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3D-Avatare huschen durch die Festung Dresden

Nach dem Durchschreiten des Ziegeltores, des ältesten erjhaltnen Stadttor Dresdens, wird der Besucher de Festung Dresden künftig in eine völlig neue museale Erlebniswelt eintreten. Foto: Peter Weckbrodt

Nach dem Durchschreiten des Ziegeltores, des ältesten erjhaltnen Stadttor Dresdens, wird der Besucher de Festung Dresden künftig in eine völlig neue museale Erlebniswelt eintreten. Foto: Peter Weckbrodt

Neue Angebote sollen mehr Besucher locken

Dresden, 11. Februar 2017. Rund zehn Millionen Gäste aus aller Welt besuchen jedes Jahr Dresden und lassen sich von der Frauenkirche, dem Grünem Gewölbe und dem Blick von der Brühlschen Terrasse faszinieren. Nur gut 50 000 von ihnen finden den Weg zum derzeit völlig unauffälligen Eingang am Georg-Treu-Platz zur Festung Dresden. Das soll sich ändern und wird sich auch ändern, wünscht sich Christian Striefler, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH (SBG).

Auch Flutschutz auf der Agenda

„Die Festung ist Dresdens ältester erhaltener Teil. Sie befindet sich an einem zentralen Ort“, betonte Striefler. „Unser Ziel ist es, die Festung in der Gestalt eines multimedialen Museumserlebnisses völlig neu aufzustellen.“ Außerdem werde der Freistaat als Eigentümer weitere Hochwasserschäden beseitigen und am Flutschutz arbeiten. Das wird 2,2 Millionen Euro kosten, darunter 1,2 Millionen Euro für die Technik in der Festung, ließ Ludwig Coulin, Leiter der Niederlassung Dresden I des Sächsischen Immobilien- und Baumanagement (SIB), wissen.

Schwebendes Bohrgerät an der Brühlschen Terrasse in Dresden. Foto: Peter Weckbrodt

Schwebendes Bohrgerät an der Brühlschen Terrasse in Dresden. Foto: Peter Weckbrodt

Tonnenschweres Gerät bohrt Festung an

Zu den geplanten Maßnahmen gehört die Verlegung der Toiletten nach oben in eine hochwasserfreie Lage. In das hierfür zu errichtende zweigeschossige Bauwerk wird außerdem der gesamte Technikbereich untergebracht. Für dieses Vorhaben haben die Arbeiten nun begonnen.Dabei kam ein 400-Tonnen-Mobilkran zum Einsatz. Er hievte ein 28 Tonnen schweres Bohrgerät auf die Festung.

Zu den Baumaßnahmen gehört auch die Herstellung eines barrierefreien Zuganges. Der bisher unauffällige Zugang zur Festung werde ebenfalls verändert, bestätigte Striefler, Wie dieser künftig aussehen könnte, sei aber noch offen.

Lageplan der Festung Dresden. Foto: Peter Weckbrodt

Lageplan der Festung Dresden. Foto: Peter Weckbrodt

Neue Ausstellung soll alle Sinne ansprechen

SIB-Kurator Dirk Welich erläuterte, wie unter dem Titel „Feste. Dramen. Katastrophen. So nah wie nie“ die multimediale und multisensuale Ausstellung der Festungsanlagen nicht nur dargestellt wird, sondern auch erlebbar wird. Dem Besucher solle das Gefühl gegeben werden, mittendrin zu sein. „Mit Ausstellungselementen, die alle Sinne ansprechen, Geschichten, die wir gut inszeniert erzählen und atmosphärischen Rauminstallationen ziehen wir den Besucher aus seiner Alltagswelt in die Geschichte hinein. Er wird Teil der Geschichte“, unterstrich Welich das grundlegende Museumskonzept. Was wäre, wenn die Räume, die Mauern sprechen könnten – das solle dem Besucher vermittelt werden. Dazu bediene sich das Konzept aller fünf menschlichen Sinne: Das Licht sei das atmosphärische Mittel, der Ton diene der Geräusch- und Klangkomposition. Das Riechen bleibt nicht außen vor. Es unterstütze die Geräusche emotional.

