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Dresden soll deutscher Hub für Internet der Dinge werden

In der hochautomatisierten, vernetzten Fabrik der Zukunft (Industrie 4.0) handeln Maschinen, Roboter und Werkstücke die Fertigungsabläufe selbstständnig untereinander aus. Abb.: Silicon Germany AG

In der hochautomatisierten, vernetzten Fabrik der Zukunft (Industrie 4.0) handeln Maschinen, Roboter und Werkstücke die Fertigungsabläufe selbstständnig untereinander aus. Abb.: Silicon Germany AG

Sachsen wollen Schwerpunkt auf „Industrie 4.0“, „Smart Systems“ und 5G-Mobilfunk legen

Dresden/Berlin, 10. Januar 2017. In Dresden soll ein Innovations-Knotenpunkt (neudeutsch: „Hub“) für das Internet der Dinge (Internet of Things = IoT), die Industrie 4.0 und deren intelligente Systeme („Smart Systems“) entstehen. Über entsprechende Pläne haben heute die Landesregierung und die TU Dresden informiert. Die sächsische Landeshauptstadt soll demnach zu einem der bundesweit geplanten zwölf Hubs werden, die die Digitalisierung von ganz Deutschland vorantreiben sollen. Arbeitstitel: „Smart Systems Hub – Enabling IoT“.

Was ist ein Hub?

Unter einem Hub (englisch für Radnabe bzw. Mittelpunkt) verstehen die deutschen Protagonisten hier speziell einen Standort, ein „Ökosystem“, an dem starke Forschungsaktivitäten und Wirtschaft sowie Investoren rund um einen ausgewählten Technologie-Themenkreis konzentriert sind, so dass in diesem Gefolge auch zahlreiche innovative Firmen (neudeutsch: „Start-Ups“) entstehen.

Bundesforschungs-Ministerin Johanna Wanka und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich probieren die Datenbrille aus Zwickau aus und freuen sich über die ruckelfreie Darstellung. Foto: Peter Schmalfeldt, WHZ

Bundesforschungs-Ministerin Johanna Wanka und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Foto: Peter Schmalfeldt, WHZ

Rund 100 Millionen Euro Startinvestitionen

Die Landesregierung geht von Startinvestitionen von 80 bis 100 Millionen Euro für den neuen Hub Dresden aus und rechnet damit, dass schon in der Startphase einige Hundert Stellen rund um das geplante Innovationszentrum entstehen werden. Für den Freistaat sei das Hub-Konzept „eine große Chance, um den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort insgesamt weiter zu stärken“, betonte Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). „Wir wollen bei diesem wichtigen Thema, das enormes Potenzial für attraktive Arbeitsplätze und sächsische Wertschöpfung hat, ganz vorn dabei sein.“

Martin Dulig. Foto: Götz Schleser, SMWA

Martin Dulig. Foto: Götz Schleser, SMWA

Freistaat soll attraktiver für Investoren werden

Ähnlich äußerte sich der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD): „Unsere besonderen Stärken liegen in der Integration von Forschung, Entwicklung und Anwendung von Mikroelektronik, Sensorik, Big Data, Connectivity und Softwaretechnologie. Mit dem Aufbau des Hub wird der IT-Standort Sachsen noch attraktiver für internationale Investoren, Experten und Fachkräfte.“

Sebastian Werner von der TU Dresden führt eine Robotersteuerung per Sensorkleidung vor. Dies soll durch schnellen 5G-Mobilfunk zu einem Standard zum Beipsiel in Schutz-Laboren oder in der Telemedizin werden. Foto: Heiko Weckbrodt

Sebastian Werner von der TU Dresden führt eine Robotersteuerung per Sensorkleidung vor. Dies soll durch schnellen 5G-Mobilfunk zu einem Standard zum Beipsiel in Schutz-Laboren oder in der Telemedizin werden. Foto: Heiko Weckbrodt

Dresdner wollen Mikroelektronik, Forschung und 5G in die Waagschale werfen

Dabei wollen die Dresdner ihre besondere Stärken einbringen, die sie vor allem in ihrer Mikroelektronik- und Software-Industrie und im Entwicklungsvorsprung für den neuen 5G-Mobilfunk sehen. Von daher wundert es kaum, dass Software-Experte Frank Schönefeld vom Branchenverband „Silicon Saxony“ und T-Systems Dresden sowie die TU-Professoren Frank Fitzek und Gerhard Fettweis vom 5G Lab Germany das Hub-Konzept wesentlich mitentworfen hatte.

