Kommentar: USA schützen zurecht ihre Chipindustrie
Dresden/Washington, 17. Januar 2016. Die scheidende Regierung von Barack Obama (Demokraten) bereitet in letzter Minute noch einen Bericht mit Empfehlungen zum Erhalt der US-Chipindustrie vor, die insbesondere den Ausverkauf der amerikanischen Chipindustrie an chinesische Unternehmen mit Staatsbeteiligung verhindern soll. Diese Vorschläge dürften sicher auf große Zustimmung bei der neuen Regierung unter Donald Trump (Repubikaner) stoßen.
Mikroelektronik ist für Wettbewerbsfähigkeit entscheidend
Während Obama vor allem die Bedeutung der Chipindustrie für die nationale Sicherheit betont, kommt bei Trump seiner bisherigen Rhetorik folgend noch das Argument des Erhalts von Arbeitsplätzen in den USA hinzu. Beide haben in diesem Falle Recht. Die Mikroelektronik-Industrie ist für die Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit eines Landes entscheidend und bietet auch in Zukunft anspruchsvolle Jobs. Davon sind offenkundig auch die Chinesen überzeugt, die eine langfristiger Strategie entwickelt haben und gewissenhaft umsetzen, um die technologische Führung bis 2025 zu übernehmen, wie das „Mercator Institute for China Studies“ detailliert analysiert hat.
EU, Bund und Land versuchen abzuwiegeln
Die einzige Weltregion, die das mit großer Gelassenheit sieht, ist Europa. Eine wettbewerbsfähige Mikroelektroniktechnologie für die Höchstintegration gibt es in Europa nicht mehr – dank der eifrigen Bemühungen der nationalen und europäischen Behörden, neoliberalen Ordnungsprinzipien eine höhere Priorität einzuräumen als nationalen Interessen. Die EU sowie die deutschen und sächsischen Wirtschaftspolitiker begnügen sich damit, mit Schlagworten wie „More than Moore“ die Öffentlichkeit zu beruhigen. Dabei wissen sie sehr wohl, dass damit der Wettlauf um die Führung auf dem High-Tech-Gebiet weltweit nicht gewonnen werden kann. Traurige Aussichten für die Mikroelektronik in Europa auch 2017.
Autor: Bernd Junghans
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