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Ein Schatz nicht von Gold

Silbernes Büstenreliquiar des Heiligen Benno, 1601, plastisches Wolkenband: Ergänzung 18. Jh. Erzbistum München und Freising, Foto: Wolf Christian von der Mülbe

Silbernes Büstenreliquiar des Heiligen Benno, 1601, plastisches Wolkenband: Ergänzung 18. Jh.
Erzbistum München und Freising, Foto: Wolf Christian von der Mülbe

Oigers Wochenendtipp: Ausstellung in der Albrechtsburg Meissen würdigt Sachsens einzigen Heiligen

Meißen, 12. Mai 2017. Mit der neuen Sonderausstellung „Ein Schatz nicht von Gold – Benno von Meißen, Sachsens erster Heiliger!“ erinnert die Albrechtsburg Meissen an einen mittelalterlichen Stifter, der die Geschichte der Stadt Meißen wesentlich geprägt hat.

Werbevideo (Schlösserland):

Bischof Benno starb um 1106

Erstmal in Deutschland würdigt damit eine große Schau das Leben und Wirken des ehemaligen Bischofs von Meißen, der etwa im Jahr 1106 gestorben ist. Dahinter steckt zugleich die Geschichte des ersten und zugleich letzten sächsischen Heiligen. Ein Mehr an Heiligen konnte es in Kursachsen auch nicht geben, dafür sorgte schon die Reformation.

Darstellung des Benno-Grabmals. Repro:_ Peter Weckbrodt

Darstellung des Benno-Grabmals. Repro:_ Peter Weckbrodt

Grabmal nach Reformation auf fürstlichen Befehl zerstört

Und damit ist auch klar, dass der Zeitpunkt der Benno-Ausstellung nicht rein zufällig ins Reformationsjubiläumsjahr 2017 fällt. Auch daran lassen die Historiker keinen Zweifel: Um den Bischof, mehr noch um seine Gebeine und seine Heiligsprechung, hat es im Heiligen Römischen Reich richtig laut gekracht. Schließlich wurde sein zweifellos prunkvolles Grabmal auf dem Meißner Burgberg 1539 nicht etwa durch einen spontan aufgeputschten Pöbel zerstört – nein, das geschah in Anwesenheit von Meißner Ratsherren auf landesherrliches Geheiß hin! Seine Gebeine konnten jedoch gerettet werden. Bennos Überreste wurden zunächst in Stolpen, später in Wurzen verborgen, bevor sie im treukatholischen Bayern ihre Rettung fanden.

Emailtafel mit Investiturdarstellung, um 1160 / 70 oder um 1185/90, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg,

Emailtafel mit Investiturdarstellung, um 1160 / 70 oder um 1185/90, Museum für Kunst und Gewerbe
Hamburg,

Einzigartige Zeugnisse aus Bennos Zeitalter

Ein knappes halbes Jahrtausend später ist Sachen wieder ein bisschen stolz auf seinen Heiligen – und davon kündet auch die Sonderausstellung auf der Albrechtsburg, die von einmalig gezeigten Sachzeugnissen aus Bennos Zeitalter nur so strotzt. Auf 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden 210 Exponate gezeigt, davon sind 46 Leihgaben. Die Ausstellungsvitrinen wurden übrigens in einem erzgebirgischen Handwerksbetrieb angefertigt. Nur zur Erinnerung: Bei der Neugestaltung des Dresdner Münzkabinetts nahmen die Staatlichen Kunstsammlungen noch Wiener Dienstleistungen in Anspruch.

Fischwunder des Heiligen Benno, Carlo Saraceni, Rom 1618, Kirche Santa Maria dell' Anima, Cappella di San Bennone, Rom © Pontificium Institutum Teutonicum Sanctas Mariae de Anima in Urbe; Foto: Hennig von Rochow

Fischwunder des Heiligen Benno, Carlo Saraceni, Rom 1618, Kirche Santa Maria dell‘ Anima,
Cappella di San Bennone, Rom
© Pontificium Institutum Teutonicum Sanctas Mariae de Anima in Urbe; Foto: Hennig von Rochow

Drei Exponate stechen besonders heraus, meint Kuratorin Claudia Kunde: der Krummstab, die Mitra aus der nach Benno benannten Kapelle in der katholischen Hofkirche Dresden sowie die Silberbüste des Heiligen aus dem Münchner Dom. Sie nennt außerdem die Kasel (Messgewand aus byzantinischer Seide) von Benno II. Von Osnabrück sowie das Gemälde von Carlo Saraceni mit der Darstellung des Fischwunders aus der Bennokapelle von Santa Maria dell´ anima in Rom. Die Mitra kam 1962 als Weihgeschenk des Erzbistums München und Freising nach Sachsen zurück.

