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Sachsen und Südvietnam wachsen zusammen

Eine südvietnamesische Delegation bei einem Besuch in einer Outlaw-Kita an der Rehefelder Straße in Dresden. Foto: Outlaw

Eine südvietnamesische Delegation bei einem Besuch in einer Outlaw-Kita an der Rehefelder Straße in Dresden. Foto: Outlaw

Motivation & Multikulti: Outlaw will mit Asien-Praktika Azubis locken und Mekong-Klinik will mit deutscher Qualität punkten

Dresden/ Cao Lãnh, 21. April 2017. Um trotz Fachkräftemangels neue Kindergärtnerinnen und andere Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, will die gemeinnützige Jugendhilfe-Gesellschaft „Outlaw“ ab 2018 einen Mitarbeiter-Austausch zwischen Sachsen und Südvietnam erproben. Wenn die vietnamesischen Partner einverstanden sind, und das Pilotprojekt in Dresden gelingt, dann steht zur Debatte, dieses Motivations- und Multikulti-Programm bundesweit auszurollen.

Kämpfen um Fachkräfte

„Wir kämpfen um geeignete Fachkräfte für unsere Kitas, für die Erziehungshilfen und unsere ganze Kinder- und Jugendarbeit“, sagte der sächsische Outlaw-Regionalchef Dirk Bachmann. „Der Arbeitsmarkt ist dünn geworden. Eine Anzeige ,Suche Erzieherin’ reicht da längst nicht mehr. Wir wollen uns durch besondere Angebote als Betrieb von der Konkurrenz abheben.“

Dirk Bachmann. Foto: Outlaw

Dirk Bachmann. Foto: Outlaw

Zusammenhalt und den Lebensrhythmus in Vietnam kennenlernen

Um Mitarbeiter zu finden und zu halten, will Bachmann daher seinen Azubis, aber auch langjährigen Kollegen in Zukunft Praktika in Kindergärten, Kinderheimen und anderen Sozialeinrichtungen im Mekong-Delta anbieten. „Unsere Idee ist, unsere Azubis zwei mal für jeweils drei Monate nach Vietnam zu schicken“, erzählt Dirk Bachmann. „Mit Blick auf die wachsenden Herausforderungen in Deutschland durch den demografischen Wandel und durch die Zuwanderung kann es für die jungen Leute ein Anreiz und eine wichtige interkulturelle Erfahrung sein, in Vietnam zu arbeiten. Sie können dort die soziale Praxis, die Familienbindungen, den Zusammenhalt und den Lebensrhythmus in Asien kennenlernen. Und sie werden jungen Vietnamesen Deutsch beibringen.“

Alle Seiten gewinnen

Im Gegenzug unterstützt Outlaw die Fachkräfte-Programme der Vietnamesen. So dürfen die dann sprachlich geschulten Pfleger und Kindergärtnerinnen aus Vietnam in sächsischen Sozialeinrichtungen für ein paar Monate Praktika absolvieren. „Alle Seiten gewinnen durch dieses Projekt“, ist Dirk Bachmann überzeugt: „Wir als Outlaw, die Azubis, aber auch unsere Partner von T.Info in Vietnam.“

Private Krankenhaus-Firma mit karitativen Impulsen

Die Partner-Firma T.Info gehört zur privaten Klinik-Kette „Thai Hoa Hospital“, die in Cao Lãnh im Mekong-Delta residiert, etwa 150 Kilometer südwestlich von Ho-Chi-Minh-Stadt gelegen. Dazu gehören nicht nur mehr nur Krankenhäuser, sondern auch Kindergärten und -heime. Die werfen zwar keine Gewinne ab, werden vom Management dennoch subventioniert. Denn in Vietnam gehört es (noch) zum guten Ton für Reichgewordene und Aufsteiger, sich karitativ zu betätigen.

Alles was nach Deutsch aussieht, zählt viel

Anderseits verbindet Thai Hoa strategische Interessen mit dem Austausch-Programm: In Vietnam genießen deutsche Produkte, Qualifikationen und Normen höchste Achtung. Um sich von der wachsenden privaten Konkurrenz abzuheben, will das „Thai Hoa“-Management deutsche Standards in den eigenen Häusern etablieren und Fachkräfte haben, die in Deutschland ausgebildet wurden. Eine erste Gruppe junger vietnamesischer Pfleger hat inzwischen bereits eine Ausbildung in sächsischen Privatklinken absolviert (Oiger.de berichtete).

Nun soll das Projekt auf vietnamesischer Seite auch auf weitere Mitarbeitergruppen ausgedehnt werden. Die müssen allerdings vorher Deutsch lernen und gute Deutsch-Lehrer sind in Vietnam dünn gesät. Da kommt die sprachliche Unterstützung durch die Outlaw-Sachsen gerade recht.

Blick über den Tellerrand

„Ich denke, das wird für alle Beteiligten ein Blick über den Tellerrand“, ist Bachmann überzeugt. „Und wenn das gut klappt, starten wir solche Projekte auch außerhalb von Sachsen.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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