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Zeitarbeits-Branche rechnet mit 3 % Wachstum

Zeitarbeit hat in den vergangenen Jahren einen deutlichen Aufschwung erlebt. Durch neue gesetzliche Vorgaben und den Fachkräftemangel verringert sich das Wachstums-Tempo der Branche nun allerdings spürbar. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Zeitarbeit hat in den vergangenen Jahren einen deutlichen Aufschwung erlebt. Durch neue gesetzliche Vorgaben und den Fachkräftemangel verringert sich das Wachstums-Tempo der Branche nun allerdings spürbar. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Regulierung und Fachkräfte-Mangel bremsen, Branche bleibt dennoch vorsichtig optimistisch

Köln, 3. April 2017. Die Zeitarbeitsbranche rechnet im Jahr 2017 mit drei Prozent Wachstum, für 2018 nur noch mit einem Prozent Zuwachs. Vor allem von den neuen Regulierungen für Zeitarbeit, die gerade in Kraft getreten sind, erwarten die Unternehmen dämpfende Effekte. Das geht aus einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft „PwC“ hervor.

Zuletzt starkes Wachstum der Leiharbeit

Zum Vergleich: Noch im Jahr 2016 konnte die Zeitarbeitsbranche mit rund sechs Prozent kräftig zulegen. „Die Anzahl der Zeitarbeitnehmer erreicht mit knapp einer Million ein Allzeithoch“, berichtet PwC-Zeitarbeitsexperte Ralph Niederdrenk. „Gründe für diesen positiven Trend sind zum einen die gute konjunkturelle Entwicklung. Zum anderen sind Unternehmen stark daran interessiert, ihre Personalkosten weiter zu flexibilisieren. Und nicht zuletzt hat die Akzeptanz von Zeitarbeit in der Gesellschaft zugenommen.“

Arbeitsagentur geht von 5,2 % mehr Zeitarbeitern aus

Von etwas anderen absoluten Zahlen, aber ähnlichen Trends geht die Bundsarbeitsagentur aus. Demnach waren bei der jüngsten Erhebung im Januar 2017 rund 824.600 Zeitarbeiter in Deutschland tätig. Das waren rund 5,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, allerdings auch etwas weniger als noch im Sommer und Herbst 2016.

Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der Zeitarbeiter in Deutschland fast verdreifacht. Deutlich erkennbar ist in der Zeitreihe aber auch der Nachfrageknick während der Weltwirtschaftskrise 2009/2010 und der anschließende neue Boom. Abb.: iGZ, auf Basis von Statistiken der Bundesarbeitsagentur

Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der Zeitarbeiter in Deutschland fast verdreifacht. Deutlich erkennbar sind der Nachfrageknick während der Weltwirtschaftskrise 2009/2010 und der anschließende neue Boom der Leiharbeit. Abb.: iGZ, auf Basis von Statistiken der Bundesarbeitsagentur

Fachkräfte-Mangel macht sich bemerkbar

Andererseits macht sich der Fachkräfte-Mangel in der Leiharbeit früher und stärker bremsend bemerkbar als in anderen Branchen. Der Grund liegt auf der Hand: Wenn Unternehmen mit Festanstellungen winken, heuern weniger Facharbeiter in Zeitarbeits-Firmen an.

Vor allem der Koalitionspartner SPD und speziell Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hatten sich für schärfere regeln in der Zeitarbeit ausgesprochen. Foto:  BMAS / Plambeck

Vor allem der Koalitionspartner SPD und speziell Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hatten sich für schärfere regeln in der Zeitarbeit ausgesprochen. Foto: BMAS / Plambeck

Gesetzesnovelle fordert gleichen Lohn

Zudem hat der Gesetzgeber die Überlassungsdauer von Zeitarbeitern seit dem 1. April 2017 auf 18 Monate begrenzt. Auch müssen Firmen, die Leiharbeiter längere Zeit anheuern, diesen Beschäftigten nun nach spätestens neun Monaten den gleichen Lohn („Equal Pay“) zahlen wie den eigenen Festangestellten.

Lobby-Verband: Jeder 3. Zeitarbeiter von Gesetzesnovelle betroffen

Der „Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen“ (iGZ) hatte diese Novelle des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) im Vorfeld kritisiert: Hier werde eine Branche überreguliert, die in den jüngsten Jahren ein Jobmotor war. Laut iGZ-Angaben dauern 40 Prozent der Zeitarbeitseinsätze länger als neun Monate und rund 20 Prozent länger als 18 Monate. „Die Auswirkungen der Zeitarbeitsreform werden für jeden dritten Zeitarbeitnehmer spürbar sein“, schätzte der iGZ-Hauptgeschäftsführer Werner Stolz bereits im Herbst 2016.

Viele sehen Zukunft in Spezialisierung und Projektgeschäften

Eine Mehrheit von 73 Prozent der befragten Entscheider rechnen daher nun damit, dass einige Leiharbeits-Firmen wegen der neuen Regulierungen pleite gehen werden. Viele Manager sehen daher in der Spezialisierung eine Zukunftsperspektive der Zeitarbeit: Spezialanbieter und Zeitarbeitsunternehmen, die sich durch ein Angebot hochqualifizierter Arbeitskräfte differenzieren, sind am besten positioniert, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Das sagen jeweils knapp drei Viertel der Befragten (73 Prozent). Gut die Hälfte (55 Prozent) hält das verstärkte Angebot zur Vermittlung von Projektmitarbeitern für ein ideales Geschäftsmodell.

Branche soll mehr in Mitarbeiter-Bindung investieren

„Die Regulierung und der Fachkräftemangel stellen die Zeitarbeitsbranche auf die Probe“, schätzte Niederdrenk ein. „Unternehmen sind in diesem Umfeld gut beraten, sich zu spezialisieren und in Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung zu investieren.“

hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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