In Sachsen verfemt, in Bayern verehrt

Der Hirtenstab ist eine Münchner Leihgabe. Das ist kein Zufall: Im Kontext der Gegenreformation wurde der einstige Bischof 1580 zum Stadtpatron Münchens und Landespatron Bayerns ernannt. Die Benno-Verehrung war über Jahrhunderte mit den Wittelsbachern und Bayern verbunden. Die „Rückkehr“ des Heiligen nach Sachsen erfolgte erst mit der Wiederbelebung des Katholizismus im 18. Jahrhunderts. In der Ausstellung wird auf die Rolle August des Starken, der wegen der polnischen Königskrone den Glauben wechselte, eingegangen.

Herzog Georg drang auf Heiligsprechung

Erstmals fokussiert sich eine kulturhistorische Ausstellung auch auf die symbolträchtige Rolle, die Bischof Benno von Meißen und seine Heiligsprechung in den vergangenen Jahrhunderten spielten. Bennos Heiligsprechung durch Papst Hadrian VI. im Jahre 1523 erfolgte vor allem auf Initiative von Herzog Georg von Sachsen. Zur Reformationszeit zählten seine Reliquien zum kostbarsten Schatz der Meißner Bischofskirche. Im Gegensatz zum Großteil des mittelalterlichen Domschatzes konnte er in die Gegenwart gerettet werden. Darum gelten die Reliquien heute als ein Schatz, der „mehr ist als Gold und Silber“.

Leihgabe der SLUB: Martin Luther, Wider den neu wen Abgott und allten Teuffel der zu Meyssen sol erhoben werden, Wittenberg 1524, Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats - und Universitätsbibliothek,

Leihgabe der SLUB: Martin Luther, Wider den neu wen Abgott und allten Teuffel der zu Meyssen sol erhoben werden, Wittenberg 1524, Dresden, Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek,

Luther verdammte „newen Abgott vnd allten Teuffel zu Meyssen“

Skulpturen, Gemälde, geistliche Gewänder und prächtige Handschriften erzählen in der Ausstellung authentische Geschichten von Glanz, Glaube und Macht. Eine herausragende Rolle spielt in der Ausstellung auch das Wirken des Reformators Martin Luthers. Ein Original seiner Streitschrift „Widder den newen Abgott vnd allten Teuffel der zu Meyssen sol erhaben werden“ von 1524 stellte die Sächsische Landesbibliothek der Benno-Schau zur Verfügung.

Eine mittelalterliche Biografie als Blog-Serie

Die Geschichte Bennos von Meißen steht indes im Mittelpunkt der Exposition. Neben kompakten Hintergrundinformationen zur Person erzählen regelmäßige Blogbeiträge Anekdoten über das Wirken des ersten heiligen Sachsen bis in die heutige Zeit. In einem Benno-Quiz können Besucher ihr Wissen testen und mit etwas Glück eine Reise nach Rom gewinnen.

Authentischer Ort der Geschichte

„Die Ausstellung präsentieren wir ganz bewusst auf der Albrechtsburg Meissen in direkter Nachbarschaft zum Meißner Dom. Der Meißner Burgberg ist der authentische Ort der Geschichte um Sachsens ersten Heiligen. Hier wirkte Benno, hier ist er begraben worden, und hier spielten dich auch wichtige Ereignisse in den Jahrhunderten nach Benno ab“, unterstreicht Christian Stiefler, Initiator der Sonderausstellung, und Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten.

Dom und Albrechtsburg zu Meissen. Foto: Peter Weckbrodt

Dom und Albrechtsburg zu Meissen. Foto: Peter Weckbrodt

Wichtig für Besucher ist es, sich an der Kasse den schriftlichen Führer durch die Ausstellung auszuleihen, weil die Exponate nicht beschriftet sind. Damit wird Kritik an früheren Ausstellungen Rechnung getragen, wo Besucher die Texte mal als zu groß, mal unlesbar, weil zu klein bemängelt hatten. Der große Ausstellungskatalog kostet 29 Euro.

Besucherinformationen:

Albrechtsburg Meissen, Ein Schatz nicht von Gold – Benno von Meißen , Sachsens erster Heiliger, Sonderausstellung vom 12. mai bis 5. November 2017; Öffnungszeiten: täglich 10-18 Uhr, Eintritt: Erw. 6 Euro, Erm. 4 Euro, Familien 14 Euro; Kombiticket Albrechtsburg Meissen mit Dom 10,50 Euro, Erm. 5,50 Euro, Familien 25 Euro.

Weitere Informationen zur Ausstellung hier im Netz

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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