ auf dem Gelände eine Schlossanlage errichten.

Das Barockschloss rammenau präsentiert sich zu jeder Jahreszeit in bester Verfassung Foto: Peter Weckbrodt

Das Barockschloss rammenau präsentiert sich zu jeder Jahreszeit in bester Verfassung Foto: Peter Weckbrodt

Vom Kulturhaus zum Heirats-Schloss

Den 2. Weltkrieg überstand das Schloss nahezu unbeschädigt. Im Park wurden zu Kriegsende zahlreiche Skulpturen zerstört. Das Schloss erfuhr nach 1945 eine stark wechselnde Nutzung. Lange Zeit war es Kulturhaus. Heute wird es von der Staatliche Schlösser Burgen und Gärten Sachsen gGmbH verwaltet. Im Schloss kann geheiratet und prächtig gefeiert werden. Außerdem wird ein umfangreicher Veranstaltungskalender angeboten.

Auch die Treppenaufgänge beeindrucken durch ihre barocke Pracht. Foto: Peter Weckbrodt

Auch die Treppenaufgänge beeindrucken durch ihre barocke Pracht. Foto: Peter Weckbrodt

Die aktuelle Sonderausstellung „ Via Sacra – Die Zittauer Fastentücher“ präsentiert eines der beiden Fastentücher in dieser Wanderausstellung, die noch bis zum im Kavaliershaus untergebracht ist.

Autor: Peter Weckbrodt

Besucherinformationen:

Was?

Barockschloss Rammenau

Wo?

Am Schloss 4, 01877 Rammenau

Öffnungszeiten:

10 bis 18 Uhr, Dienstag Ruhetag

Eintrittspreise:

Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro, Familien 2 Erw. und bis zu 4 Kinder 10 Euro, ein Erw. und bis zu 2 Kinder 5 Euro

Mehr Infos im Netz

gibt es hier

Anfahrt:

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
Kategorie: Ausflugstipp, zAufi

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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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