3D-Projektionen geplant

Zum Einsatz kommt ein völlig neues Audiosystem. Sein Raumklang erreiche mit hoher Präzision den einzelnen Besucher auf 10 cm genau. Die virtuelle Wirkung als dreidimensionale Projektion werde das Gefühl vermitteln, die erzählende, die handelnde Person stünde im Raum.

Festung macht für zwei Jahre dicht

Zwei Jahre bleibt die Festung geschlossen. Mit einem neuen Eintrittspreis von 10 Euro wird das neue Museum Festung Dresden dann seine ebenfalls neu gestaltete Pforte für die Dresdner und ihre Gäste öffnen.

Mit diesem Bohrer werden die 12 Meter tiefen Löcher in die Brühlsche Terrasse gesetzt. Die 16 Doppel-T- Träger kommen anschließend in die Bohrlöcher. Foto. Peter Weckbrodt

Mit diesem Bohrer werden die 12 Meter tiefen Löcher in die Brühlsche Terrasse gesetzt. Die 16 Doppel-T- Träger kommen anschließend in die Bohrlöcher. Foto: Peter Weckbrodt

Schwere Technik aufgefahren

Auftakt für die umfangreichen Bauarbeiten: Am Freitag hob ein 400-Tonnen-Mobilkran ein 20 Tonnen schweres Bohrgerätes vom Georg-Treu-Platz auf das Plateau der Brühlschen Terrasse. Mit dem Bohrer sollen insgesamt 16 Bohrungen mit einem Durchmesser von 60 cm 12 Meter tief eingebracht werden. Täglich will die dafür verantwortliche Fuhrmann Bau GmbH aus Radeburg zwei Bohrungen durchführen und bis zum 22. Februar die Arbeiten abschließen. In die Bohrlöcher werden anschließend 30-cm-Doppel T- Stahlträger gesetzt. Sie bilden die Grundkonstruktion für die nachfolgende Betonierung der Seitenwände des Technikkubus, in dem die Toilettenanlage und die gesamte Technik des Festungsmuseums untergebracht werden.

Erste Bastionen im 16. Jahrhundert angelegt

Die Anfänge der Festung Dresden reichen bis ins Jahr 1546 zurück. Damals erhielt Dresden als eine der ersten deutschen Städte eine Festung im Bastionärsystem. Das Wort Bastion ist vom italienischen bastione abgeleitet, der Stab, Posten oder Pfeiler bedeutet. Eine Bastion besaß den Grundriss eines Pentagons. Dies ermöglichte große Schusswinkel für die Verteidiger. Um 1550 wurde das bis heute erhaltene Ziegeltor errichtet. In der Nähe befand sich früher schiffbarer, später zugemauerter Durchlass von der Elbe zum damaligen Dresdner Zeughaus.

Mal Luftschutzbunker, mal Riesen-Kühlschrank

Bei den Luftangriffen im Jahre 1945 wurden Teile der Festung als Luftschutzbunker, bis in die Mitte der 1960er Jahre als Kühlraum genutzt. Im Jahre 1991 gründete sich der „Dresdner Verein Brühlsche Terrasse“, dessen Mitglieder große Teile der Festung freilegten und das „Museum Festung Dresden“ einrichteten. Nur wenigen der auf der Brühlschen Terrasse heute flanierenden Besucher ist wohl bewusst, dass sie über eine bestens erhaltenen Festungsanlage bummeln. Den in der Festung durch die Gewölbe Laufenden ist wiederum klar, dass sie sich nicht tief im Erdinneren, sondern lediglich auf Straßenhöhe bewegen.

Autor: Peter Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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