Dresdner Chemie-Unternehmen will nun mit automatischen Seilölern und anderen Innovationen zurück auf Kurs
Dresden, 3. März 2017. Der Ölpreisverfall hat dem erfolgsverwöhnten Chemie-Unternehmen „Elaskon“ eine Wachstumsdelle verpasst: 2016 setzte der Traditionsbetrieb aus Dresden-Reick nur noch auf 28 Millionen Euro um, eine knappe Million weniger als im Vorjahr. Schuld daran sei letztlich der lange Verfall des Ölpreises gewesen, erklärte Elaskon-Exportvertriebschef Michael Kronschnabl. „In allen anderen Segmenten sind wir gewachsen, doch die Offshore-Krise hat uns zurückgeworfen.“ Für dieses Jahr rechne das Unternehmen indes wieder mit wachsenden Umsätzen – dank neuer Produkte.
Der ganze Hafen voller rückbeorderter Öl-Plattformen
Wie sehr Erdöl die gesamte Weltwirtschaft beeinflusst, zeigt sich eben nicht nur, wenn dieser Rohstoff und Energieträger knapp wird, sondern auch in Zeiten fallender Preise. Denn durch das Überangebot auf den Weltmärkten, das durch das Gas-Fracking der USA ausgelöst wurde, haben viele Betreiber ihre Ölplattformen zurück in die Häfen beordert: Die besonders aufwendige Förderung vor der Küste („Offshore“) lohnte nicht mehr. „Letztens war ich in Singapur“, erzählt der Elaskon-Exportexperte. „Da war der ganze Hafen voll Offshore-Plattformen. Viele Menschen haben ihre Jobs verloren.“ Zudem brauchen angelandete Offshore-Plattformen keine Abholschiffe, viele Kräne stehen still, das sorgt für weniger Bedarf für Stahlseile – und eben unter anderem auf der anderen Seite des Erdballs für weniger Schmierstoff-Aufträge bei Elaskon.
Seilbahnen wandeln sich zu urbanem Massen-Transportmittel
Zwar hat das Öl-Kartell OPEC inzwischen die Förderung auf dem Lande gedrosselt. Bis die Offshore-Plattformen wieder pumpen und die Kette wieder in Gang bringen, kann es noch lange dauern. Deshalb setzt Elaskon erst mal auf andere Zugpferde: auf Seilbahnen zum Beispiel. „Die Rolle von Seilbahnen wandelt sich gerade vielerorts“, schätzt Michael Kronschnabl ein. „Vom Vehikel, um zum Beispiel die Ski-Ausrüstung auf den Berg zu bekommen, zu einem urbanen und ökologisch nachhaltigem Transportmittel – vor allem in den Großstädten in Asien und Südamerika.“ Auch neue Dresdner Projekte können die Orderbücher für Elaskon füllen: „Denken Sie nur an die Diskussionen um eine neue Schwebebahn hinauf zum Fernsehturm.“
Damit solche Bahnen nicht jedesmal eine Wartungspause einlegen müssen, um ihre Stahlseile gegen Rost, Riss und Zerfaserung zu schützen, haben sich die Elaskon-Ingenieure gemeinsam mit einer Anlagenfirma eine Innovation einfallen lassen: Ein automatischer Öler soll künftig an der Spitze der Gondeln mitfahren und die Seile im laufenden Betrieb nachölen – fein dosiert, ohne Pause und natürlich mit einem neuen Elaskon-Mittelchen.
Schneller, tiefer, höher – und das braucht Schmierstoff
Die nächsten „lebensverlängernden“ Innovationen für Aufzüge, Bergbahnen und andere Maschinen in aller Welt bereiten die Dresdner Tüftler bereits vor. Alle Details will Kronschnabl noch nicht verraten. Die dahintersteckenden Wünsche der Endkunden umreißt er aber doch: „Die Hochhäuser werden immer höher, die Bergbau-Schächte immer tiefer, die Lifte immer schneller. Das strapaziert die Stahlseile natürlich viel stärker als bisher. Da werden die viel guten Schmierstoff brauchen.“
Autor: Heiko Weckbrodt
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