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Virtuelle Welten: Smartes VR-Brillen-Set von Vodafone im Test

Komm mir vor wie ein Cyborg, aber das ist okay: Die VR-Brille von Vodafone im Praxistest. Foto: Heiko Weckbrodt

Komm mir vor wie ein Cyborg, aber das ist okay: Die VR-Brille von Vodafone im Praxistest. Foto: Heiko Weckbrodt

Kombination aus Brillengehäuse und Smartphone

Während viele Technikfreunde wie fixiert daraufgewartet haben, dass Facebook und Google ihre Digitalbrillen endlich auf den deutschen Markt bringen, hat sich derweil längst eine Szene mit alternativen Techniklösungen für die Projektion für Virtuelle und Erweiterte Welten (VR und AR) entfaltet. Dazu gehört auch ein von Vodafone vertriebenes VR-Set (Virtual Reality = VR). Das besteht aus einem Brillengehäuse (Smart VR-Brille) und einem leistungsfähigen Mobiltelefon (Smart platinum 7) mit OLED-Bildschirm und sehr guter technischer Ausrüstung aus chinesischer Produktion. Startet der Nutzer die VR-Apps auf dem Telefon und steckt es in das Brillengehäuse, kann er oder sie wie bei einer Profi-VR-Brille 360-Grad-Fotos und Videos angucken und Panorama-Spiele zocken. Unser Eindruck beim Test: Das Smart-Set von Vodafone liefert bereits beeindruckende visuelle Erlebnisse, bedarf aber noch weiterer Verbesserung.

Modulares Konzept eröffnet Aufrüstungs-Spielraum

Und gerade für solche Weiterentwicklungen ist das modulare Technikkonzept, auf das der Telekommunikationskonzern hier setzt, eine gute Basis: Das Smartphone sorgt hier für die Datenverarbeitung und die Projektion zweier Bildschirme vor den Augen des Betrachters, um den 360-Grad-Effekt zu erzeugen. Und das heißt eben auch: Mit besseren Apps oder einem neuen Smartphone lässt sich die Brille auch künftig nutzen und aufrüsten.

In das das Brillengehäuse steckt man vorne das Smartphone ein. Mit den Riemchen lässt sich das Set an die Kopfgröße anpassen. Foto: Vodafone

In das das Brillengehäuse steckt man vorne (unter die schwarze Blende) das Smartphone ein. Mit den Riemchen lässt sich das Set an die Kopfgröße anpassen. Foto: Vodafone

Auch 360-Grad-Apps aus der Welt der Google-Cardboards nutzbar

Anders als bei einer „Oculus Rift“ oder anderen Spezialbrillen ist der Nutzer hier zudem nicht auf die Inhalte angewiesen, die der Hersteller freigibt. Das Smart-Set kann mit Demo-Apps wie „Jaunt VR“ genutzt werden, aber auch mit den vielen Apps und Videos, die in der Google-Ökosphäre für die einfacher gestrickten Google-Cardboard-Brillen entstanden sind. Dazu gehören auch 360-Grad-Videos, die bei der Google-Tochter Youtube zu finden sind, beeindruckende Panorama-Fotos und vieles mehr. In der von Vodafone empfohlenen App „Jaunt VR“ wiederum findet der Nutzer 3D- bzw. 360-Grad-Videos, Horrorfilme und -spiele und andere Kostproben.

Das Platinum-Smartphone 7 mit dem VR-Brillengehäuse, das es bei einem Vertrag zum Aufpreis von ca. 30 Euro zum Smartphone dazu gibt., Abb.: Vodafone

Das Platinum-Smartphone 7 mit dem VR-Brillengehäuse, das es bei einem Vertrag zum Aufpreis von ca. 30 Euro zum Smartphone dazu gibt., Abb.: Vodafone

Viele Horror-Szenarien unter den Kostproben

In diesen teils computergenerierten, teils panorama-gefilmten Szenen kann der Nutzer dann in alle Richtungen schauen, sich auch darin bewegen – eben so, als ob er oder sie nicht nur von außen draufschauen würde, sondern mitten im Geschehen dabei ist. Stark ist dabei die Verführung, mit den Protagonisten mitzulaufen, wenn die beispielsweise durch lange Gänge rennen oder Labyrinthe erkunden. Aber Vorsicht: Wer nicht aufpasst, stößt bald im Wohnzimmer daheim gegen Tisch, Stuhl oder Wand – also sollte man diesem Impuls nicht zu sehr nachgeben.

Abtauchen in virtuelle Welten: Ein Mädchen probiert während der Wissenschaftsnacht in Dresden eine "Virtual Reality"-Datenbrille im TU-Hörsaalzentrum aus.

Abtauchen in virtuelle Welten: Ein Mädchen probiert während der Wissenschaftsnacht in Dresden eine „Virtual Reality“-Datenbrille im TU-Hörsaalzentrum aus.

Starke Sogwirkung, aber Bildquali ist (noch) zu niedrig

Und damit sind wir auch bei den Pluspunkten dieser VR-Brillenlösung: Sie bietet enorm viele Szenarien zum Ausprobieren. Und die Sogwirkung der Computerwelten, in denen man sich mittendrin wähnt, ist erheblich. Aber: Die Bildqualität und Performance sind noch viel zu schwach, damit dieses – an für sich beeindruckende – visuelle Erlebnis wirklich stundenlang Spaß machen könnte. Die zu niedrigen Bildwiederhol-Raten können schnell zu Schwindelgefühlen ähnlich wie bei den ersten 3D-Action-Spielen in den 1990ern sorgen. Und ohnehin müssen die Smartphone-Hersteller und App-Programmierer auch das Akku-Problem erst noch besser in den Griff bekommen: Virtuelle Raumbild-Szenarien darzustellen und dies auch noch auf einem für zwei Augen aufgeteilten Bildschirm zieht eben ordentlich Strom. Etwa ein Prozent Akku-Ladung pro Minute (oder mehr) sollte man da einkalkulieren. Und: Das Gehäuse des VR-Brille ist zwar durch verstellbare Riemen an verschiedene Kopfgrößen anpassbar, aber für Träger „normaler“ optischer Brillen nicht wirklich geeignet.

Fazit: beeindruckend, aber Luft nach oben bleibt

Das Smarte VR-Brillenset von Vodafone hat uns im Test beeindruckt – und deutet schon jetzt an, wo die technologische Reise in naher Zukunft hinführt. Vollkommen ausgereift ist die Technik aber noch nicht: Für echten Langzeitspaß müssen Darstellungsqualität und -geschwindigkeit noch deutlich besser werden. Das Smartphone selbst ist eine chinesische Spezialanfertigung für Vodafone und technisch sehr gut ausgestattet, unter anderem mit OLED-Display und Fingerabdruck-Sensor.

Autor: Heiko Weckbrodt

Vodafone Smart platinum 7 und Smart VR-Brille, Modulare Virtual-Reality-Brille, Vertrieb durch Vodafone, hergestellt durch TCL in China

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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