Legende unter den Krad-Herstellern
Zschopau/Dresden, 14. Februar 2017. In der historischen Bilanz von 40 Jahren DDR ist die Anzahl der echten Erfolgsgeschichten nicht sehr üppig. Aber eine gehört ohne jeden Zweifel zu dieser bescheidenen Phalanx: die Motorradmarke MZ. Den Zschopauern gelang es in 60 Jahren Firmengeschichte, sich einen legendären Ruf auf den Straßen sowie den Renn- und Enduropisten durch ihre hervorragenden Konstruktionen zu erarbeiten. Zeitweise galt MZ als eioner der größten Motorradbauer der Welt.
Das Verkehrsmuseum Dresden nimmt dies zum Anlass, bis zum 6.August eine Sonderausstellung „Trophys & Trophäen. MZ-Motorräder aus Sachsen 1952- 2005“ zu zeiggen und die Kette der Erfolge Revue passieren zu lassen.
Exportschlager für die DDR
Die MZ waren DIE Motorräder der DDR, Exportschlager und robuste Alltagsbegleiter. Unter der Marke MZ feierten die gefragten, aus der DKW-Tradition in die Nachkriegswelt herübergekommenen Zweitakter einst große Erfolge und eroberten die Straßen der Welt. Zwischen 1957 und 1973 war MZ die führende deutsche Marke im Motorradrennsport der Hubraumklassen 125 ccm, 250 ccm und 350 ccm. Allein in den 1960er Jahren gewann das Enduro-Team der DDR auf MZ sechsmal die legendären Six Days, die bis heute schwerste Motorradsportprüfung der Welt.
Nur anfangs belächelt
Harald Sturm, vierfacher Europameister, erinnert sich: „Anfangs wurden wir belächelt, wenn wir mit unseren bescheidenen Barkas-B 1000- Kleintransportern im Fahrerlager anrückten. Wir waren DIE von Drüben. Im Folgejahr sprachen die Fahrer von Honda und Yamaha respektvoll von ihren härtesten Konkurrenten, die jetzt einträfen. Jetzt wird’s ernst, hörten wir dann deren Kommentare.“
Gastarbeiter brachten die MZ nach Kuba
In der DDR gehörte das Warten auf die ersehnte MZ zum Motorradfahrer-Alltag. Wer sie besaß, hegte und pflegte sie. Im Westen waren sie im Neckermann-Katalog gelistet. Heute laufen in Deutschland noch etwa 80 000 MZ. Die meisten MZ aber sind auf Kubas Straßen unterwegs. Sie kamen einst mit den Gastarbeitern auf die Insel.
Legenden und zerplatzte Revival-Träume
Legendär war bereits die RT 125 und deren Vorgänger, die RT 100. Letztere wurde von 1934 bis 1940 über 72 000 –mal hergestellt. Sie kostete 345 RM. Die RT 15 war das nach dem Zweiten Weltkrieg meistkopierte Motorrad der Welt. Als richtig „heißer Ofen“ erwies sich die BK 350. Sie war die erste Nachkriegskonstruktion. Mit ihren 17 PS brachte sie es auf 115 km/h. Sie wurde von 1952-59 gebaut. Beliebt, weil familientauglich, war auch die MZ 250/2 mit Seitenwagen. Der Kauf einer solchen Maschine ersetzte oft den nur schwer realisierbaren Erwerb eines PKW. Das größte und leistungsstärkste Modell von MZ, die MZ 1000 ST, kam 2004 auf den Markt. Ursprünglich war sie für den Einsatz als Polizeikrad gedacht. Dazu kam es aber nicht. Bis 2013 montierte eine stark verkleinerte Restmannschaft in den MZ-Werken noch Elektromotorroller – danach galt die Investorensuche für die mittlerweile insolvente Firma als wohl endgültig gescheitert.
Die MZ-Erfolgsserie
Mit der BK und der RT 125 konnten die Zschopauer an die Erfolge von DKW vor dem Kriege anknüpfen. 1954 entstand die erste Taktstraße zur Bearbeitung von Motorradgehäusen. 1956 lief die MZ ES mit 175, 250 ccm vom Band. Völlig neue Formen präsentierte 1962 die neue ES 125 und 150. Tank und quadratische Scheinwerfer waren als Einheit gebaut. 1970 wurde die einmillionste MZ seit 1950 hergestellt. Der Exportanteil betrug 30 Prozent. Die ETZ wurde mit Scheibenbremsen und 12-Volt-Elektrik wurde das erfolgreichste Modell.
Insgesamt verließen von 1952 bis 1990 2.545.112 Motorräder das Werk in Zschopau.
Autor: Peter Weckbrodt
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