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Goldene Becher beschworen Eintracht der Fürstensöhne

Gleich vier dieser kostbaren Golldbecher und zwei ihrer Lederetuis kann der Besucher im Grünen Gewölbe der SKD bewundern. Foto: Peter Weckbrodt

Gleich vier dieser kostbaren Golldbecher und zwei ihrer Lederetuis kann der Besucher im Grünen Gewölbe der SKD bewundern. Foto: Peter Weckbrodt

Mit wertvollen Weihnachtsgeschenken wollte Kurfürst Johann Georg I. den Frieden im Hause Wettin festigen

Dresden, 18. Januar 2016. Selbst für das reiche Kurfürstentum Sachsen dürfte es einzigartig gewesen sein, was dessen Kurfürst Johann Georg I. im Jahre 1635 als Weihnachts- oder als  Neujahrsgeschenk seinen vier Söhnen Johann Georg, August, Christian und Moritz überreichte. Es war eine Viergruppe von „Hausbechern“, von denen jeder einzelne fast 1,4 Kilogramm Feingold auf die Waage bringt.

Materieller Wert mindestens 180.000 Euro

Die Bedeutung dieser goldenen Becher liegt nicht allein im beeindruckenden materiellen Wert. Den aktuellen Marktpreis für Feingold zugrunde gelegt, stellen die 14 Zentimeter hohen Becher immerhin einen Wert von rund 180.000 Euro dar.

Ideeller Wert kaum messbar

Nicht messbar ist der Wert der Becher als Zeugnisse der Geschichte Kursachsens im 17. Jahrhundert. In seinem Testament hatte Kurfürst Johann Georg I. seinen gleichnamigen ältesten Sohn, den späteren Kurfürsten Johann Georg II. zum Nachfolger ernannt. Dessen Brüder sollten nach dem Ableben des Vaters, abweichend von der bisherigen Erbschaftsregelung, jeder ein vom Kurfürstentum abhängiges Herzogtum zu deren Verwaltung und Nutzung erhalten. Dem Kurfürsten muss wohl daraus resultierendes Unheil für das Haus Wettin befürchtet haben. Mit den bewusst völlig einheitlich ausgeführten Bechern, lediglich die die schwarz emaillierten Buchstaben lassen sie zur persönlichen Gabe werden, sollte Eintracht bekundet und die vier Söhne darauf eingeschworen werden. Der symbolische Wert der Vierergruppe ist somit überragend.

Die Leder-Etuis sollten die wertvollen Goldbecher schützen. Foto: Peter Weckbrodt

Die Leder-Etuis sollten die wertvollen Goldbecher schützen. Foto: Kaarpinski, Repro: Peter Weckbrodt

Fürst zahlte dem Goldschmied Schwedler 3380 Taler und 8 Groschen

Die Becher entstanden als Auftragswerke des Kurfürsten bei Abraham Schwedler im Jahre 1635. Die „Knöpflichter“ genannte Montierung der Becher auf Kugeln entsprach dem Zeitgeschmack. Gleichfalls dem Modegeschmack entsprach der Schmuck allein aus eingelassenen Abschlägen von Münzen und Medaillen. Es waren Gepräge, die anlässlich der beiden Hundertjahrfeiern des Anschlages der Thesen im Jahre 1617 und der Überreichung der Augsburger Konfession 1630 hergestellt worden waren. Zum Schutz der Münzen und deren Goldabschläge schufen der Drechsler Wolf Heller und der Buchbinder Gottfried Leschke mit Samt gefütterte Etuis, deren Lederbezug reich mit geprägten Goldelementen verziert wurde. Laut der Rechnung vom 24. Dezember 1635 bezahlte der Kurfürst dem aus Prag zugereisten Dresdner Goldschmied Abraham Schwedler 3380 Taler und 8 Groschen für die Becher.

Nebenlinien erloschen bis 1746 alle

Herzog August begründete die Nebenlinie Sachsen-Weißenfels, Christian Sachsen-Merseburg und Moritz Sachsen-Zeitz. Sämtliche Nebenlinien erloschen im 17. Jahrhundert, zuletzt mit dem Tode Johann Adolfs II. im Jahre 1746.

Becher kehrten nach Dresden zurück, Russen nahmen sie mit und brachten sie wieder

Dadurch kehrten die Becher schließlich nach Dresden zurück. Bis 1924 standen sie im Silberzimmer des Grünen Gewölbes. Mit der Fürstenabfindung gelangten sie 1924 an den Familienverein Haus Wettin, konnten jedoch bereits 1927 von den Wettinern, im Tausch gegen andere Kunstgegenstände, zurückerworben werden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges teilten die Becher das Schicksal aller Dresdner Kunstschätze, die wurden von der Sowjetarmee gerettet, wie es DDR-Lesart war, wurden in die Sowjetunion abtransportiert und kamen mit den Gemälden Ende der !950er Jahren in nach Dresden zurück.

Heute kann der Besucher diese Vierergruppe, die eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat, in den Räumen des Grünen Gewölbes der Staatlichen Kunstsammlungen bewundern.

Autor: Peter Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
Kategorie: Geschichte, zAufi

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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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