Der neue Supercomputer der TU Dresden. Im hochabgesicherten Server-Raum ist noch viel Platz für Erweiterungen. Foto: Heiko Weckbrodt

Der neue Supercomputer der TU Dresden. Im hochabgesicherten Server-Raum ist noch viel Platz für Erweiterungen. Foto: Heiko Weckbrodt

Und speziell die TU Dresden will ihre besonderen Kompetenzen in die Waagschale werfen: „Mit dem strategischen Aufbau des Lehmann-Zentrums als Zugangstor zu den Methoden- und Software-Kompetenzen der TU Dresden ist es schon jetzt gelungen, für neue Ansiedlungen wie DLR-Software-Institut und Digital Hub einen perfekten Nährboden bereitzustellen“, sagt Prof. Wolfgang E. Nagel, Direktor des Zentrums für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen der TUD. „Die Zusammenführung der Expertise unter ein Dach – in einem Gebäude – wird in der Zukunft nachhaltig zu neuen Wertschöpfungsketten führen und damit die Attraktivität des gesamten Standortes Sachsen stärken.“ Anwendungs-Chancen sehen die Uni-Experten beispielsweise in der „Industrie 4.0“, vernetzten und autonom fahrenden Autos, in der Elektromobilität, sowie Cyberphysikalischen Systemen (CPS) für „intelligente“ Produkte, Städte und Infrastrukturen.

Bitkom begrüßt Vorstoß der Sachsen

In einer ersten Reaktion begrüßte auch der deutsche Digitalwirtschaftsverband „Bitkom“ die Bewerbung der Sachsen: „Ein solcher Hub würde zum einen Dresden als international bedeutenden Halbleiterstandort stärken, zum anderen einen wichtigen Schub für die Digitalisierung der Industrie in ganz Deutschland schaffen“, kommentierte Dirk Röhrborn vom Bitkom-Präsidium. „Ziel der bundesweit maximal zwölf digitalen Hubs ist es, jeweils ein offenes, digitales Ökosystem rund um eine Leitindustrie zu bilden. In diesen physischen Orten kommen Branchenriesen, Mittelständler und Start-Ups zusammen mit Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Kapitalgebern und treiben so die digitale Transformation Deutschlands weiter voran.“

Dresdens Wirtschaftsbürgermeister und O-Kandidat Dirk Hilbert (FDP). Foto: Heiko Weckbrodt

Dresdens Wirtschaftsbürgermeister und O-Kandidat Dirk Hilbert (FDP). Foto: Heiko Weckbrodt

Und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) erklärte: „Im Zuge der Digitalisierung in der Wirtschaft werden sich viele Geschäftsmodelle wandeln.“ Dresden biete beste Voraussetzungen für einen „Smart Systems“ Hub. „Wir werden das Vorhaben weiterhin mit aller Kraft unterstützen und damit auch die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes Dresden sichern.“

Silicon Saxony hofft auf Impulse auch für Mittelstand

Der sächsische Hightech-Wirtschaftsverband „Silicon Saxony“ hofft durch den Hub auf Impulse auch für regionale Kleinunternehmen und Mittelständler. Die offizielle Bewerbung für den „Smart Systems Hub – Enabling the Internet of Things (IoT)“ werde der Freistaat im März beim Bundeswirtschaftsministerium einreichen. Die Entscheidung über die Aufnahme in das bundesweite Hub-Konzept wird für den Frühsommer 2017 erwartet.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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