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VW startet Serienproduktion des e-Golfs in Dresden

Meister Rainer Jopp bei der Endkontrolle für den 1. e-Golf in der Gläsernen VW-Manufaktur Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Meister Rainer Jopp bei der Endkontrolle für den 1. e-Golf in der Gläsernen VW-Manufaktur Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Volkswagen eröffnet Gratis-Elektrotankstelle neben Gläserner Manufaktur

Dresden, 3. April 2017. Auf dem Weg zur Vorzeigestadt für Elektro- und Roboter-Autos ist Dresden seit heute ein ganzes Stück weiter gekommen: Volkswagen hat nun auch mit der Serienproduktion des neuen e-Golfs in der Gläsernen Manufaktur am Straßburger Platz begonnen. Gleichzeitig eröffnete der Konzern gestern neben der Manufaktur die leistungsstärkste Elektrotankstelle der Stadt, an der jeder E-Auto-Besitzer für vorerst ein Jahr kostenlos Strom zapfen kann. „Für Volkswagen beginnt jetzt in Dresden das Zeitalter der Mobilität“, betonte der neue Manufaktur-Chef Lars Dittert.

Norweger kauft 1. e-Golf aus Dresden

Den ersten elektrischen Golf, der dort gestern von der Schuppe (eine Art flexibles Fließband) rollte, kauft ein Fahrer aus Norwegen. Und das skandinavische Land wird vorerst auch der Hauptabsatzmarkt für die e-Golfs aus Dresden sein, gefolgt von den Zielmärkten Deutschland, Frankreich und Österreich, wie Standortsprecher Carsten Krebs einschätzte. Hintergrund: In all diesen Ländern subventioniert der Staat den Kauf von Elektroautos auf die eine oder andere Weise. In der Bundesrepublik beispielsweise bezuschussen Staat und Autoindustrie solche Käufe mit 4000 Euro pro Fahrzeug, um die Energiewende voranzubringen.

Video vom Serienstart (hw):

Bisher erst 34.000 E-Autos auf deutschen Straßen

Dennoch sind Elektroauto bisher auf deutschen Straßen nur in homöopathischen Dosen anzutreffen: Laut Kraftfahrzeug-Bundesamt sind erst rund 34.000 solcher reinen Elektro-Fahrzeuge derzeit in der Bundesrepublik zugelassen, dazu kommen noch reichlich 165.000 Hybrid-Pkws. Zum Vergleich: In Dresden sind 189 reine Elektrofahrzeuge und 1329 Fahrzeuge mit kombiniertem Elektroantrieb (also Hybride) unterwegs. Fast die Hälfte des E-Fuhrparks entfällt dabei auf die Kommune, die mit gutem Beispiel voranzugehen versucht: mehr als 80 Elektrofahrzeuge gehören der Stadt und den ihren Tochter-Unternehmen. Weitere 20 bis 25 Elektroautos wollen Wirtschaftsförderungs-Chef Robert Franke und seine Kollegen im Rathaus demnächst noch anschaffen – nicht nur, aber auch e-Golfs aus der VW-Manufaktur.

250 Arbeiter montieren 35 e-Golfs pro Tag

Angesichts solch noch eher geringen Verkaufszahlen hält sich VW mit Absatzprognosen noch zurück. Soviel steht aber fest: Ab Mai werden in der Dresdner Manufaktur zunächst 250 bis 300 Mitarbeiter – größtenteils aus der alten „Phaeton“-Belegschaft – im Ein-Schicht-Betrieb bis zu 35 Elektrofahrzeuge täglich montieren. „Wir freuen uns sehr, dass in der Gläsernen Manufaktur gefertigt wird – noch dazu ein Elektrofahrzeug, dass die Mobilität der Zukunft beschreibt“, betonte der hiesige Betriebsratsvorsitzende Thomas Aehlig. Er erwarte allerdings vom Konzern, dass dieser weitere Mitarbeiter, die nach dem Produktionsstopp für den Phaeton an andere Standorte versetzt wurden, bald auch nach Dresden zurückkehren können.

Finanzchef Kai Sidlatzek von VW Sachsen. Foto: Heiko Weckbrodt

Finanzchef Kai Sidlatzek von VW Sachsen. Foto: Heiko Weckbrodt

Elektromobilität und Autonomes Fahren untrennbar verbunden

Immerhin ist inzwischen bei VW das ernsthafte Bemühen erkennbar, mehr als nur ein paar Alibi-Elektroautos zur Energiewende beizutragen. Nach der neuen e-Golf-Generation, die erst mal „nur“ mehr Reichweite und Motorkraft mitbringt, sollen in den nächsten Jahren weitere Modelle wie der „I.D.“ folgen. Ganz konkret in Sachsen wollen VW und Stadt das Thema Elektromobilität sinnvollerweise auch im größeren Zusammenhang angehen: Zum Elektroauto gehören beispielsweise neue Geschäftsmodelle und Carsharing-Ideen, ein dichtes Netz aus Elektro-Tankstellen, aber auch innovative Konzepte für die computergesteuerten Autos von Morgen, die autonom fahren.

Am 3. April 2017 hat Volkswagen in der Gläsernen Manufaktur Dresden die Serienproduktion des neuen e-Golfs gestartet. Foto: Heiko Weckbrodt

Am 3. April 2017 hat Volkswagen in der Gläsernen Manufaktur Dresden die Serienproduktion des neuen e-Golfs gestartet. Foto: Heiko Weckbrodt

„Rechnen mit hohen Einschaltquoten“

Ein Baustein in diesem Gesamtpaket ist die neue E-Tankstelle neben der Manufaktur, die Buchsen für alle gängigen Elektroautos anbietet und an der jeder Elektroauto-Besitzer vorerst gratis seine Autobatterie nachladen kann. Je nach Modell und Außentemperatur dauert 30 bis 45 Minuten an der Schnellladesäule oder acht Stunden an der Standardsäule.

Volkswagen hat neben der Gläsernen Manufaktur Dresden eine Gratis-Strom-Tankstelle eröffnet. Foto: Heiko Weckbrodt

Bis zu vier Elektroautos können gleichzeitig an der Gratis-Elektrotankstelle neben der VW-Manufaktur Dresden am Straßburger Platz tanken. Foto. Heiko Weckbrodt

Die Ladesäulen werden von Solarzellen gespeist und kommen auf bis zu 50 Kilowatt im Wechselstrombetrieb. Zum Vergleich: Die Drewag-Tankstellen für Elektroautos schaffen meist nur 11 Kilowatt. „Damit haben wir hier die attraktivste und leistungsstärkste Elektrotankstelle der Stadt eingerichtet“, betonte Standort-Sprecher Carsten Krebs. „Wir rechnen hier mit sehr hohen Einschaltquoten.“

Robert Franke leitet das Amt für Wirtschaftsförderung Dresden. Foto: DMG, Frank Grätz

Robert Franke leitet das Amt für Wirtschaftsförderung Dresden. Foto: DMG, Frank Grätz

Bis 2025 rund 200 Ladesäulen in Dresden geplant

Und da wollen auch die städtischen Wirtschaftsförderer nicht nachstehen: Etwa 200 Elektro-Ladesäulen sollen ab 2025 in Dresden ein flächendeckendes Tank-Netz für Elektroautos spannen, kündigte Wirtschafts-Amtsleiter Robert Franke an.Derzeit geht sein Amt von 28 Ladesäulen mit 85 Ladepunkten im Stadtgebiet aus. „Außerdem prüfen wir, ob wir für Elektroautos kostenloses Parken in der Stadt einführen.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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