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Milch-Müller favorisiert Leppersdorf

Theo Müller bei einem Besuch im Leppersdorfer Sachsenmilch-Werk. Er erwägt nun, hier aiuch eine große Feinkost-Fabrik zu bauen. Foto: Heiko WeckbrodtTheo Müller bei einem Besuch im Leppersdorfer Sachsenmilch-Werk. Er erwägt nun, hier aiuch eine große Feinkost-Fabrik zu bauen. Foto: Heiko Weckbrodt

Theo Müller bei einem Besuch im Leppersdorfer Sachsenmilch-Werk. Er erwägt nun, hier aiuch eine große Feinkost-Fabrik zu bauen. Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsen bestätigt Ansiedlungsverhandlungen für halbe Milliarde teure Homann-Salatfabrik

Dresden/Leppersdorf, 21. April 2017. Die Müllermilch-Gruppe und deren Feinkost-Tochter Homann haben es nun auch offiziell bestätigt: Theo Müller will bis zu 500 Millionen Euro in eine neue Salatfabrik  investieren und dafür die unrentablen Werke in Dissen, Lintorf, Bottrop und Floh-Seligenthal bis zum Jahr 2020 schließen. Der Standort steht zwar noch nicht fest, aber vermutlich wird Sachsen das Rennen machen: „Die favorisierte Lösung ist das sächsische Leppersdorf, wo die Unternehmensgruppe Theo Müller bereits Europas modernste Molkerei betreibt“, informierte die Müller-Gruppe.

Salatmacher Homann in der Krise

Hintergrund sei „eine Krise des Unternehmens, die durch scharfen Wettbewerb auf dem Feinkost-Markt und mangelnde Entwicklungs- und Synergie-Potenziale an den vier genannten Produktionsstätten entstanden ist“, teilte die Müller-Gruppe mit. „Eine Lösung der bestehenden logistischen Schwierigkeiten sowie eine moderne, zukunftsfähige Produktion können nur durch einen Neubau entstehen.“ Theo Müller werde aber allen Mitarbeitern der zu schließenden Werke anbieten, 2020 in die neue Fabrik zu wechseln. Die Produktionsstätten der Homann-Feinkost GmbH in Rogätz und Sassnitz seien von den Veränderungen nicht betroffen.

Verhandlungen hinter verschlossenen Türen

„Wir freuen uns, dass die Firma Homann den Standort Leppersdorf priorisiert und würden eine solche Standortentscheidung sehr begrüßen“, kommentierte Wirtschafts-Staatssekretär Hartmut Mangold diese Ankündigung. „Es ist für uns ein Beleg dafür, dass der Standort Sachsen eine hohe Akzeptanz hat und attraktiv ist.“ Der Freistaat stehe bereits „seit längerer Zeit in intensiven Gesprächen mit der Firma Homann, welche unmittelbar vor dem Abschluss stehen“.

Müller ist seit der Wende in Sachsen präsent

Müllermilch betreibt über ihre Tochterfirma Sachsenmilch in Leppersdorf nordöstlich von Dresden eine Großmolkerei, in der rund 2300 Mitarbeiter die Milch aus weitem Umkreis entgegennehmen und zu H-Milch, Joghurt, Butter und anderen Produkten weiterveredeln.

Seit 1994 hat Theo Müller bereits über 820 Millionen Euro in Leppersdorf investiert. Derzeit bereitet Sachsenmilch eine neue Erweiterung vor, die diesmal aus Platzmangel vor allem in die Höhe gehen soll, also zu einer Fabrikaufstockung führt – wogegen sich bereits einiger Unmut der Nachbarn zusammenbraut.

Land plant neue Autobahn-Auffahrt

Baugrund für eine weitere Fabrik könnte in der zu Wachau gehörenden Gemeinde nordöstlich von Dresden womöglich auch durch eine bauliche Rochade entstehen: Das Landesstraßenbauamt will in diesem Herbst beginnen, die Mündung der Staatsstraße 177 auf die Autobahn 4 zu verlegen. Dieses Projekt soll etwa 2,8 Millionen Euro kosten und 2020 abgeschlossen sein. Dann könnte die alte A4-Abfahrt als Werkszufahrt für die Molkerei dienen.

Für das geplante Salatwerk käme die in diesem Zuge freiwerdende Fläche rund um den alten Autobahnanschluss zwar womöglich zu spät, könnte aber einen neuen Warteplatz für Anliefer- und Abhol-Laster ermöglichen.

Niedrige Steuersätze

Attraktiv wäre Wachau-Leppersdorf als Fabrikstandort für Theo Müller aus mehreren Gründen: Hier hat er schon Lieferketten, Infrastruktur und qualifizierte Mitarbeiter für seine Großmolkerei. Zudem hat die Gemeinde Wachau-Leppersdorf die niedrigsten Gewerbesteuer-Sätze weit und breit.

Poker um Staatszuschüsse absehbar

Entscheidend für Müllers endgültige Standort-Wahl dürfte nun wohl der Poker um Fördergelder werden: Laut aktuellen EU-Vorgaben darf der Freistaat Großunternehmen im Raum Dresden nur noch maximal 15 Prozent der Investitionssumme als Subvention zahlen. Wartet Müller zu lange, kann er nur noch ein Zehntel der Fabrikkosten vom Staat bekommen: Ab 2018 sinken nämlich die erlaubten Zuschussquoten für Großinvestoren laut EU-Wettbewerbsrecht um fünf Prozentpunkte.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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