VW-Manufaktur will 300 Leute beschäftigen
Dresden, 19. Dezember 2016. Nach dem Stopp für den Phaeton und einem Generalumbau der Gläsernen Volkswagen-Manufaktur Dresden wollen die Arbeiter und Ingenieure dort ihren ersten Elektro-Golf Anfang Januar 2017 bauen. Das hat der sächsische VW-Finanzchef Kai Siedlatzek angekündigt. „Ich bin sehr froh, dass wir nun diesen Schritt gehen“, kommentierte der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) gestern bei einem Manufaktur-Besuch die VW-Ankündigung. „Wenn Sachsen das Mobilitätsland der Zukunft sein will, dann mit Volkswagen.“
Dresdner bauen eGolfs für Europa, Wolfsburger für die US-Kunden
Montiert werde in der Manufaktur in der ersten Januar-Woche zunächst ein Test-Golf, um die umgebaute Fabrik zu testen, sagte Kai Siedlatzek. In der zweiten Januarwoche starte dann eine Vorserie, in der zweiten Märzhälfte die reguläre Produktion. dabei handelt es sich um eine überarbeitete 2017er Version des E-Golfs mit mehr Reichweite als der Vorgänger. Die Karosserien werden aus Wolfsburg kommen. Während die Dresdner elektrische Golfs für europäische Kunden montieren, spezialisieren sich die Wolfsburger auf eGolfs für den US-Markt.
Bis zu 500 Jobs in Phaeton-Spitzenzeiten
In der ersten Ausbauphase wird die Fabrik bis zu 35 eGolfs pro Tag montieren können und etwa 300 Mitarbeiter beschäftigen. Zum Vergleich: In den besten Auslastungszeiten hatten in der Gläsernen Manufaktur am Straßburger Platz bis zu 500 Beschäftigte die Oberklasse-Phaetons gebaut. Kurz vor dem Produktions-Ende für den Phaeton, als die Nachfrage schon deutlich gesunken war, hatte die Manufaktur dann nur noch rund 400 Mitarbeiter in Lohn und Brot.
Ein Teil der Dresdner Belegschaft ist inzwischen an anderen sächsischen VW-Standorten tätig. Ob sie alle letztlich nach Dresden zurückkehren und auf welche Produktionskapazität die Fabrik letztlich kommen mag, ließ der Finanz-Geschäftsführer aber vorerst offen.
„Ganz neues Kundenerlebnis“: Käufer darf selber schrauben
Zugleich versprach er „ein ganz neues Kundenerlebnis“: Anders als in der früheren Phaeton-Montage könne der Käufer eines Elektro-Golfs „Made in Dresden“ nicht nur von einer Glasbrücke aus bei der Produktion zusehen. Vielmehr kann er oder sie künftig den Monteuren direkt an der sogenannten Fertigungs-„Schuppe“ (eine Art Weiterentwickelung des Fließbands) über die Schulter schauen. Womöglich werden die Kunden auch die letzten Schrauben an ihrem Elektrogolf selbst anschrauben.
Von Tesla lernen heißt siegen lernen
Das neue Kundenerlebnis, das Volkswagen in der Manufaktur zelebrieren will, ist aber nur die eine Seite der Medaille. Der Konzern hat auch von Konkurrenten wie Tesla gelernt: Nur wer als Autobauer für Ladesäulen, Routenplanung und andere Infrastruktur sorgt, wird auch erfolgreich Elektroautos verkaufen können. Am besten gleich gekoppelt mit automatisch fahrenden Autos und intelligenten Verkehrssteuer-Konzepten für de ganze Stadt („Smart City“). Und eben dieses Zusammenspiel würden VW, Stadt und Land gern in Dresden zusammen erproben.
Wirtschaftsförderer Franke hofft auf Mitnahmeeffekte:
Daher erhofft sich der städtische Wirtschaftsförderungs-Chef Robert Franke neue ökonomische Perspektiven für Dresden, wenn ein global agierender Konzern wie VW hier die die Serienproduktion von Elektroautos beginnt. „Elektromobilität, Fahrer-Assistentsysteme und Smart-City-Konzepte sind noch neue Themen, die noch nicht durch andere Wirtschaftsstandorte völlig besetzt sind“, argumentiert er. Firmengründungen und Hunderte Jobs könnten sich in diesen Technologie-Segmenten für die Stadt ergeben.
Rund zehn Gemeinschaftsprojekte sind bereits geplant, wie VW-Standortsprecher Carsten Krebs und Chef-Wirtschaftsförderer Robert Franke auf Anfrage mitteilten. So will die Stadt dafür sorgen, das bisher erst rund 30 Säulen umfassende Netz aus Elektro-Tankstellen in Dresden zu vervielfachen. Auch planen VW und die Stadtverwaltung ein neuartiges Autoteil-Konzept („Car Sharing“) für die zu elektrifizierende Dienstwagenflotte der Behörden. Und die Volkswagen-Informatiker arbeiten derzeit an einer App für den Dresdner Stadtverkehr, die die Parkplatzsuche beschleunigen und die Staus in der City reduzieren soll.
Dresden soll eine „Smart City“ werden
Zudem will sich Robert Franke gemeinsam mit anderen Partnern um EU-Fördergelder bewerben, um „Smart City“-Konzepte in Dresden zu erproben. Insofern sehe er „ein Riesenpotenzial“ für Dresden, wenn sich VW, Forscher der TU und anderer Institute sowie Stadtverwaltung und weitere Institutionen für diese Zukunftsthemen zusammentun zusammen tun.
Autor: Heiko Weckbrodt
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!